Außergewöhnliche Zeiten
Ein Blick auf noch die dagewesene Daten, Zahlen und Fakten aus der Wirtschaft
Eine noch die nie dagewesene Krise, eine historisch beispiellose Dimension in vielerlei Hinsicht ... Die globale Corona-pandemie – mehr als 450 000 Personen sind bisher nach einer Infektion mit Sars-cov2 gestorben; mehr als 8,4 Millionen Menschen sind positiv getestet worden – hat die am stärksten betroffenen Länder zu drastischen Maßnahmen gezwungen. Um der Wirtschaft durch die Corona-krise zu helfen hat auch die luxemburgische Regierung ein ganzes Arsenal finanzieller Unterstützungsmaßnahmen ergriffen; sie werde „alles Menschenmögliche tun, um Arbeitsplätze zu retten“, unter dem Motto „koste es, was es wolle“.
165 000 Menschen
„Was auch immer es kosten mag“– das stellt die luxemburgische Wirtschaft vor nie dagewesene Herausforderungen und ... Zahlen. So waren etwa vor der Wiedereröffnung der Baustellen rund 165 000 Menschen in Luxemburg von den beiden Maßnahmen „Kurzarbeit“und „Urlaub aus familiären Gründen“betroffen, das heißt mehr als ein Drittel der Mitarbeiter in Luxemburg. Diese Zwangspause zwischen dem 16. März und dem 25. Mai entspricht laut Statec 43,5 Millionen arbeitsfreier Stunden und einer Verkürzung der Arbeitszeit um 5,7 Prozent im Jahr 2020. Und: Die Maßnahmen könnten dem Staat mehr als eine Milliarde Euro kosten. Nach Angaben der Inspection générale de la sécurité sociale (IGSS) waren rund 30 000 Haushalte vom Urlaub aus familiären Gründen betroffen. Das Statistikamt Statec hat somit eine erste Einschätzung über die damit verbundenen verlorenen Stunden veröffentlicht. Auf Basis der am 10. April verfügbaren Daten würden 7,2 Millionen Arbeitsstunden verloren gehen, was zu einer Verringerung der Arbeitszeit um 1,1 Prozent im Jahr 2020 führen würde. Zudem würden sich die Kosten für den Staat auf 160 Millionen Euro belaufen.
135 000 Menschen
Laut Angaben des Statec haben bis zum 4. Mai rund 14 690 Unternehmen hierzulande Kurzarbeit in Anspruch genommen; 135 000 Beschäftigte, also etwa ein Drittel aller Angestellten, sind in der Corona-krise in Kurzarbeit geschickt worden. Das Hotel- und Gaststättengewerbe und das Baugewerbe sind die am stärksten betroffenen Branchen: 80 Prozent der Beschäftigten traten die Kurzarbeit an, wobei fast alle Unternehmen nach den eingeführten Beschränkungen der Regierung schließen mussten. Dafür wurden laut Statec 192 Millionen Euro im März und 387 Millionen Euro im April ausgegeben, „das heißt insgesamt 580 Millionen Euro, gegenüber etwa drei Millionen pro Monat in Normalzeiten.“
12-mal mehr
In den Monaten März und April 2020 waren 135 000 Personen in Kurzarbeit, etwa 30 Prozent aller Beschäftigten des Landes. Der Statec weist darauf hin, dass diese Anteile viel höher sind als während der Finanzkrise von 2009: „bis zu 12-mal mehr, wenn man den Höchststand im April 2020 mit dem im Juni 2019 vergleicht“. Im Juni 2009 seien „nur“3,4 Prozent der Arbeitnehmer betroffen gewesen. „Berücksichtigt man die Angestellten, die die Maßnahme am
Ende tatsächlich in Anspruch genommen haben, so verringert sich die Quote auf 1,7 Prozent“, stellt der Statec fest. Bemerkenswert ist auch, dass die im Jahr 2009 genehmigten Anträge zu Kosten in Höhe von 134 Millionen Euro geführt haben – für 2020 geht der Statec von 799 Millionen Euro aus.
Als positiv kann man hervorheben, dass die Maßnahmen der Regierung die negativen Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigten weitgehend begrenzen werden. „Ohne Kurzarbeit und Urlaub aus familiären Gründen würde die inländische Beschäftigung im Jahr 2020 im Jahresdurchschnitt um 15 000 Personen abnehmen, was zu einem Rückgang von 2,2 Prozent führen würde“, so der Statec in seiner „Note de conjoncture“.
Eine Milliarde Euro
Die Maßnahmen, die die Regierung zur Unterstützung der Wirtschaft ergriffen hat, werden nicht nur den Anstieg der Arbeitslosigkeit begrenzen, sondern auch das Wachstum des gesamten Haushaltseinkommens fördern. „Das durchschnittlich verfügbare Einkommen der Haushalte könnte somit in den beiden Jahren 2020 und 2021 um fast drei Prozent steigen“, schreibt der Statec. Trotz steigender Einkommen sind die Konsumausgaben zusammengebrochen. Während dem Lockdown wird der maximale Rückgang des Verbrauchs im zweiten Quartal auf 20 Prozent geschätzt, was zu einem Rückgang von sechs Prozent im gesamten Jahr 2020 führen wird. Andererseits rechnet der Statec mit zusätzlichen Einsparungen von rund einer Milliarde Euro im Jahr 2020. „Die Sparquote würde damit um sieben Prozentpunkte auf fast 28 Prozent des verfügbaren Einkommens steigen, „eine noch nie dagewesene Situation.“
Minus sechs Prozent
Laut Statec werden sich die öffentlichen Finanzen erheblich verschlechtern. Die Maßnahmen zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen – die rund 1,5 Milliarden Euro oder 2,5 Prozent des BIP darstellen – würden die Ausgabenseite stark belasten. Rechne man die Kosten für die Gesundheitsmaßnahmen hinzu, dürfte die Coronakrise in diesem Jahr zu einem Anstieg der öffentlichen Ausgaben um 12 Prozent führen. Der Haushaltssaldo wird sich voraussichtlich von 2,2 Prozent des BIP im Jahr 2019 auf -6 Prozent in diesem Jahr (oder -3,5 Milliarden Euro) drastisch verschlechtern. Das Statistikamt spricht von einem bisher nie da gewesenen Defizit: In den letzten 25 Jahren habe Luxemburg nur dreimal ein Defizit von jeweils knapp einem Prozent des BIP verzeichnet.
Minus 25 Prozent
Das nationale Statistikamt verweist auf „einen Rückgang der Aktivitäten um etwa 25,8 Prozent im Zusammenhang mit der Covid-19pandemie“. Am stärksten betroffen sind die Wirtschaftsbranchen, die direkt von einem vollständigen oder teilweisen Tätigkeitsverbot betroffen waren, etwa das Baugewerbe (-90 Prozent), das Hotelund Gaststättengewerbe (-90 Prozent) und der Handel (-39 Prozent).
Corona stellt die Finanzkrise 2009 in den Schatten.