Der neu eröffnete Kanal
Mit dem KUK – „Kulturkanal fir Lëtzebuerg“kommt ein neuer Vertriebsweg für die nationalen Akteure auf
Covid-19 war schuld. Es brauchte Lösungen für die Künstlerinnen und Künstler, um nicht in der Versenkung zu verschwinden – nach den schweren Einschränkungen im Kulturbereich. Streamingangebote wie „Live aus der Stuff“und andere wurden als Modell für das Arbeiten in den digitalen Welten aus der Taufe gehoben. Und wie das Team, dass sich um Serge Tonnar fand, feststellte, glich das geradezu einer Goldgrube: hohe Zugriffszahlen und Chancen, Sichtbarkeit bei einem Publikum zu bekommen, das nicht schon eine Affinität für die Konzerthallen, Kulturzentren oder Theatersäle hat. Nach dem allmählichen Auslaufen dieser Projekte preschte Tonnar vor und zog wieder Mitstreiter in den Bann: KUK – der „Kulturkanal fir Lëtzebuerg“erblickte das Licht der Welt; letztlich eine Internetplattform, gesteuert von einer eigens gegründeten Asbl.
Und wer sich dann noch in der Konzeption unter anderem auf den Kulturentwicklungsplan und die Notwendigkeiten der Anpassungen in der Szene an ein veränderten gesellschaftliches Umfeld beruft und die Plattform als Sprachrohr der Szene anpreist, kann sich dem kulturpolitischen Wohlwollen, dem Rückhalt der Szene und letztlich auch Finanzquellen sicher sein – ganz abgesehen von Sponsoren und Partnern wie der Oeuvre nationale de secours Grande-duchesse Charlotte und der Post, die mit ihrem Engagement in der ersten Phase Anschub leisten. In dieser ersten Phase bis Dezember 2020 findet die Finanzierung so wohl ohne Mithilfe des Kulturministeriums statt – es habe zwar ein Treffen gegeben, aber ein Antrag sei nicht gestellt worden; und das sei auch „in dieser ersten Phase nicht unbedingt vorgesehen“, so Kuk-sprecherin Maida Halilovic. Aber ein „Crowdfunding“werde noch lanciert – letztlich, um so viele Mittel wie nur möglich zusammenzubekommen.
In dem der Presse zugesandten Dossier zum Projekt sind inhaltlich nach dem Auftakt mit einer Live-session von Tonnar und Georges Urwald auf der Internetplattform breite Inhaltsformen vorgesehen. Ein Bühnen- oder Konzerthallenersatz oder einfach nur eine Mitschnitt-streamingplattform will das Projekt nicht sein. „Nachhaltig“und „interdisziplinär“soll es weit über ein Krisentool hinaus gedacht und geplant werden, so Tania Brugnoni und Milla Trausch. Die Direktorin des Kreativzentrums „1535 Grad“in Differdingen engagiert sich im Verwaltungsrat und die Theaterspezialistin Trausch im jungen künstlerischen Leitungsteam.
Was in Zukunft geschehen wird, wird von diesem künstlerischen Leitungsgremium abhängen. Die ersten Veranstaltungen seien schon geplant gewesen bevor sich das Team aufgestellt habe, so Milla Trausch, die die Regie für die musikalische Lesung mit Großherzogin Maria Teresa (Ausstrahlung am Sonntag, siehe Infobox) übernommen hatte. Es werde sich zeigen, welche Formen gut funktionieren. Vorgesehen sind, neben Live-übertragungen aus der Villa Louvigny, Themensendungen, Podcasts, Einblicke in den Entstehungsprozess von Produktionen und eigene Kuk-projekte, die besonders für diese Art Medium gestaltet werden sollen. „Ich bin ganz begeistert von dem Kreativteam, das sich aus ganz verschiedenen Bereichen zusammensetzt wie Theater, Film, Tanz und so weiter – und allein schon die Debatte um die Konzepte, die sich für die Plattform eignen könnten, ist an sich schon sehr spannend“, so Trausch.
„Man muss das auch immer überdenken – und als Ergänzung zum Programm auf den Bühnen zu verstehen. KUK ist kein Ersatz für das ,spectacle vivant‘ – das ist sicher nicht nur meine persönliche Meinung. Die Partnerschaften zu ganz unterschiedlichen Kulturtreibenden und Medien machen dann unter anderem etwas aus. Künstlerisch ergeben sich neue, ungewohnte Zusammenarbeiten über die klassischen Genregrenzen hinweg – und das in einem digitalen Medium.“
Ist denn KUK nur ein Kulturvertriebsweg von Tonnars Gnaden? Tonnar ist als einziger Künstler sowohl im Verwaltungsrat der Asbl und im künstlerischen Leitungsgremium vertreten, so bestätigt es Kuk-sprecherin Madia Halilovic. Ist das zu viel Einfluss? Tania Brugnoni, die sich deswegen für den Kanal engagiert, weil sie an die langfristigen Chancen und Möglichkeiten einer solchen digitalen Plattform im Interesse der Künstler glaubt, sieht das nicht als Problem: „Es gibt einfach nicht so viele, die mit einem solchen Netzwerk und der Umsetzungskraft die Dinge in Gang bringen können. Serges Einsatz ist auch enorm, das darf man nicht vergessen.“Brugnoni hofft, manche Hemmschwelle des Publikums zu überwinden: „Der Kanal steht für eine Demokratisierung des Kulturbereichs.“Gerade nach der kulturarmen Coronazeit habe sich das Bewusstsein in der breiten Gesellschaft verändert. Und das gelte es zu nutzen.
Prominente Unterstützung zum Projektstart: Großherzogin
Maria Teresa (oben) bei den Aufnahmen für die Kuk-lesung des Klassikers „D’maus Kätti“– die Lesung wird am Sonntag zu sehen sein. Dagegen ist vom Team um Serge Tonnar (Bild l., 1.v.r.) nicht viel zu sehen – so will es das Eigenmarketing. Tania Brugnoni (l.) gehört zum Verwaltungsrat des neuen Vereins.
Der Kanal steht für eine Demokratisierung des Kulturbereichs.
Tania Brugnoni, Verwaltungsratsmitglied der Kulturkanal Asbl