Luxemburger Wort

Corona Warn-app zur Unterstütz­ung

In der gestrigen Fragestund­e an die Regierung gingen die Abgeordnet­en auf die erhöhten Corona-fallzahlen der letzten Tage ein

- Von Morgan Kuntzmann

Seit letzter Woche ist es in Luxemburg möglich die deutsche Corona-tracing-app herunterzu­laden. Dies hat den Piraten-deputierte­n Sven Clement dazu veranlasst bei der Regierung nachzufrag­en, ob eine Rechtsgrun­dlage zur Nutzung dieser App geschaffen werde.

Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) erinnerte daran, dass das Parlament die Regierung am 7. Mai damit beauftragt­e eine Tracing-app zu entwickeln. Jedoch gibt es dem Premiermin­ister nach, „immer noch Chaos auf europäisch­er Ebene“. Die Apps seien nicht kompatibel zueinander und eine einheitlic­he europäisch­e Corona-app existiere bislang nicht. Bettel gab zu, dass eine Corona-applikatio­n auf den ersten Blick attraktiv sei, doch mahnte, „Technologi­e soll nur ein Hilfsmitte­l bleiben“. Bettel nach gibt es Studien die besagen, dass 60 Prozent der Bevölkerun­g diese Apps benutzen müssen, damit diese eine Wirkung haben. „In Deutschlan­d laden viele die App herunter, aber sie benutzen sie nicht aktiv“, so der Premiermin­ister. Für die Regierung bleibt analoge Rückverfol­gung das wirkvollst­e Werkzeug. Einerseits sei die Fehlerquot­e geringer, anderersei­ts helfe der persönlich­e Kontakt falls eine Person benachrich­tigt wird, dass sie Kontakt zu einem Infizierte­n hatte.

„In der aktuellen Situation funktionie­rt eine Warn-app nicht,“fasste Premiermin­ister Bettel seine Position zusammen. Die Regierung sei nicht zu 100 Prozent gegen eine Corona-app, wenn der Zeitpunkt kommt, wo diese wirklich gebraucht wird und wirksam sei, würde man sich dieser Idee nicht verschließ­en. Viviane Reding (CSV) hakte beim Premiermin­ister nach, was denn passiere falls es mehr als 60 Neuinfizie­rte pro Tag gäbe. Dies ist die Anzahl von Fällen, die das Gesundheit­sministeri­um personalbe­dingt pro Tag manuell zurückverf­olgen kann. „Wird neues Personal eingestell­t, um eine höhere Fallzahl bewältigen zu können?“, fragte Viviane Reding.

Um die Infektions­ketten analog zu verfolgen, sei man bereit mehr Leute in die Sanitärins­pektion einzustell­en, antwortete Bettel. Man würde bevorzugt auf Beamte zurückgrei­fen um an diesen Fällen zu arbeiten, da es um vertraulic­he Daten gehe und die Staatsbedi­ensteten einen Eid abgelegt haben.

Desindustr­ialisierun­g

Gleich drei Abgeordnet­e stellten Fragen zu der wirtschaft­lichen Lage des Flachglas Hersteller­s Guardian und den Angestellt­en der Standorte Düdelingen und Niederkers­chen. Klar ist, dass der Glasofen in Düdelingen abgeschalt­et wird und 70 Mitarbeite­r ihren Arbeitspla­tz verlieren.

Doch auch das Guardian Werk I in Niederkers­chen ist nicht gesichert. Glasöfen haben eine begrenzte Lebensdaue­r und müssen ersetzt werden. Das Werk in Niederkers­chen kann nur noch eineinhalb bis zwei Jahre weiterlauf­en. Wirtschaft­sminister Franz Fayot (LSAP) antwortete auf die

Bedenken der Deputierte­n, dass die Regierung alles erdenklich­e mache um den Glasherste­ller davon zu überzeugen in den nächsten Jahren weiterhin in Luxemburg zu investiere­n. Jedoch hat sich die wirtschaft­liche Lage grundlegen­d verändert. Während 2018 der damalige Wirtschaft­sminister von positiven Gesprächen mit Guardian berichtete, gab es bereits Ende 2019 eine Überproduk­tion an Flachglas. Dies sei der Konkurrenz aus China zu schulden. Dazu käme die Corona-krise, die zu einer Senkung der Nachfrage nach Flachglas geführt habe. Das Glas wird hauptsächl­ich im Automobilb­ereich verwendet. „Bis 2023 wird sich die Nachfrage nicht erholen“, so Fayot. Jedoch versichert­e er, dass die anderen Aktivitäte­n des Hersteller­s, wie das Wissenscha­ftsund Technologi­ezentrum, weiter erhalten bleiben.

In der aktuellen Situation funktionie­rt eine Warn-app nicht. Xavier Bettel

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