Luxemburger Wort

„Ich lebe für den Fußball“

Nationalsp­ieler Stefano Bensi hat ein ganz besonderes Verhältnis zu seinem Sport

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Mit 31 Jahren hat Nationalsp­ieler Stefano Bensi längst noch nicht genug. Der Fußballer, der sich immer wieder von Verletzung­en zurückkämp­fen musste, verlängert­e kürzlich seinen Vertrag bei der Escher Fola um fünf Jahre. Bensi kann sich auch nach der aktiven Karriere nicht vorstellen, seiner großen Leidenscha­ft komplett den Rücken zu kehren. In der Serie „Mein Sport und Ich“spricht er über seine Anfänge und den Umgang mit Rückschläg­en.

Stefano Bensi, was fehlte Ihnen in den vergangene­n fußballlos­en Monaten am meisten?

Ich habe das Miteinande­r in der Umkleideka­bine vermisst. Das Training und die Gespräche mit meinen Mitspieler­n sind normalerwe­ise ein fester Bestandtei­l meines Tagesablau­fs. Das wurde mir durch die Corona-krise abrupt weggenomme­n. Ich habe die fußballlos­e Zeit genutzt, um mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Mein Sohn hat sicherlich am meisten profitiert. Doch die Freude war groß, als wir wieder trainieren konnten.

Sie sind es durch Ihre vielen Verletzung­en schon gewöhnt, auf Fußball verzichten zu müssen.

Ja, für mich war diese Pause jedoch härter. Ich bin fit, deshalb fielen mir die vergangene­n Monate deutlich schwerer. Außerdem war man in vielen Hinsichten eingeschrä­nkt.

Weg einschlage­n können. Doch so sollte man nicht denken, weil ich ohnehin nichts daran ändern kann. Es war natürlich schwierig, die Ambitionen zu haben, Profi zu werden und sich in den entscheide­nden Momenten immer wieder zu verletzen. Ich habe oft darüber nachgedach­t, warum ausgerechn­et mir das passiert. Als ich älter wurde, ließ das aber nach. Ich bereue keine Karriereen­tscheidung und möchte jetzt von den Jahren profitiere­n, die ich noch vor mir habe.

Wie hat Sie der Fußball menschlich beeinfluss­t?

Ich habe Regeln und Disziplin gelernt, das ist für das Leben enorm wichtig. Ich denke deshalb, dass jedes Kind Sport treiben sollte. Beim Fußball bin ich zielstrebi­g, schließlic­h verliere ich nicht gerne. Außerhalb des Platzes muss ich nicht mehr unbedingt bei allem gewinnen. Ich bin eher ein ruhiger, nicht ganz so offener Typ. Das bedeutet aber nicht, dass ich unfreundli­ch bin. Ich schütze mich damit eher selbst.

Wurden Sie wegen der hohen Gehälter oder anderer Vorurteile gegenüber Fußballern schon einmal direkt attackiert?

Mich hat noch nie jemand darauf angesproch­en. Es wird zwar viel über Fußballer geredet, vieles stimmt jedoch einfach nicht. Ich muss mich ohnehin nicht rechtferti­gen. In jedem Sport wird Geld verdient. Es gibt viele Berufe, in denen ordentlich Geld fließt. Wir sollten einfach stolz über die Entwicklun­g des Sports in Luxemburg sein. Allein die Fußballnat­ionalmanns­chaft hat schon sehr viel erreicht.

An welche Momente Ihrer bisherigen Laufbahn erinnern Sie sich am liebsten?

Das ist schwer zu sagen, weil mir sogar Verletzung­en dabei geholfen haben, besser zu werden. Ich erinnere mich gerne an den Heimsieg mit der Nationalma­nnschaft gegen Nordirland (3:2 am 10. September 2013, Bensi erzielte damals das zweite Luxemburge­r Tor, Anmerkung der Redaktion). Das war für die Zuschauer ein ganz besonderes Spiel. Aber auch mein erster Meistertit­el mit Fola (2012/2013) war außergewöh­nlich. Das sind Momente, an die ich mich mein Leben lang erinnern werde. Ich denke aber nicht nur an Erfolge. Auch der Tag, an dem ich das erste Mal im Schiffling­er Männerkade­r stand, bleibt unvergesse­n. Ich war damals gerade mal 16 Jahre alt und mit meinem Vater bei einer Kommunion. Als wir aus Langeweile zum Fußballpla­tz gefahren sind, wo später das Männerteam spielen sollte, wurde ich bereits erwartet. Man erklärte mir, ich würde im Kader stehen. Wie sich herausstel­lte, hatte mein damaliger Jugendtrai­ner vergessen, mir das zu sagen.

Als Fußballer möchte man nicht aufhören, doch irgendwann ist die Zeit gekommen.

15 Jahre später denken Sie noch nicht ans Aufhören, oder warum haben Sie jetzt einen Fünfjahres­vertrag bei Fola unterschri­eben?

Die Vertragsda­uer ist eher symbolisch. Ich möchte meine Karriere bei Fola beenden. Ich habe aber den Wunsch, noch einmal einige Monate für Rümelingen zu spielen. Ich habe den Club damals (2009, Anmerkung der Redaktion) im Winter verlassen, deshalb habe ich noch einige Monate offen (lacht). Ich weiß jedoch nicht, ob es möglich sein wird, dort irgendwann einmal auszuhelfe­n. Fola ist mein Verein – zu 100 Prozent.

Haben Sie Angst vor der Zeit nach der aktiven Karriere?

Ich bekomme schon ein mulmiges Gefühl, wenn ich darüber nachdenke. Als Fußballer möchte man nicht aufhören, doch irgendwann ist die Zeit gekommen. Ich hoffe, dass mich dann junge Talente aus der Mannschaft drängen werden. Ich werde ganz sicher Trainerdip­lome machen und im Fußball aktiv bleiben. Als ich unter einem Kreuzbandr­iss litt (2017 bis 2018), habe ich mich sechs Monate lang um die Folau13 gekümmert. Das war eine tolle Erfahrung, später möchte ich aber im Erwachsene­nbereich tätig sein. Mein Fokus wird eher auf Resultaten liegen als auf der Entwicklun­g. Bevor ich Coach werde, möchte ich aber eine Pause machen, um mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Wie lange wollen Sie noch für die Nationalma­nnschaft spielen?

Solange wie ich nominiert werde. Das bedeutet nämlich, dass ich das nötige Niveau habe. Wenn mich der Nationaltr­ainer (Luc Holtz, Anmerkung der Redaktion) irgendwann nicht mehr mitnehmen möchte, muss ich das akzeptiere­n. Das ist der normale Ablauf, irgendwann rücken junge Spieler nach und ersetzen die alten. Ich würde aber ganz gerne noch einige Jahre dabei bleiben.

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Foto: C. Kemp Stefano Bensi: „Es wird zwar viel über Fußballer geredet, vieles stimmt jedoch einfach nicht.“

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