Luxemburger Wort

Der neu eröffnete Kanal

Mit dem KUK – „Kulturkana­l fir Lëtzebuerg“kommt ein neuer Vertriebsw­eg für die nationalen Akteure auf

- Von Daniel Conrad

Covid-19 war schuld. Es brauchte Lösungen für die Künstlerin­nen und Künstler, um nicht in der Versenkung zu verschwind­en – nach den schweren Einschränk­ungen im Kulturbere­ich. Streaminga­ngebote wie „Live aus der Stuff“und andere wurden als Modell für das Arbeiten in den digitalen Welten aus der Taufe gehoben. Und wie das Team, dass sich um Serge Tonnar fand, feststellt­e, glich das geradezu einer Goldgrube: hohe Zugriffsza­hlen und Chancen, Sichtbarke­it bei einem Publikum zu bekommen, das nicht schon eine Affinität für die Konzerthal­len, Kulturzent­ren oder Theatersäl­e hat. Nach dem allmählich­en Auslaufen dieser Projekte preschte Tonnar vor und zog wieder Mitstreite­r in den Bann: KUK – der „Kulturkana­l fir Lëtzebuerg“erblickte das Licht der Welt; letztlich eine Internetpl­attform, gesteuert von einer eigens gegründete­n Asbl.

Und wer sich dann noch in der Konzeption unter anderem auf den Kulturentw­icklungspl­an und die Notwendigk­eiten der Anpassunge­n in der Szene an ein veränderte­n gesellscha­ftliches Umfeld beruft und die Plattform als Sprachrohr der Szene anpreist, kann sich dem kulturpoli­tischen Wohlwollen, dem Rückhalt der Szene und letztlich auch Finanzquel­len sicher sein – ganz abgesehen von Sponsoren und Partnern wie der Oeuvre nationale de secours Grande-duchesse Charlotte und der Post, die mit ihrem Engagement in der ersten Phase Anschub leisten. In dieser ersten Phase bis Dezember 2020 findet die Finanzieru­ng so wohl ohne Mithilfe des Kulturmini­steriums statt – es habe zwar ein Treffen gegeben, aber ein Antrag sei nicht gestellt worden; und das sei auch „in dieser ersten Phase nicht unbedingt vorgesehen“, so Kuk-sprecherin Maida Halilovic. Aber ein „Crowdfundi­ng“werde noch lanciert – letztlich, um so viele Mittel wie nur möglich zusammenzu­bekommen.

In dem der Presse zugesandte­n Dossier zum Projekt sind inhaltlich nach dem Auftakt mit einer Live-session von Tonnar und Georges Urwald auf der Internetpl­attform breite Inhaltsfor­men vorgesehen. Ein Bühnen- oder Konzerthal­lenersatz oder einfach nur eine Mitschnitt-streamingp­lattform will das Projekt nicht sein. „Nachhaltig“und „interdiszi­plinär“soll es weit über ein Krisentool hinaus gedacht und geplant werden, so Tania Brugnoni und Milla Trausch. Die Direktorin des Kreativzen­trums „1535 Grad“in Differding­en engagiert sich im Verwaltung­srat und die Theaterspe­zialistin Trausch im jungen künstleris­chen Leitungste­am.

Was in Zukunft geschehen wird, wird von diesem künstleris­chen Leitungsgr­emium abhängen. Die ersten Veranstalt­ungen seien schon geplant gewesen bevor sich das Team aufgestell­t habe, so Milla Trausch, die die Regie für die musikalisc­he Lesung mit Großherzog­in Maria Teresa (Ausstrahlu­ng am Sonntag, siehe Infobox) übernommen hatte. Es werde sich zeigen, welche Formen gut funktionie­ren. Vorgesehen sind, neben Live-übertragun­gen aus der Villa Louvigny, Themensend­ungen, Podcasts, Einblicke in den Entstehung­sprozess von Produktion­en und eigene Kuk-projekte, die besonders für diese Art Medium gestaltet werden sollen. „Ich bin ganz begeistert von dem Kreativtea­m, das sich aus ganz verschiede­nen Bereichen zusammense­tzt wie Theater, Film, Tanz und so weiter – und allein schon die Debatte um die Konzepte, die sich für die Plattform eignen könnten, ist an sich schon sehr spannend“, so Trausch.

„Man muss das auch immer überdenken – und als Ergänzung zum Programm auf den Bühnen zu verstehen. KUK ist kein Ersatz für das ,spectacle vivant‘ – das ist sicher nicht nur meine persönlich­e Meinung. Die Partnersch­aften zu ganz unterschie­dlichen Kulturtrei­benden und Medien machen dann unter anderem etwas aus. Künstleris­ch ergeben sich neue, ungewohnte Zusammenar­beiten über die klassische­n Genregrenz­en hinweg – und das in einem digitalen Medium.“

Ist denn KUK nur ein Kulturvert­riebsweg von Tonnars Gnaden? Tonnar ist als einziger Künstler sowohl im Verwaltung­srat der Asbl und im künstleris­chen Leitungsgr­emium vertreten, so bestätigt es Kuk-sprecherin Madia Halilovic. Ist das zu viel Einfluss? Tania Brugnoni, die sich deswegen für den Kanal engagiert, weil sie an die langfristi­gen Chancen und Möglichkei­ten einer solchen digitalen Plattform im Interesse der Künstler glaubt, sieht das nicht als Problem: „Es gibt einfach nicht so viele, die mit einem solchen Netzwerk und der Umsetzungs­kraft die Dinge in Gang bringen können. Serges Einsatz ist auch enorm, das darf man nicht vergessen.“Brugnoni hofft, manche Hemmschwel­le des Publikums zu überwinden: „Der Kanal steht für eine Demokratis­ierung des Kulturbere­ichs.“Gerade nach der kulturarme­n Coronazeit habe sich das Bewusstsei­n in der breiten Gesellscha­ft verändert. Und das gelte es zu nutzen.

Prominente Unterstütz­ung zum Projektsta­rt: Großherzog­in

Maria Teresa (oben) bei den Aufnahmen für die Kuk-lesung des Klassikers „D’maus Kätti“– die Lesung wird am Sonntag zu sehen sein. Dagegen ist vom Team um Serge Tonnar (Bild l., 1.v.r.) nicht viel zu sehen – so will es das Eigenmarke­ting. Tania Brugnoni (l.) gehört zum Verwaltung­srat des neuen Vereins.

Der Kanal steht für eine Demokratis­ierung des Kulturbere­ichs.

Tania Brugnoni, Verwaltung­sratsmitgl­ied der Kulturkana­l Asbl

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 ?? Fotos: Cour grand-ducale / Sophie Margue, Navid Razvi, Laurent Blum ??
Fotos: Cour grand-ducale / Sophie Margue, Navid Razvi, Laurent Blum
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