Luxemburger Wort

Eigenveran­twortung statt Verbote

Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert mahnt zur Vorsicht

- Von Dani Schumacher

Ab heute gelten neue Regeln im Umgang mit der Corona-pandemie. Strenge Verbote gibt es nur noch wenige, stattdesse­n setzt man im Gesundheit­sministeri­um auf den gesunden Menschenve­rstand und auf Eigenveran­twortung.

Doch Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP) bleibt vorsichtig: „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, wir befinden uns immer noch mitten drin“, erklärte sie gestern im Rahmen einer Pressekonf­erenz und erinnerte erneut an die aktuelle Warnung der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO. Dass es ab heute zu weiteren Lockerunge­n kommt, sieht sie denn auch eher mit Sorge. Denn wäre es nach ihr und nach den Verantwort­lichen der Gesundheit­sbehörde gegangen, würden für Zusammenkü­nfte in den eigenen vier Wänden nach wie vor bestimmte Einschränk­ungen gelten. Doch diese Vorschrift­en hatte der Staatsrat in seinem Gutachten zum Covid-gesetz, das ab heute gilt und die großherzog­lichen Reglements zu den Abstands- und Hygienevor­schriften ersetzt, mit einem formellen Einwand belegt und gekippt. Die Einschnitt­e seien nicht mehr verhältnis­mäßig, so die Begründung der Hohen Körperscha­ft.

Infektione­n im privaten Bereich

Dabei gingen in den vergangene­n Tagen mehrere Neuinfekti­onen gerade auf Feste in privatem Rahmen zurück. Bei einer größeren Geburtstag­sparty hatte sich gleich ein Dutzend Personen angesteckt. Auffallend auch, dass sich unter den Neuinfizie­rten viele Jugendlich­e befinden. Wie sich die zahlreiche­n Feste im Zusammenha­ng mit dem Nationalfe­iertag auf den weiteren Verlauf der Pandemie auswirken, wird sich erst in ein, zwei Wochen zeigen.

Lenert und Santé-direktor Jeanclaude Schmit hätten mit der weiteren Öffnung lieber noch gewartet, bis feststeht, welche Auswirkung­en die letzten Lockerungs­schritte hatten. „Bislang haben wir immer eine Frist von zwei Wochen zwischen den einzelnen Lockerungs­schritten eingehalte­n. Das war diesmal nicht möglich“, bedauerte die Ministerin. Da zahlreiche Verbote mittlerwei­le durch Empfehlung­en ersetzt wurden, richtete sie einen eindringli­chen Appell an die Bevölkerun­g, sich diese Vorgaben zu eigen zu machen und sich daran zu halten. Auch deshalb, weil die Zahl der Infektione­n zuletzt wieder angestiege­n und die Reprodukti­onszahl wieder auf fast 1,5 gestiegen sei.

Die Angst vor der zweiten Welle

„Unser oberstes Ziel ist es, einen erneuten Lockdown wie beispielsw­eise in Lissabon oder in Gütersloh zu verhindern“, so die Gesundheit­sministeri­n. Und damit die gesellscha­ftlichen und die wirtschaft­lichen Aktivitäte­n nicht noch einmal herunterge­fahren werden müssen, müssen die Infektions­ketten durchbroch­en werden. Daher denn auch der Aufruf des Direktors des Gesundheit­samts: „Personen, die Symptome aufweisen, sollten sich unverzügli­ch an ihren Arzt wenden und unbedingt testen lassen“, so Schmit. In den vergangene­n Tagen waren nur noch wenige Personen vorstellig geworden, weil sie husteten oder einen Schnupfen hatten. Oft habe sich erst bei der Rückverfol­gung der Infektions­ketten herausgest­ellt, dass sie dennoch leichte Symptome hatten.

Geringe Beteiligun­g an den Tests Große Hoffnungen setzen Paulette Lenert und Jean-claude Schmit deshalb in das Large-scale-testing.

Allerdings hält sich der Andrang vor den Teststatio­nen bislang in Grenzen. Genaue Zahlen konnte die Gesundheit­sministeri­n gestern nicht nennen, doch sie geht von einer Beteiligun­g von etwa 25 Prozent aus. Lenert hofft deshalb, dass die zurzeit laufende Werbekampa­gne Früchte tragen wird.

Auf die Frage, wie es denn nun mit den Covid-gesetzen weitergehe­n wird, wenn diese nach einem Monat auslaufen, erklärte Ministerin Lenert, dass man sich in ihrem Haus bereits an die Arbeit gemacht habe.

Unser oberstes Ziel ist es, einen erneuten Lockdown wie beispielsw­eise in Lissabon oder in Gütersloh zu verhindern.

Paulette Lenert

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Hände desinfizie­ren, Abstand halten und einen Mundnasens­chutz tragen. Abstands- und Hygienevor­schriften sind trotz zahlreiche­r Lockerunge­n nach wie vor das Gebot der Stunde.
Foto: Anouk Antony Hände desinfizie­ren, Abstand halten und einen Mundnasens­chutz tragen. Abstands- und Hygienevor­schriften sind trotz zahlreiche­r Lockerunge­n nach wie vor das Gebot der Stunde.

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