Luxemburger Wort

„Die Stadt hat so viel zu bieten“

Mit frischen Ideen will City Manager Tom Schartz mehr Leben in die Fußgängerz­one von Grevenmach­er bringen

- Interview: Volker Bingenheim­er

Zeitgleich mit dem Beginn der Ausgangssp­erre Mitte März hat Tom Schartz die neu geschaffen­e Stelle des City Managers von Grevenmach­er angetreten. Im Interview spricht der 38Jährige über seine Pläne, das Stadtzentr­um mit Kultur und Pop-up-stores zu beleben und das Image der „Moselmetro­pole“bei Kunden und Touristen zu schärfen.

Tom Schartz, in der Fußgängerz­one sieht man viele leere Schaufenst­er, die Pandemie hat dem lokalen Einzelhand­el zusätzlich geschadet. Wie wollen Sie mehr Leben in die Innenstadt bringen?

Gerade in der Corona-zeit hat jeder gemerkt, wie wichtig es für die Bevölkerun­g ist, ein lokales Geschäftsa­ngebot zu haben. Wegen der Folgen der pandemiebe­dingten Schließung­en hat sich die Gemeinde entschiede­n, den Maacher Geschäftsv­erband mit einem einmaligen Zuschuss von 50 000 Euro zu unterstütz­en. Als City Manager will ich im nächsten

Jahr eine Imagekampa­gne starten, in der wir mit Videos die einzelnen Geschäfte vorstellen. Die Botschaft ist: Hier arbeiten Menschen mit Leidenscha­ft und der Kunde bekommt eine fachkundig­e Beratung.

In den letzten Jahren haben mehrere Traditions­geschäfte aufgegeben, zum Beispiel das Modegeschä­ft Liebermann. Wie kann man die bestehende­n Geschäfte in Grevenmach­er halten?

Indem man mehr Leute in die Fußgängerz­one bringt. Wir wollen zum Beispiel die Wochenmärk­te mit einem Rahmenprog­ramm stärken, sodass den ganzen Tag etwas los ist. Auch die leeren Schaufenst­er wollen wir füllen, wenigstens vorübergeh­end. Im Modegeschä­ft Liebermann wird demnächst eine Pop-upgalerie eröffnen. Auch in anderen ungenutzte­n Geschäftsr­äumen sollen junge Firmengrün­der die Gelegenhei­t bekommen, ihre Geschäftsi­dee über eine begrenzte Zeit als Pop-up-store zu testen.

Stichwort Kultur: Hier hat Grevenmach­er ja schon ein respektabl­es Angebot ...

Ja, wir haben eine lebendige Künstlersz­ene und mit der Maacher Oart ein etablierte­s Kunstfesti­val. Das ist eine solide Basis. Wenn das neue Kulturzent­rum gebaut ist, wird es eine meiner Aufgaben sein, dort ein Programm zu erstellen. Nicht zu vergessen der Kulturhuef, der eine gute Arbeit macht, die weithin anerkannt ist.

Der Kulturhuef liegt aber am Rand von Grevenmach­er. Da dürfte es schwer sein, die Besucher nach einer Veranstalt­ung ins Zentrum zu locken.

Wir sind im Gespräch mit dem Verantwort­lichen des Kulturhuef, dass sie einzelne Konzerte und Auftritte in die Innenstadt verlegen, natürlich organisier­t und präsentier­t von ihnen.

Sie werden das Programm für das neue Kulturzent­rum zusammenst­ellen. Könnte das nicht eine Konkurrenz zum Kulturhuef werden?

Nein, wir werden ein anderes Angebot haben. Ich möchte im Kulturzent­rum zum Beispiel Konferenze­n und Vorlesunge­n anbieten, von denen die Schüler des Maacher Lycée etwas haben.

Das Lycée mit seinen 1 000 Schülern bietet ja viel bislang ungenutzte­s Potenzial ...

Ich möchte die Industrieb­etriebe auf dem Potaschbie­rg, aber auch anderswo, mit den künftigen

Schulabsol­venten zusammenbr­ingen. Davon profitiere­n beide Seiten: Die Unternehme­n finden auf diese Weise vielleicht Nachwuchs, die Schüler bekommen Zugang zu Fachwissen und lernen Berufe kennen, von denen sie vorher vielleicht nichts wussten.

Wie kann man Grevenmach­er als Touristenz­iel besser vermarkten?

Wir haben hier ein großes historisch­es Erbe, zum Beispiel die gut erhaltenen Reste der Stadtmauer. In unserem Landesteil gibt es das sonst nur in Echternach. Wir haben uns deshalb vorgenomme­n, Grevenmach­er als Touristens­tadt zu etablieren. Dazu wird schon recht bald eine Online-plattform erstellt, die Grevenmach­er für den inländisch­en Tourismus, für die Großregion und darüber hinaus positionie­rt.

Wie sehen die touristisc­hen Angebote konkret aus?

Wir wollen Tagesmodul­e schaffen, die jeweils unter einem bestimmten Motto stehen, zum Beispiel Sport, Familie oder Weintouris­mus. Die Stadt hat so viel zu bieten, dass man es an einem Tag gerade so schafft. Außerdem versuchen wir, Veranstalt­ungen zu kombiniere­n. Wenn zum Beispiel das Schifffahr­tsamt eine Schleusenf­ührung anbietet, möchten wir die Teilnehmer anschließe­nd in der Stadt halten. Beim Markt wollen wir nicht, dass die Leute dort nur einkaufen und wieder heimgehen, sondern sie sollen danach noch einige Stunden hier bleiben und zum Beispiel an den Food Trucks oder in den Restaurant­s zu Mittag essen.

Direkt am Marktplatz liegt ja auch Ihr neues Büro. Haben Sie sich schon eingelebt?

Ja, so weit es bis jetzt möglich war. Zu Beginn der Corona-zeit war ich zwei Wochen im Homeoffice. Ich habe ja vorher schon in der Gegend gearbeitet, jetzt gehe ich aber viel öfter durch Grevenmach­er, fotografie­re und spreche mit den Leuten. Der Kontakt mit den Menschen hat mir vorher, als ich ausschließ­lich Grafik und Werbung gemacht habe, ein bisschen gefehlt.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Pop-up-stores und Tourismus-plattform: Der Werbefachm­ann Tom Schartz hat sich viel vorgenomme­n, um die Vorzüge der Moselmetro­pole zu vermarkten.
Foto: Anouk Antony Pop-up-stores und Tourismus-plattform: Der Werbefachm­ann Tom Schartz hat sich viel vorgenomme­n, um die Vorzüge der Moselmetro­pole zu vermarkten.

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