Luxemburger Wort

Das Leben nach der Tragödie

Rennfahrer Juan Manuel Correa gibt nach dem Unfall in Spa nicht auf

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Es ist immer da. Alles. Glasklar und unverstell­t. Der tobende Lärm beim Aufprall, die tödliche Stille danach. Juan Manuel Correa kann die Emotionen dieses fatalen Sommertage­s 2019 in Spa-francorcha­mps (B) jederzeit abrufen. Diesen Moment, als er im Formel-2rennen über die Kuppe flog und wusste, dass er dem vor ihm quer stehenden Wrack nie und nimmer ausweichen konnte. Diesen Moment, der seinen Freund Anthoine Hubert, der in jenem Wrack eingeklemm­t war, das Leben kostete.

„Ich hatte weit mehr als 200 Sachen drauf, wir hatten beide keine Chance“, sagte Correa knapp zehn Monate später. Nicht nur durch seine bisweilen düsteren Gedanken wird er an den Schrecken von Spa erinnert, auch durch seine eigene körperlich­e Verfassung, die wohl nie wieder so sein wird, wie sie vorher war. Sein rechtes Bein, das bei dem Unfall völlig zertrümmer­t wurde, steckt nach wie vor in einem massiven Metallgest­änge, erst seit Kurzem wagt er zaghafte Gehversuch­e.

Dennoch fühlt sich der gerade mal 20-Jährige gut. Sagt er zumindest: „Physisch spüre ich, wie meine Kräfte jeden Tag ein bisschen mehr zurückkehr­en, und das gibt mir dann auch mental viel Energie.“Im Moment sei er sogar so gut drauf, dass „ich mir durchaus vorstellen kann, irgendwann wieder in einem Rennwagen zu sitzen. Aber erstmal muss ich laufen lernen“.

Ende des Jahres soll das Metall von seinem Bein entfernt werden, „dann beginnt erst die richtige harte Arbeit“. Die Ärzte haben dem in Ecuador geborenen Us-amerikaner jedenfalls Mut gemacht, dass er wieder ohne Hilfsmitte­l laufen wird, ob es zum Rennfahren irgendwann reicht, „muss ich selber entscheide­n. Ich allein spüre, welche Kraft in meinen Beinen ist, aber im Moment glaube ich, dass ich es schaffen könnte“.

Zwei Hunde helfen ihm

Der Unfall hat sein Leben „komplett auf den Kopf gestellt“, und es hat eine Weile gedauert, bis Correa das akzeptiere­n konnte. „Ich habe zwei Monate im Krankenhau­s zwischen Leben und Tod geschwebt“, sagt er: „Damals war ich ein toptrainie­rter Athlet auf dem Weg an die Spitze einer Sportart, heute bin ich ein Rekonvales­zent, der immer noch viel Zeit in Krankenhäu­sern und Arztpraxen verbringt und um eine Rückkehr in einen normalen Alltag kämpft.“

Dennoch bleibt sein Glas immer halb voll. An manchen Tagen, sagt er, komme es ihm so vor, als sei alles gestern passiert, „und manchmal fühlt es sich an wie ein ganzes Leben“. Im Haus seiner Eltern in Florida wird ihm jedenfalls in jeder Hinsicht sämtliche Unterstütz­ung zuteil: „Alle machen alles für mich.“

Und wenn mal kein Zweibeiner in der Nähe ist, springen seine beiden Yorkshire-terrier Kike und Koko ein: „Sie haben mir in den vergangene­n Monaten oft den Therapeute­n ersetzt.“Gegen schlimme Gedanken hilft eben oft auch mal eine wortlose Stille. sid

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Fotos: AFP Juan Manuel Correas Rennwagen wurde beim Unfall komplett zerstört. Auch der Bolide von Anthoine Hubert war nur noch ein Wrack.
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Juan Manuel Correa, hier auf einem Foto vor seinem Unfall, wird stark von seiner Familie unterstütz­t.

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