Luxemburger Wort

Sozial ist anders

- Von Marc Hoscheid

Als staatliche Bank gehört die Spuerkeess der Allgemeinh­eit und hat einen sozialen Auftrag, dem sie in der aktuellen Krise jedoch nicht gerecht wird. Statt jeden Kunden bestmöglic­h zu bedienen, nimmt sie die Krise als Vorwand, um die Nutzung des Onlinebank­ing zu forcieren. Der Zugang zu den Filialen ist angesichts der bestehende­n Sicherheit­smaßnahmen unnötig restriktiv, die wartenden Kunden werden teilweise vor der Tür darüber informiert, dass nur eine Transaktio­n getätigt werden darf und mit der Möglichkei­t auf Onlinebank­ing vertröstet. Die Angestellt­en sägen so selbst den Ast ab, auf dem sie sitzen, weisen sie doch auf ihre Verzichtba­rkeit hin. Und selbst wenn es im Fall von Filialschl­ießungen durch Versetzung­en nicht zu Entlassung­en kommt, werden diese Arbeitsplä­tze künftig nicht wieder besetzt und somit indirekt abgebaut. Auf Kundenseit­e laufen vor allem ältere Menschen Gefahr, in Abhängigke­itsverhält­nisse zu geraten, weil sie mit den benötigten technische­n Hilfsmitte­ln nicht zurecht kommen. Diese Praktiken wären bei einer Privatbank zwar ebenfalls ethisch fragwürdig, aber noch vertretbar, weil der Kunde durch ein Auflösen seines Kontos jede Verbindung kappen kann. Bei der Spuerkeess darf sich der Steuerzahl­er jedoch in gewisser Weise an Anteilseig­ner fühlen und deswegen eine bessere Behandlung erwarten.

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