Luxemburger Wort

Steigende Zahlen, steigendes Vertrauen

Gewerbeins­pektion: Arbeitsmin­ister Dan Kersch und Itm-direktor Marc Boly stellen den Jahresberi­cht 2019 vor

- Von Annette Welsch

Zwei Ziele verfolgt die Inspection du Travail et des Mines (ITM) laut Arbeitsmin­ister Dan Kersch (LSAP), der gestern gemeinsam mit Itm-direktor Marco Boly den Jahresberi­cht 2019 vorstellte: die Wahrung der Arbeitnehm­errechte und dafür zu sorgen, dass im Interesse der Betriebe jeder unlautere Wettbewerb unterbunde­n wird. Deswegen gehört es zu ihren Aufgaben, über die Rechte und Pflichten in der Arbeitswel­t zu informiere­n und dafür zu sensibilis­ieren, aber auch dafür zu sorgen, dass das Arbeitsrec­ht eingehalte­n wird und Sicherheit und Gesundheit am Arbeitspla­tz gewährleis­tet sind. Kontrollen und Sanktionen bis hin zur Schließung von Baustellen stehen der Verwaltung dafür zur Verfügung.

260 580 Anfragen hat die ITM im vergangene­n Jahr denn auch behandelt, 5 682 Kontrollen durchgefüh­rt und 1 274 Strafen für insgesamt 5 360 500 Euro verhängt. Das waren 28 Prozent mehr Schalterbe­suche, 31 Prozent mehr Anrufe, 32 Prozent mehr Kommodoant­räge, 60 Prozent mehr Post und 87 Prozent mehr E-mails als im Jahr davor.

ITM hat besseren Ruf bekommen 2019 war zudem ein Jahr der Sozialwahl­en, wobei erstmals die Resultate digital erfasst wurden und die Prozedur für die Betriebe erleichter­t wurde. Mit 2 897 Betrieben, die eine Personalve­rtretung einsetzen konnten, und einer nie da gewesenen Beteiligun­g von 95,5 Prozent der Betriebe waren sie ein großer Erfolg. „Das Arbeitspen­sum steigt jedes Jahr ordentlich, deswegen ist es wichtig, dass der ITM ausreichen­d Personal- und Finanzmitt­el, aber auch gesetzlich­e Kompetenze­n zur Verfügung gestellt werden“, betonte Kersch und erklärte das Phänomen damit, dass die ITM einen besseren Ruf bei den Leuten bekommen habe, die Hilfe suchen und nun darauf vertrauen, dass auch etwas passiert.

Es sei aber auch eine Warnung, dass nicht alles in der Arbeitswel­t so läuft, wie es laufen sollte, und sich die ITM permanent neuen Herausford­erungen stellen müsse. In diesem Sinn freute es den Arbeitsmin­ister, dass neue Inspektore­n rekrutiert werden konnten.

Ende Dezember 2019 waren insgesamt 143 Personen beschäftig­t, darunter 54 Arbeitsins­pektoren – 29 operatione­lle und 29 in Ausbildung. Ende April 2020 waren es schon 187 Personen mit 73 Inspektore­n, davon 45 fertig ausgebilde­te und 46 Praktikant­en. Und bis Ende des Jahres sollen es 214 Personen sein und insgesamt 89 Arbeitsins­pektoren (61 plus 53 Praktikant­en). Damit hat sich die Zahl der Inspektore­n seit 2016 fast verdoppelt. „Es bestand ein hoher Nachholbed­arf bei den Inspektore­n, den wir langsam aufholen“, betonte Kersch.

2019 wurde auch der Service Détachemen­t gegründet, der sich um die Verwaltung und Anmeldung von entsendete­n Arbeitnehm­ern kümmert und für die Kontrolle dieser Betriebe und Arbeitnehm­er zuständig ist. Auch hier zeigen sich ständig steigende Zahlen. „Es kommen immer mehr solcher Arbeitnehm­er

ins Land. Seit 2016 sind es 50 Prozent mehr – wir müssen als ITM darauf reagieren“, so Kersch.

„Allein in diesem Bereich wurden Strafen in Höhe von vier Millionen Euro verhängt, viele arbeiten illegal“, erklärte Boly. Allerdings seien Kontrollen schwierig, weil etliche nur 24 bis 48 Stunden im Land sind. Arbeits- und Unterkunft­szustände wie bei den Arbeitern in deutschen Schlachthä­usern gebe es in Luxemburg derweil nicht, erklärte Kersch. Er gab die Zahl der Betrugsfäl­le bei der Kurzarbeit mit unter einem Dutzend an – sie seien bislang überschaub­ar. „Wenn jemand von Regelwidri­gkeiten Kenntnis erlangt, soll er das melden“, forderte er.

Gutachten zur Telearbeit

unterwegs

Was nun die Telearbeit anbelangt, könnte die ITM aufgrund eines interprofe­ssionellen Abkommens zwischen Gewerkscha­ften und Patronat Kontrollen der Arbeitsbed­ingungen zuhause durchführe­n. „Das muss noch diskutiert werden, denn hier handelt es sich um ein Eindringen in die Privatsphä­re“, sagte Kersch. Derzeit warte man auf ein Gutachten des Wirtschaft­sund Sozialrats dazu, um sich dann zu dritt an den Tisch zu setzen und zu klären, was interprofe­ssionell geregelt werden kann. „Wo keine Einigung möglich ist, wird ein Gesetz erlassen“, machte Kersch deutlich.

Boly sagte auf Nachfrage, dass die ITM keine Kontrollen im Homeoffice durchführe. „Es gibt ganz begrenzte Uhrzeiten für Kontrollen und wie sollen wir Missbräuch­e sanktionie­ren?“Er bedauerte zudem, dass die ITM im Bereich des Menschenha­ndels nur bedingt Kompetenze­n hat. „Wir haben einen begrenzten Spielraum und geben diese Dossiers an die Polizei weiter.“

 ?? Foto: Lex Kleren ?? Itm-direktor Marco Boly konnte seit 2014 die Belegschaf­t verdoppeln. „Fast die Hälfte sind Frauen – ohne Quoten, nur weil sie interessie­rt daran sind“, erklärte er nicht ohne Stolz.
Foto: Lex Kleren Itm-direktor Marco Boly konnte seit 2014 die Belegschaf­t verdoppeln. „Fast die Hälfte sind Frauen – ohne Quoten, nur weil sie interessie­rt daran sind“, erklärte er nicht ohne Stolz.

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