„Wir sind keine Maschinen“
Mama-influencerin Natascha Bintz über den Sprung von der Miss- und Modelwelt ins Familienleben
Vor nicht allzu langer Zeit trat Natascha Bintz noch durch Modelaufträge, die Teilnahme an internationalen Misswahlen sowie einige Auftritte in französischen Fernsehrealityshows in Erscheinung. Doch seit ihrer Schwangerschaft vor rund zwei Jahren hat sich ihr Leben komplett verändert. Damals verkündete sie, sich bewusst als Single dafür entschieden zu haben, Mutter zu werden. Mittlerweile lässt die Luxemburger Influencerin rund 32 000 Follower auf Instagram (@nataschabintz) an ihrem privaten Glück teilhaben. Im Mittelpunkt steht dabei ihre eineinhalbjährige Tochter Adriana – und der wachsende Babybauch der 30-Jährigen. Im August wird die Unternehmerin zum zweiten Mal Mama. Das „Luxemburger Wort“hat anlässlich des anstehenden Muttertags mit ihr über ihr neues Leben und die damit verbundenen Herausforderungen gesprochen.
Natascha Bintz, Sie sind im siebten Monat schwanger. Wie geht es Ihnen?
Im Großen und Ganzen geht’s mir ganz gut. Ich habe zwar Rückenschmerzen, wenn ich mich anstrenge, aber das ist auch schon mein einziges Problem. Das Baby bewegt sich extrem viel, weil es mehr Platz hat als bei meiner ersten Schwangerschaft. Das kann auch mal schmerzhaft sein. Aber trotzdem ist es schön.
Wie haben Sie Ihre zweite Schwangerschaft in Zeiten der Corona-pandemie bislang erlebt?
Es ist wirklich schade, dass der Vater nicht zu den Ultraschalluntersuchungen mitgehen darf. Aber ansonsten kann ich mich nicht beschweren. Wenn man noch ein kleines Kind zu Hause hat, ist es nicht schlecht, nichts tun zu müssen während der Schwangerschaft. Langweilig wird es nicht. Und zum Glück darf der Vater während der Geburt auf jeden Fall dabei sein – das war in Luxemburg auch nie anders. Deswegen zerbreche ich mir auch nicht allzu sehr den Kopf darüber, auch wenn es im August bestimmt noch besondere Sicherheitsmaßnahmen geben wird.
Im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft ist diesmal der Vater Ihres Kindes an Ihrer Seite …
Ich bin sehr glücklich, dass er hier ist. Es ist natürlich immer schöner zu zweit als allein. Im Hinblick auf meine Schwangerschaft war der Zeitpunkt der Corona-krise für uns auch eher positiv. Dadurch konnte er die ganze Zeit zu Hause sein und mir mit der Kleinen helfen. So musste ich sie nicht ständig hochheben und konnte sie auch mal bei ihm lassen, wenn ich zum Arzt musste.
Als Sie vor fast genau zwei Jahren auf Instagram verkündet haben, sich bewusst dafür entschieden zu haben, alleine ein Kind zu bekommen, war das ein starkes Statement ...
Ich war Single und wollte unbedingt Mutter werden, war aber nicht bereit, eine Beziehung einzugehen. Ich bin dann geplant schwanger geworden, wobei Adrianas biologischer Vater bis heute keine Rolle in unserem Leben spielt. Man wird eh nicht durchs Blut zum Papa, sondern mit dem Herzen. In diesem Sinn ist mein Lebensgefährte auch der Vater meiner beiden Kinder. Davon abgesehen, ähnelt Adriana ihm mehr als mir. (lacht) Wir kennen uns nun schon seit über zehn Jahren, aber erst als Adriana sieben Monate alt war, haben wir richtig zueinandergefunden – auch weil ich durch die Mutterschaft eine andere Person geworden bin.
Wie waren damals die Reaktionen auf Ihr Schwangerschaftsouting?
Sobald mir klar war, wie ich mit der Sache umgehen will, war alles ganz einfach. Eines meiner Hauptziele war es, anderen Single-mamas ein Vorbild zu sein und ihnen Mut zu machen. Das hat auch geklappt. Ich habe sehr viel positives Feedback erhalten. Nicht so gut gefallen hat mir dagegen, dass in der Presse oder auch hinter meinem Rücken Dinge erzählt wurden, bei denen ich mir wirklich an den Kopf gefasst habe. Mir ist es am liebsten, die Leute fragen nach, als dass sie sich selbst eine Geschichte zusammenreimen oder eine erfundene Story weitererzählen.
Was war für Sie die größte Überraschung, als Ihre Tochter endlich auf der Welt war?
Während der Schwangerschaft habe ich mich hauptsächlich mit der Geburt beschäftigt und mich auch viel übers Stillen informiert. Aber man kann sich so viel vorab den Kopf zerbrechen wie man will: Am Ende ist es immer das Kind, das entscheidet, wo es langgeht. Beim Stillen hat sie sofort intuitiv gewusst, wie es geht – da habe ich mir völlig umsonst Gedanken gemacht. Überhaupt war alles einfacher, als ich erwartet habe. Und es war mir immer wichtig, mich nicht selbst zu verlieren. Wenn man müde ist, dann sollte man schlafen, während das Kind schläft und nicht glauben, unbedingt den Haushalt schmeißen zu müssen. Wir sind keine Maschinen. Die Zeit im Wochenbett zehrt an den Kräften. Und natürlich gibt es auch schlechte Momente, aber die positiven machen sie schnell wieder vergessen.
Als Neumama haben Sie sicherlich viele gut gemeinte Ratschläge bekommen ...
Oh, das habe ich wirklich gehasst! Vor allem bei meiner ersten
Schwangerschaft haben mir viele ungefragt irgendwelche Horrorgeschichten erzählt. „Du wirst sehen: Du wirst nie wieder schlafen. Du wirst sterben bei der
Geburt …“Schwangere Frauen machen sich bereits genug Sorgen, da muss man sie nicht noch zusätzlich mit Dingen belasten, die sie vielleicht nie erleben werden. Ich habe aus diesem Grund auch viele Freundschaften gekappt. Ich kann keine Negativität in meinem Leben gebrauchen.
Inwiefern hat Ihre neue Rolle
Ihr Leben verändert?
Ich bin definitiv organisierter und ernster geworden und ziehe die Dinge bis zum Ende durch. Außerdem dreht sich jetzt alles um die Kinder. Vorher war ich der Mittelpunkt meiner Welt – was ja normal ist. Ich bin viel gereist und war in über 25 Ländern. Ich war nie länger als drei Monate am Stück zu Hause und bin auch viel ausgegangen. Ich habe halt von meinen Zwanzigern profitiert. Und ich glaube, dass ich genau dadurch mein Leben als Mutter jetzt voll und ganz genießen kann. Ich bin richtig häuslich geworden – und glücklich darüber.
Vermissen Sie gar nichts an Ihrem früheren Leben?
Ich würde lieber wieder alleine aufs Klo gehen, als dass Adriana mir immer hinterherläuft. (lacht)
Aber ansonsten nein. Sogar als ich noch Single war, habe ich Adriana mit nach Paris oder Brüssel genommen. Auch mit Kindern kann man noch durch die Welt reisen.
Was bereitet Ihnen am meisten Freude am Muttersein?
Jetzt, wo sie anfängt mit reden, sind es natürlich ihre ersten Worte. Und wenn sie mich lange ankuckt und mir mit ihren Augen sagt, dass sie mich lieb hat. Oder einfach nur, wenn sie sich freut. Ihre Freude ist meine Freude. Umgekehrt macht es mich dann aber auch komplett fertig, wenn sie ihre Krisen schiebt. Es ist wichtig, sich da nicht hineinzusteigern. Wobei es natürlich Momente gibt, in denen einem einfach die Decke auf den Kopf fällt.
Was war bislang Ihre größte Herausforderung?
Kind und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Hat man das geschafft, kann man echt stolz auf sich sein. Ich bin sehr dankbar, dass meine Eltern mich unterstützt haben, indem sie viel auf die Kleine aufgepasst haben, während ich gearbeitet und meine Ausbildung auf dem Weg in die Selbstständigkeit gemacht habe. Es soll auch niemand von einer Mutter verlangen, im Homeoffice
Ich bin richtig häuslich geworden – und glücklich darüber.
Ich kann keine Negativität in meinem Leben gebrauchen. Deswegen habe ich auch viele Freundschaften gekappt.
zu arbeiten, während das Kind daneben sitzt. Das ist unmöglich! Je weniger Beachtung man ihnen schenkt, umso mehr buhlen sie um Aufmerksamkeit. Ich finde es auch schlimm, dass einige Arbeitgeber den Müttern ein schlechtes Gewissen machen, wenn sie zu Hause bleiben, weil die Kinder noch nicht wieder in die Tagesstätte dürfen. Da merkt man, dass viele keine Kinder haben oder sich nie wirklich um sie kümmern mussten. Aber nicht nur in Corona-zeiten, sondern auch nach dem Elternschaftsurlaub ist die Rückkehr in die Berufswelt nicht einfach. Vor allem, wenn man stillt.
Hat sich durch die Mutterschaft Ihr Blick auf die Leistungen Ihrer eigenen beziehungsweise anderer Mütter verändert?
Ja. Meine biologische Mutter hat uns verlassen als ich zehn war, weil sie ein neues Leben beginnen wollte. Meine Schwester war erst zwei. Wie man seine Kinder einfach so zurücklassen kann, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Jetzt wo ich selbst Mutter bin, noch weniger. Die Motivation, für meine Kinder da zu sein, ist deshalb umso größer.