Eigenverantwortung statt Verbote
Gesundheitsministerin Paulette Lenert mahnt zur Vorsicht
Ab heute gelten neue Regeln im Umgang mit der Corona-pandemie. Strenge Verbote gibt es nur noch wenige, stattdessen setzt man im Gesundheitsministerium auf den gesunden Menschenverstand und auf Eigenverantwortung.
Doch Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) bleibt vorsichtig: „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, wir befinden uns immer noch mitten drin“, erklärte sie gestern im Rahmen einer Pressekonferenz und erinnerte erneut an die aktuelle Warnung der Weltgesundheitsorganisation WHO. Dass es ab heute zu weiteren Lockerungen kommt, sieht sie denn auch eher mit Sorge. Denn wäre es nach ihr und nach den Verantwortlichen der Gesundheitsbehörde gegangen, würden für Zusammenkünfte in den eigenen vier Wänden nach wie vor bestimmte Einschränkungen gelten. Doch diese Vorschriften hatte der Staatsrat in seinem Gutachten zum Covid-gesetz, das ab heute gilt und die großherzoglichen Reglements zu den Abstands- und Hygienevorschriften ersetzt, mit einem formellen Einwand belegt und gekippt. Die Einschnitte seien nicht mehr verhältnismäßig, so die Begründung der Hohen Körperschaft.
Infektionen im privaten Bereich
Dabei gingen in den vergangenen Tagen mehrere Neuinfektionen gerade auf Feste in privatem Rahmen zurück. Bei einer größeren Geburtstagsparty hatte sich gleich ein Dutzend Personen angesteckt. Auffallend auch, dass sich unter den Neuinfizierten viele Jugendliche befinden. Wie sich die zahlreichen Feste im Zusammenhang mit dem Nationalfeiertag auf den weiteren Verlauf der Pandemie auswirken, wird sich erst in ein, zwei Wochen zeigen.
Lenert und Santé-direktor Jeanclaude Schmit hätten mit der weiteren Öffnung lieber noch gewartet, bis feststeht, welche Auswirkungen die letzten Lockerungsschritte hatten. „Bislang haben wir immer eine Frist von zwei Wochen zwischen den einzelnen Lockerungsschritten eingehalten. Das war diesmal nicht möglich“, bedauerte die Ministerin. Da zahlreiche Verbote mittlerweile durch Empfehlungen ersetzt wurden, richtete sie einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung, sich diese Vorgaben zu eigen zu machen und sich daran zu halten. Auch deshalb, weil die Zahl der Infektionen zuletzt wieder angestiegen und die Reproduktionszahl wieder auf fast 1,5 gestiegen sei.
Die Angst vor der zweiten Welle
„Unser oberstes Ziel ist es, einen erneuten Lockdown wie beispielsweise in Lissabon oder in Gütersloh zu verhindern“, so die Gesundheitsministerin. Und damit die gesellschaftlichen und die wirtschaftlichen Aktivitäten nicht noch einmal heruntergefahren werden müssen, müssen die Infektionsketten durchbrochen werden. Daher denn auch der Aufruf des Direktors des Gesundheitsamts: „Personen, die Symptome aufweisen, sollten sich unverzüglich an ihren Arzt wenden und unbedingt testen lassen“, so Schmit. In den vergangenen Tagen waren nur noch wenige Personen vorstellig geworden, weil sie husteten oder einen Schnupfen hatten. Oft habe sich erst bei der Rückverfolgung der Infektionsketten herausgestellt, dass sie dennoch leichte Symptome hatten.
Geringe Beteiligung an den Tests Große Hoffnungen setzen Paulette Lenert und Jean-claude Schmit deshalb in das Large-scale-testing.
Allerdings hält sich der Andrang vor den Teststationen bislang in Grenzen. Genaue Zahlen konnte die Gesundheitsministerin gestern nicht nennen, doch sie geht von einer Beteiligung von etwa 25 Prozent aus. Lenert hofft deshalb, dass die zurzeit laufende Werbekampagne Früchte tragen wird.
Auf die Frage, wie es denn nun mit den Covid-gesetzen weitergehen wird, wenn diese nach einem Monat auslaufen, erklärte Ministerin Lenert, dass man sich in ihrem Haus bereits an die Arbeit gemacht habe.
Unser oberstes Ziel ist es, einen erneuten Lockdown wie beispielsweise in Lissabon oder in Gütersloh zu verhindern.
Paulette Lenert