Das Wuhan der Alpen
Eine neue Studie zeigt die Ausmaße der Corona-verfehlungen im Skiort Ischgl
Ischgl, das war das Wuhan der Alpen: ein Seuchengebiet. Europaweit gehen Tausende Infektionen auf den Skiort zurück. Und in Ischgl selbst? Eine Studie der Uni Innsbruck hat nun erhoben, in welchem Ausmaß das Sars-cov-2-virus in der Bevölkerung selbst grassierte. Und die Ergebnisse überraschen: Demnach haben 42,4 Prozent der Ischgler Antikörper gebildet. Damit liegt der Anteil der positiv getesteten Personen etwa sechsmal höher als zuvor mittels sogenannter Pcr-tests ermittelt. Dazu werden Abstriche aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum genommen.
Und: 85 Prozent der positiv auf Antikörper getesteten Personen haben die Infektion praktisch unbemerkt durchgemacht. Denn nur die Hälfte dieser 85 Prozent berichtete im Nachhinein von leichten Symptomen.
Immunsystem von Kindern
reagiert anders
Bemerkenswert ist zudem, dass der Anteil der Personen unter 18 Jahren, die Antikörper gebildet haben, nur bei 27 Prozent liegt, also deutlich unter dem Schnitt der Gesamtbevölkerung. Das deckt sich laut dem Institut für Virologie der Uni Innsbruck mit Studien aus Genf und Gröden. Die Ursache dafür ist allerdings nicht bekannt. Ausgegangen wird davon, dass das Immunsystem von Kindern und Jugendlichen anders reagiert.
Für die Studie in Ischgl wurden 79 Prozent aller Ischgler gleich mehrmals mit verschiedenen Methoden getestet, um Fehler möglichst auszuschließen. Rückschlüsse auf die ersten Fälle sowie die 42,4 Prozent der Ischgler haben Antikörper gebildet.
Verbreitung lässt die Studie nicht zu. Laut der Virologin Dorothee van Laer könne man aber davon ausgehen, dass das Virus bereits ab Mitte Februar in Ischgl grassierte. Nun wird erwogen, eingelagerte Proben von Personen in der Region, die bereits im Jänner und Anfang Februar aus anderen Gründen genommen wurden, auch auf Covid zu untersuchen. Eine Entscheidung darüber steht aber noch aus.
Keine Rückschlüsse auf Schutz vor Neuinfektionen
Die aktuelle Studie lässt auch keine Rückschlüsse darauf zu, inwieweit eine Antikörperbildung vor Neuinfektionen schützt oder wie lange eine eventuelle Immunität anhält. Auch kamen die Forscher in Innsbruck zu dem Schluss, dass trotz der hohen Zahl an Personen mit Antikörpern nicht von einer Herden-immunität ausgegangen werden könne.
Bemerkenswert ist aber laut Medizinern, dass trotz der hohen Durchseuchung in Ischgl nur neun Fälle im Spital behandelt werden mussten, davon eine Person auf der Intensivstation. Zwei Personen sind in Ischgl am Corona-virus verstorben. Damit liegt die Sterblichkeit bei 0,26 Prozent.