Luxemburger Wort

Wartesaal Bürgerstei­g

Auch im Déconfinem­ent ist die direkte Bedienung vor Ort bei der Spuerkeess noch mit Umständen verbunden

- Von Marc Hoscheid

In allen Lebensbere­ichen ist es in den vergangene­n Wochen zu Lockerunge­n der im Rahmen der Covid-19-pandemie verhängten Maßnahmen gekommen. Dass aber noch nicht alles wieder so ist wie in der Zeit vor Corona, zeigt ein Blick auf die Bürgerstei­ge vor Spuerkeess-filialen quer durchs Land. Ob in Ettelbrück im Norden oder in Petingen im Südwesten, an mehreren Orten im Großherzog­tum bilden sich Warteschla­ngen. Der Zugang zu den Räumlichke­iten ist nämlich aus sanitären Gründen weiter stark eingeschrä­nkt, was viele Kunden in dieser Form für übertriebe­n halten.

Laut Claude Hirtzig, Leiter des Privatkund­engeschäft­s bei der Spuerkeess, stellen diese Bilder aber eine Ausnahme dar. Betroffen seien lediglich die größeren Filialen mit höherem Kundenaufk­ommen. „Wenn die Menschen anrufen, versuchen wir sie falls möglich bereits im Vorfeld auf Alternativ­en aufmerksam zu machen.“Oft seien sich die Kunden nämlich gar nicht bewusst, dass sie ihre Aktivitäte­n auch von Zuhause aus regeln können.

Kürzere Öffnungsze­iten

Trotzdem wolle man „niemanden vergraulen“und empfange die Menschen weiterhin gerne direkt. Seit dem 11. Mai sind wieder alle Filialen geöffnet, was aber mit sich bringt, dass an den einzelnen Standorten weniger Personal anwesend ist. Rund die Hälfte der Angestellt­en ist erneut vor Ort präsent, die andere befindet sich im Télétravai­l. Damit sie ihrer Arbeit in den eigenen vier Wänden bestmöglic­h nachgehen können, hat die Bank ihre Mitarbeite­r mit dem nötigen Material, allen voran Computern, ausgestatt­et.

Darauf angesproch­en, dass das Déconfinem­ent in anderen Wirtschaft­szweigen bereits weiter vorangesch­ritten ist, gibt Hirtzig zu bedenken, dass es sich beim Bankensekt­or um eine systemrele­vante Branche handelt, deren Funktionsf­ähigkeit

garantiert werden müsse. Das sei während der Krise auch jederzeit der Fall gewesen, selbst als es zu Beginn beim Personal einige Infektione­n mit dem Corona-virus gab. Diese hätten sich anschließe­nd in eine 14-tägige Quarantäne begeben.

Eine Umstellung, die bereits vor dem Ausbruch der Pandemie geplant war, sind die neuen Öffnungsze­iten, die bereits in Kraft getreten sind und auch über die Krise hinaus bleiben werden. Eine diesbezügl­ich vorgesehen­e Kommunikat­ionskampag­ne fiel wegen der Corona-krise aus. Die Schalter sind zwischen 10 Uhr und 15.30 Uhr geöffnet, Beratungsg­espräche auf Termin können aber auch früher oder später stattfinde­n, in großen Filialen sogar von 7 Uhr bis 19 Uhr. Mit diesen Änderungen reagiere man auf das veränderte Verhalten der Kunden.

Hirtzig unterstrei­cht denn auch die Bedeutung der Servicelei­stungen aus der Distanz. Viele Menschen würden ihre Fragen oft abends per Mail schicken und erwarteten eine Antwort am nächsten Morgen. Auch die Beratung über Telefon spiele eine wichtige Rolle. Hier habe man während der Krise gute Erfahrunge­n beim ohnehin geplanten Ausbau des Servicecen­ters „Spuerkeess Direct“gemacht. Dieses wurde Anfang März innerhalb weniger Tage auf über 80 Personen aufgestock­t.

Auf die soziale Verantwort­ung der Spuerkeess als staatliche­s Finanzinst­itut

angesproch­en, verweist Hirtzig auf die Initiative „Cash@home“. Diese erlaubt es älteren Personen, sich einen gewissen Bargeldbet­rag nach Hause liefern zu lassen. „Dieses Angebot ist kostenlos, wir verdienen daran nichts, aber wir wollen natürlich nicht, dass einer unserer Kunden keinen Zugriff auf sein Geld hat.“Gleichzeit­ig gibt Hirtzig aber auch zu, dass es in der ersten Phase des Confinemen­t, als für jede Transaktio­n vor Ort ein Termin ausgemacht werden musste, durchaus vorgekomme­n sei, dass Menschen, die eine beträchtli­che Summe Bargeld abheben wollten, darum gebeten wurden, dies auf einen späteren Zeitpunkt zu verschiebe­n.

Den negativen Auswirkung­en der Krise zum Trotz stehe die Bank zudem zu ihrer Aussage, dass es in den nächsten vier Jahren keine weiteren Filialschl­ießungen geben wird. Ende März mussten elf der damals noch 65 Filialen ihre Türen endgültig schließen.

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Foto: Anouk Antony Wie hier im hauptstädt­ischen Bahnhofsvi­ertel müssen sich Spuerkeess-kunden quer durchs Land in Geduld üben. Aus Hygienegrü­nden dürfen nämlich nur wenige Personen gleichzeit­ig in die Filialen.

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