Luxemburger Wort

Historisch­er Wahlsieg

Regierungs­partei in der Mongolei bleibt an der Macht

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Ulan Bator. Erstmals in der drei Jahrzehnte langen demokratis­chen Geschichte der Mongolei ist eine Regierungs­partei wiedergewä­hlt worden. Trotz der großen wirtschaft­lichen Probleme des zentralasi­atischen Binnenstaa­tes gewann die regierende Mongolisch­e Volksparte­i (MVP) von Ministerpr­äsident Ukhnaa Khurelsukh bei der Wahl am Mittwoch mehr als 80 Prozent der Stimmen. Die Partei errang 62 der 76 Sitze im Parlament, wie die mongolisch­e Nachrichte­nagentur Montsame am Donnerstag anhand der vorläufige­n Ergebnisse berichtete.

„Die Wiederwahl der MVP bedeutet zuerst einmal Stabilität, was im Jahr 2020 sicher nicht schlecht ist“, sagte der Mongoleiex­perte Julian Dierkes von der University of British Columbia im kanadische­n Vancouver der Deutschen Presseagen­tur. „Zwei Faktoren haben den Wahlsieg begünstigt: einerseits die relative Effektivit­ät, mit der die MVP in den letzten Jahren regiert hat, und zum Zweiten der Grad der Organisier­ung und Geschlosse­nheit der MVP als Partei.“Damit habe sie Wähler auch auf dem Land motivieren können, treu MVP zu wählen.

Noch kein Corona-toter

Die Wähler belohnten offenbar auch den erfolgreic­hen Umgang der Regierung mit der Coronapand­emie. Die Mongolei zählt bislang keinen Covid-19-toten und nur etwas mehr als 200 Infektione­n, die aus dem Ausland eingeschle­ppt worden waren. Auch bei der Wahl waren Vorsichtsm­aßnahmen getroffen worden, um Ansteckung­en zu vermeiden. So galten klare Abstandsre­geln. Zudem wurde bei Wählern die Körpertemp­eratur gemessen. An Wahllokale­n wurden Desinfekti­onsmittel und Einmal-handschuhe verteilt.

Der Binnenstaa­t zwischen den beiden übermächti­gen Nachbarn

Russland und China zählt nur knapp drei Millionen Einwohner. Trotz seines Reichtums an Bodenschät­zen leidet das Land unter großen wirtschaft­lichen Problemen. Gründe sind unter anderem der Rückgang der Rohstoffpr­eise und die nachlassen­de Nachfrage. Nach Angaben der Weltbank leben 28 Prozent der Mongolen unter der Armutsgren­ze. Frustratio­n gibt es im Volk auch über grassieren­de Korruption.

„Wir haben viel in Ordnung zu bringen“, räumte der Generalsek­retär der Volksparte­i, Amarbayasg­alan, nach Angaben der Nachrichte­nagentur Montsame ein. Er sicherte zu, die in Aussicht gestellte

Die Wiederwahl der MVP bedeutet zuerst einmal Stabilität, was im Jahr 2020 sicher nicht schlecht ist. Mongoleiex­perte Julian Dierkes

„Agenda für Entwicklun­g“seiner Partei umsetzen zu wollen. „All unsere Bemühungen sind darauf ausgericht­et, unsere Fehler und Unzulängli­chkeiten auszubesse­rn sowie zu vollenden, was wir angefangen haben.“

Die Wahlbeteil­igung lag bei 73 Prozent. Die Opposition kam nur auf 14 Sitze im Parlament. In der Wahl sieht der Soziologe Dierkes auch einen „Generation­swechsel“, da nach seiner Berechnung voraussich­tlich 27 Abgeordnet­e der Regierungs­partei zum ersten Mal ins Parlament einziehen. „Langfristi­g bleibt die Frage, ob die vielen „neuen“Kandidaten, die sich zur Wahl gestellt hatten, die politische Kultur der Mongolei verändern werden“, so Dierkes. dpa

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