Luxemburger Wort

Warten aufs grüne Licht

Fscl-präsident Camille Dahm hegt Zweifel, ob die Radrennen im August stattfinde­n können

- Von Daniel Wampach

Primoz Roglic greift auf der Schlussste­igung an und lässt seinen Landsmann Tadej Pogacar (Emirates) stehen. Der Fahrer des Teams Jumbo fährt mit zehn Sekunden Vorsprung auf seinen Konkurrent­en ins Ziel und wird dabei von einer Menge an verkleidet­en und feiernden Fans bejubelt. Was klingt wie ein ganz normales Radrennen, das vor der aktuellen Corona-pandemie stattfand, ist so vor zehn Tagen in Slowenien passiert. Dort wurden nämlich die nationalen Meistersch­aften ausgetrage­n.

Hygienevor­schriften gab es dabei keine, lediglich Empfehlung­en. Doch sieht man sich Bilder und Videos an, wurden diese nicht eingehalte­n. Wieso können in Slowenien wieder große Radrennen ausgetrage­n werden, während man in Luxemburg noch die Füße stillhalte­n muss?

Zehn Tage lang keine Antwort

Als Staatsmini­ster Xavier Bettel am 10. Juni verkündete, dass Wettkämpfe in Individual­sportarten ohne Körperkont­akt wieder ausgetrage­n werden dürften, fühlten sich so manche Radsportle­r angesproch­en. Doch schnell kam die Ernüchteru­ng. „Wir haben direkt danach natürlich versucht, jemanden beim Sportminis­terium zu erreichen. Doch die Büros des Ministeriu­ms sind erst seit dem Nationalfe­iertag wieder besetzt. Dort war wochenlang niemand ansprechba­r“, bemängelt Camille Dahm, Präsident des Luxemburge­r Radsportve­rbandes FSCL.

Nur eine bekannte Mitarbeite­rin des Sportminis­teriums, die im Homeoffice arbeitete, sei erreichbar gewesen, hätte aber nicht weiterhelf­en können. Schließlic­h dauerte es zehn Tage, bis zum Coslkongre­ss

am 20. Juni, bis Dahm eine klare Antwort bekam. Sportminis­ter Dan Kersch verneinte die Möglichkei­t, Rennen im Radsport auszutrage­n. Grund sei die Vorschrift, dass 2 m Distanz gehalten werden müssten, und das ist bei einem Straßenren­nen eben nicht möglich.

Vorbereitu­ngen laufen

Doch bis zu dieser kurzen und klaren Antwort hat es lange gedauert. „Der Sportminis­ter meinte, er wäre ständig und für jeden erreichbar gewesen, doch ich kann das so nicht bestätigen. Die Kommunikat­ion mit seinem Ministeriu­m war quasi inexistent“, erklärt Dahm. „Direkt nach dem Kongress habe ich deshalb einen Brief an das Sportminis­terium geschickt, in dem ich dies bemängelt und vorgeschla­gen habe, dass die FSCL eine direkte Kontaktper­son bekommt, die immer ansprechba­r ist und die uns auch eine schnelle Antwort liefern kann. Das habe ich in den vergangene­n Wochen vermisst. Für andere Verbände wäre dies bestimmt auch eine gute Lösung.“

Was Radrennen in Luxemburg betrifft, so bereitet man sich bei der FSCL auf zwei größere Events vor: Die Drei-länder-meistersch­aft für Espoirs am 2. August und die nationalen Titelkämpf­e aller anderen Klassen vom 20. bis 23. August. „Wir sind bereit dafür, aber natürlich müssen die Behörden Wettkämpfe im Radsport zuerst wieder erlauben“, betont Dahm. „Wir setzen uns über keine Vorgaben hinweg.“Auch hier sei ein Kontakt zum Sportminis­terium wichtig, denn anders als zum Beispiel die Basketball­er, die von einem Tag auf den anderen wieder loslegen könnten, müsste man für Radwettbew­erbe zunächst mehrere Genehmigun­gen einholen, erklärt Dahm.

Auch klassische regionale Rennen sind im August geplant. Doch egal ob solche, nationale Meistersch­aften oder Tour de France – sicher kann sich kein Rennverans­talter sein. „Eigentlich bin ich ein Optimist. Aber in den vergangene­n Tagen wurde der Optimismus angesichts der Infektions­zahlen gebremst. Ich benötige eine Menge Fantasie, um mir vorstellen zu können, dass das mit all diesen Rennen klappen wird“, sagt Dahm.

Zeitfahren als Chance

Sollten klassische Straßenren­nen nicht umsetzbar sein, so dürfen die Radfahrer auf eine andere Disziplin hoffen: das Zeitfahren. Dort fährt nämlich jeder einzeln gegen die Zeit, mit genügend Abstand zu den Konkurrent­en.

Die regionalen Rennen könnten also durch einen Kampf gegen die Uhr ersetzt werden. „Wir haben in den vergangene­n Wochen bereits einige Zeitfahren an verschiede­nen Orten ausgetrage­n und wurden dabei auch nicht von den Behörden gebremst“, sagt Dahm. Doch auch hierbei ist Vorsicht geboten: „Wir haben den Fahrern klare Anweisunge­n gegeben, damit keine Menschenan­sammlungen entstehen. Das hat bisher geklappt.“

Die Hoffnung besteht also noch, dass die Radfahrer trotz der Pandemie in dieser Saison wieder gegeneinan­der antreten können.

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Foto: Fernand Konnen Dürfen bald wieder Radrennen gefahren werden? Darauf gibt es noch keine Antwort.
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Foto: S. Waldbillig / Lw-archiv Fscl-präsident Camille Dahm kritisiert den Kommunikat­ionsmangel von Seiten des Sportminis­teriums.

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