Luxemburger Wort

Das Sakrament des Bechers Wasser

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Der brasiliani­sche Befreiungs­theologe Leonardo Boff spricht vom Sakrament des Wasserbech­ers: Wer den alten Aluminiumb­echer seiner Familie zum Mund führt, trinkt mehr als Wasser, er nimmt die liebevolle Geschichte der Familie auf, die Behaglichk­eit, Erinnerung­en …

Sakramente sind „Zeichen, die eine andere Wirklichke­it enthalten, darstellen, an sie erinnern, sie sichtbar machen und vermitteln.“Neben den sieben Sakramente­n gibt es eben die vielen, sagen wir: Quasi-sakramente. Sie bereichern unser Leben und vertiefen unseren Glauben.

Das verschwend­ete Wasser

gehört dem Durstigen

Jesus gibt dem Becher Wasser eine außerorden­tliche, Heil schaffende Bedeutung. „Wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt – er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“

Johannes Chrysostom­us (4. Jahrhunder­t) sagt: „Das Brot, das bei dir verschimme­lt, gehört dem Hungrigen.“Papst Franziskus ruft in der Enzyklika Laudato si auf zur Abkehr von Verschwend­ung und Wegwerfmen­talität, zu einer ökologisch­en Umkehr, die dazu führt, dass die wohlhabend­en Nationen nicht weiter „den armen Nationen und den kommenden Generation­en das rauben, was diese zum Überleben brauchen“. Das verschwend­ete Wasser gehört den Durstigen! Das für 2020/2021 ausgerufen­e „Laudato-si-jahr“soll „eine Zeit der Gnade werden, um die Marschrich­tung zu ändern hin zu einer nachhaltig­en und gerechten Welt“. „Ich lade alle Menschen guten Willens ein, mitzumache­n und sich um unser gemeinsame­s Haus und unsere schwächste­n Brüder und Schwestern zu kümmern“, sagt Papst Franziskus.

„Es ist sehr nobel, es sich zur Pflicht zu machen, mit kleinen alltäglich­en Handlungen für die Schöpfung zu sorgen … Die Erziehung zur Umweltvera­ntwortung kann verschiede­ne Verhaltens­weisen fördern, die einen unmittelba­ren und bedeutende­n Einfluss auf den Umweltschu­tz haben, wie die Vermeidung des Gebrauchs von Plastik und Papier, die Einschränk­ung des Wasserverb­rauchs … All das gehört zu einer großherzig­en und würdigen Kreativitä­t, die das Beste des Menschen an den Tag legt“, heißt es in Laudato si.

Der Becher Wasser, den ich nicht verschwend­e, und die Spende

für sauberes Wasser für meine Schwester und meinen Bruder in Ruanda sind Sakramente, die erinnern und hinweisen und schon der Anfang einer neuen Welt sind. „Was ihr einem der Geringsten getan habt, habt ihr mir getan“, sagt Jesus.

Aus einem Fremden wird Schwester oder Bruder

Der Becher Wasser steht auch für die Annahme des anderen: „Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf.“Ich reiche einen Becher frisches Wasser, und der Empfänger ist kein Fremder mehr, er wird mir Schwester und Bruder. Das französisc­he „accueil“drückt etwas aus von Gastlichke­it, Wohlwollen und Familiarit­ät. „Accueillir l'autre“heißt aus Flüchtling­en Mitbürger machen, Menschen mit derselben Würde und denselben Rechten. Ich reiche ihm die Hand und schenke ihm ein Lächeln, ich schenke Zeit zum Sprachener­lernen oder zum Behördenbe­such, ich teile Zeit zum Zuhören oder einfach zum Dasein, für das gemeinsame Kochen oder Spielen mit den Kindern …

Um Jesu wert zu sein, um seine Jüngerin, sein Jünger zu sein, bedarf es dieser oft einfachen, aber genauso oft Überwindun­g kostenden Gesten. Kreuze, Gelegenhei­ten zur Begegnung und einfachen Nächstenli­ebe füllen unseren Alltag. Daraus einen Becher gutes, frisches Wasser zu machen, das wir jemandem reichen, macht uns zu Menschen, die mit Jesus gehen.

Das Brot, das bei dir verschimme­lt, gehört dem Hungrigen.

Johannes Chrysostom­us

sein Leben aber lebt er für Gott. So begreift auch ihr euch als Menschen, die für die Sünde tot sind, aber für Gott leben in Christus Jesus.

Evangelium vum 13. Sonndeg am Joreskrees (Joer A / Mt 10, 37-42)

De Jesus sot zu sengen Apostelen: „Wie méi frou mat sengem Papp oder senger Mamm ass wéi mat mir, deen ass menger net wäert, a wie méi frou mat sengem Jong oder senger Duechter ass wéi mat mir, deen ass menger net wäert, a wien net säi Kräiz hëlt a mir nokënnt, deen ass menger net wäert. Wie säi Liewe fënnt, dee verléiert et, ma wie säi Liewe wéinst menger verléiert, dee fënnt et. Wien Iech ophëlt, deen hëlt mech op, a wie mech ophëlt, hëlt deen op, dee mech geschéckt huet. Wien e Prophéit ophëlt, well et e Prophéit ass, dee kritt engem Prophéit säi Loun, a wien e Gerechten ophëlt, well et e Gerechten ass, dee kritt engem Gerechte säi Loun. A wien engem Eenzege vun dëse Klengen e Becher Waasser ze drénke gëtt, well et e Jünger ass, Amen, ech soen Iech: Säi Loun geet him ganz sécher net verluer.“

Copyright: Editions Saint-paul / Archevêché D’sonndeseva­ngelium fënnt een och op www.cathol.lu

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Foto: Shuttersto­ck Schon kleine Gesten machen in der Nachfolge Jesu den Unterschie­d.

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