Wartesaal Bürgersteig
Auch im Déconfinement ist die direkte Bedienung vor Ort bei der Spuerkeess noch mit Umständen verbunden
In allen Lebensbereichen ist es in den vergangenen Wochen zu Lockerungen der im Rahmen der Covid-19-pandemie verhängten Maßnahmen gekommen. Dass aber noch nicht alles wieder so ist wie in der Zeit vor Corona, zeigt ein Blick auf die Bürgersteige vor Spuerkeess-filialen quer durchs Land. Ob in Ettelbrück im Norden oder in Petingen im Südwesten, an mehreren Orten im Großherzogtum bilden sich Warteschlangen. Der Zugang zu den Räumlichkeiten ist nämlich aus sanitären Gründen weiter stark eingeschränkt, was viele Kunden in dieser Form für übertrieben halten.
Laut Claude Hirtzig, Leiter des Privatkundengeschäfts bei der Spuerkeess, stellen diese Bilder aber eine Ausnahme dar. Betroffen seien lediglich die größeren Filialen mit höherem Kundenaufkommen. „Wenn die Menschen anrufen, versuchen wir sie falls möglich bereits im Vorfeld auf Alternativen aufmerksam zu machen.“Oft seien sich die Kunden nämlich gar nicht bewusst, dass sie ihre Aktivitäten auch von Zuhause aus regeln können.
Kürzere Öffnungszeiten
Trotzdem wolle man „niemanden vergraulen“und empfange die Menschen weiterhin gerne direkt. Seit dem 11. Mai sind wieder alle Filialen geöffnet, was aber mit sich bringt, dass an den einzelnen Standorten weniger Personal anwesend ist. Rund die Hälfte der Angestellten ist erneut vor Ort präsent, die andere befindet sich im Télétravail. Damit sie ihrer Arbeit in den eigenen vier Wänden bestmöglich nachgehen können, hat die Bank ihre Mitarbeiter mit dem nötigen Material, allen voran Computern, ausgestattet.
Darauf angesprochen, dass das Déconfinement in anderen Wirtschaftszweigen bereits weiter vorangeschritten ist, gibt Hirtzig zu bedenken, dass es sich beim Bankensektor um eine systemrelevante Branche handelt, deren Funktionsfähigkeit
garantiert werden müsse. Das sei während der Krise auch jederzeit der Fall gewesen, selbst als es zu Beginn beim Personal einige Infektionen mit dem Corona-virus gab. Diese hätten sich anschließend in eine 14-tägige Quarantäne begeben.
Eine Umstellung, die bereits vor dem Ausbruch der Pandemie geplant war, sind die neuen Öffnungszeiten, die bereits in Kraft getreten sind und auch über die Krise hinaus bleiben werden. Eine diesbezüglich vorgesehene Kommunikationskampagne fiel wegen der Corona-krise aus. Die Schalter sind zwischen 10 Uhr und 15.30 Uhr geöffnet, Beratungsgespräche auf Termin können aber auch früher oder später stattfinden, in großen Filialen sogar von 7 Uhr bis 19 Uhr. Mit diesen Änderungen reagiere man auf das veränderte Verhalten der Kunden.
Hirtzig unterstreicht denn auch die Bedeutung der Serviceleistungen aus der Distanz. Viele Menschen würden ihre Fragen oft abends per Mail schicken und erwarteten eine Antwort am nächsten Morgen. Auch die Beratung über Telefon spiele eine wichtige Rolle. Hier habe man während der Krise gute Erfahrungen beim ohnehin geplanten Ausbau des Servicecenters „Spuerkeess Direct“gemacht. Dieses wurde Anfang März innerhalb weniger Tage auf über 80 Personen aufgestockt.
Auf die soziale Verantwortung der Spuerkeess als staatliches Finanzinstitut
angesprochen, verweist Hirtzig auf die Initiative „Cash@home“. Diese erlaubt es älteren Personen, sich einen gewissen Bargeldbetrag nach Hause liefern zu lassen. „Dieses Angebot ist kostenlos, wir verdienen daran nichts, aber wir wollen natürlich nicht, dass einer unserer Kunden keinen Zugriff auf sein Geld hat.“Gleichzeitig gibt Hirtzig aber auch zu, dass es in der ersten Phase des Confinement, als für jede Transaktion vor Ort ein Termin ausgemacht werden musste, durchaus vorgekommen sei, dass Menschen, die eine beträchtliche Summe Bargeld abheben wollten, darum gebeten wurden, dies auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Den negativen Auswirkungen der Krise zum Trotz stehe die Bank zudem zu ihrer Aussage, dass es in den nächsten vier Jahren keine weiteren Filialschließungen geben wird. Ende März mussten elf der damals noch 65 Filialen ihre Türen endgültig schließen.