Die Kleinsten beißen die Hunde
Weitere Übernahmen im Bankensektor erwartet
Die Gewinnmargen der Banken stehen seit Jahren unter Druck. „Auf der einen Seite haben Sie das anhaltend niedrige Zinsumfeld mit teilweise negativen Zinsen, das den Banken zu schaffen macht. Auf der anderen Seite steigen aber stetig die Kosten durch zunehmende Regulierungsanforderungen und notwendige Investitionen in die It-infrastruktur“, sagt Jörg Ackermann, Partner und Bankexperte bei der Unternehmensberatung Pricewaterhouscoopers (PWC).
Dabei fällt es größeren Finanzfirmen oft leichter, mit diesem doppelten Kostendruck umzugehen. „Im Vergleich zu regional tätigen Banken verfügen internationale Institute natürlich über weit größere Ressourcen, um zentral entsprechende Systeme aufzubauen. Diese Entwicklung können sie dann konzernweit mit entsprechenden regionalen Anpassungen nutzen“, sagt Yves Biewer, Vorstandsmitglied der Banque Raiffeisen. Die Größenvorteile kommen auch bei der anderen Großbaustelle der Banken zum Tragen:
Am hiesigen Bankenplatz kann es zur Konsolidierung kommen. der Digitalisierung. „Ähnlich wie bei der Regulierung können internationale Banken hier Skaleneffekte nutzen. Regional tätige Häuser können es sich in der Regel nicht leisten, mit It-lösungen einfach mal herumzuexperimentieren. Fehlinvestitionen werden hier viel härter bestraft, als das bei Großbanken der Fall ist“, so Biewer.
Weniger Banken in Luxemburg
Entsprechend leiden die Profite kleinerer Banken besonders und damit wächst die Gefahr, dass sie von den Großen geschluckt werden.
„Die Kosten für Regulierung sind in der Regel fix. Daher ist unserer Erfahrung nach die Höhe der verwalteten Vermögenswerte entscheidend für die Rentabilität einer Bank. Als Faustformel kann man sagen, dass die Mindestgröße für die Rentabilität einer Bank bei etwa fünf Milliarden Euro liegt“, sagt Pascal Denis, der Chef des Beratungsgeschäfts bei KPMG. „Natürlich gibt es auch unter den kleinen Banken solche, die sehr profitabel operieren. Das sind in der Regel Unternehmen, deren Verwaltungen sehr schlank sind, nicht essentielle Tätigkeiten outgesourct haben und sich auf wenige gewinnbringende Segmente konzentrieren“, sagt Denis.
„In Luxemburg hatten wir vor zweieinhalb Jahren noch circa 140 Banken; heute stehen wir bei 127. Zum Teil ist diese Reduzierung auf M&a-aktivitäten zurückzuführen“, sagt Marco Houscheid, der als Partner bei PWC Luxemburg für den Bereich M&A zuständig ist. „Gleichzeitig sehen wir auch Interesse von Käufern außerhalb der EU, die sich durch eine Übernahme europäische Strukturen schaffen wollen und zu diesem Zweck eine Präsenz in Luxemburg in Erwägung ziehen.“THK