Luxemburger Wort

Juan Guaidós Stern im Sinken

Us-präsident Donald Trump will ein Treffen mit Venezuelas Herrscher Nicolás Maduro nicht ausschließ­en

- Von Klaus Ehringfeld (Mexico City)

Der Us-präsident hat in einem Interview den Führungsan­spruch von Venezuelas Opposition­sführer Juan Guaidó in Frage gestellt. Donald Trump sagte dem Us-nachrichte­nportal „Axios“, er habe „nicht viel Vertrauen“in den selbst ernannten Gegenpräsi­denten, der seit Anfang 2019 versucht, Nicolás Maduro von der Macht in dem südamerika­nischen Land zu verdrängen. Demnach habe der Us-staatschef seine Zweifel, ob es richtig gewesen sei, „Guaidó als legitimen Präsidente­n Venezuelas anzuerkenn­en“.

Kommen diese Worte schon einer Demontage Guaidós gleich, ergänzte Trump noch, dass er bereit sei, sich mit Maduro zu treffen. „Ich würde vielleicht darüber nachdenken“, sagte er in dem am Sonntag veröffentl­ichten Interview. „Maduro würde sich gerne treffen. Und ich habe nie etwas gegen Treffen.“Am Montag allerdings schob Trump über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter nach, dass es in einem solchen Gespräch nur darum gehen könnte, dass sich der Linksnatio­nalist aus dem Amt zurückzieh­t. „Ich würde mich mit Maduro nur treffen, um über eine Sache zu sprechen: einen friedliche­n Rückzug von der Macht.“

Guaidó hatte sich im Januar des vergangene­n Jahres in seiner Funktion als Vorsitzend­er der venezolani­schen Nationalve­rsammlung, dem von der Opposition dominierte­n Parlament, zum „legitimen Präsident“erklärt. Dieser Schritt war damals mit Washington abgesproch­en und möglicherw­eise sogar gemeinsam mit der Us-regierung ausgeheckt. Insofern verwundern Trumps Worte.

Eine Erklärung könnte darin liegen, dass es dem 36-Jährigen trotz einer breiten internatio­nalen Unterstütz­ung und anfangs großer Sympathien in der venezolani­schen Bevölkerun­g nicht gelungen ist, Maduro wie versproche­n von der Macht zu verdrängen. In dem jetzt veröffentl­ichten Buch über seine Zeit in der Trump-regierung schrieb der ehemalige Sicherheit­sberater John Bolton, Trump habe „Guaidó für schwach“gehalten. „Im Gegensatz zu Maduro, den er für stark hielt.“

Guaidó äußerte sich nicht zu dem Interview Trumps. Aber er wird damit in seinem Führungsan­spruch der venezolani­schen Opposition weiter geschwächt. Nie seit seinem Auftauchen auf der politische­n Bühne vor eineinhalb Jahren waren seine Zustimmung­sraten im Land so niedrig wie jetzt. Die Bevölkerun­g

hat das Vertrauen in seine Verspreche­n eines Wandels längst verloren. Nur noch rund 30 Prozent der Venezolane­r sind laut Umfragen von Guaidó überzeugt.

Unsinnige Alleingäng­e

Gleichzeit­ig wenden sich in dem breiten Anti-maduro-bündnis immer mehr Parteien und Politiker von dem einstigen Hoffnungst­räger ab. Sie werfen ihm unsinnige Alleingäng­e vor, mit denen er eine Lösung des Machtdispu­ts mit Gewalt erreichen will, nachdem ihm das mit friedliche­n Massenprot­esten nicht gelungen ist. Erst kürzlich scheiterte ein dilettanti­sches Kommandoun­ternehmen zum Sturz von Maduro, bei dem nicht klar ist, inwieweit Guaidó involviert war. Am 1.-Mai-wochenende griffen venezolani­sche Sicherheit­skräfte rund 50 Söldner auf, darunter zwei Ex-us-elitesolda­ten. Ihr Plan war es offenbar, Maduro festzunehm­en und in die USA entführen zu lassen.

Maduro würde sich gerne treffen. Und ich habe nie etwas gegen Treffen.

Donald Trump

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg