„Ein Haus aller Kulturen“
Jazzmusiker Maxime Bender, der neue Leiter des Echternacher Trifolions, hat klare Vorstellungen für die Zukunft
Ralf Britten hat im Januar seinen Posten als Leiter des Trifolions aufgegeben. Maxime Bender übernahm vorübergehend den Job, bevor eine definitive Ernennung erfolgte. Seit gestern ist nun der Luxemburger Jazzmusiker und Kommunalpolitiker neuer künstlerischer Leiter des Echternacher Kulturhauses. Das Saxofon an den Nagel hängen will der neue Chef nicht.
Maxime Bender, auf der Bühne als Jazzmusiker oder hinter der Bühne als Kulturmanager – wo fühlen Sie sich am wohlsten?
Es sind zwei ganz verschiedene Bereiche, die nicht vergleichbar sind. Und beide sind große Herausforderungen, die vor allem Spaß machen. Der neue Job bedeutet nicht, dass ich mit der Musik aufhören werde.
Sie werden also weiterhin im Musikbereich aktiv bleiben?
Auf jeden Fall. Zur Zeit schreibe ich viel, denn im Herbst werde ich ein neues Album aufnehmen. Ein Platz für die Musik muss bestehen bleiben. Ich bin und bleibe Musiker und will den Kontakt zur Bühne und zu den Musikern nicht abbrechen.
Sie sind Musiker und Lehrbeauftragter in der Echternacher Musikschule und haben doch wenig Erfahrung mit rein administrativer Arbeit. Die Leitung eines Kulturhauses ist Neuland für Sie. Sind Sie gewappnet für diesen Job?
Es stimmt schon, die Arbeit ist zum Teil Neuland für mich. Und dennoch musste ich mich als Musiker mit Fragen rund um Organisation, Tourneeplanung, Verträge und Administratives auseinandersetzen. Im Trifolion werde ich dafür eine vollständige Mannschaft leiten. Diese Führungsfunktion ist schon sehr neu für mich. Ich konnte aber bei der Planung des Echterlive-festivals beweisen, dass ich mit einem Team zusammenarbeiten kann.
Warum haben Sie sich überhaupt für den Posten beworben?
Ich wurde vor zwei Jahren gefragt, ob ich die Leitung des Echterlive-festivals übernehmen wollte. Ich habe zugesagt und hatte viel Freude bei dieser Arbeit. Später ging es eher zufällig weiter. Mein Vorgänger Ralf Britten verließ seinen Posten und die Stelle wurde ausgeschrieben, es war eine ganz normale Prozedur.
Als Sie 2019 die Leitung des Echterlive-festivals übernommen haben, hatten Sie nicht vielleicht doch bereits den Direktionsposten im Visier?
Nein! Die Frage wird mir oft gestellt. Die Organisation des Sommerfestivals sollte sich auf zwei Saisons beschränken, und als ich gefragt wurde, war die Nachfolge von Ralf Britten noch kein Thema.
Mit welchen Argumenten konnten Sie den Verwaltungsrat überzeugen. Welches sind Ihre Visionen für das Trifolion?
Maxime Bender: „Der neue Job bedeutet nicht, dass ich mit der Musik aufhören werde.“
Das Kulturhaus muss lokal und regional verankert – vielleicht noch mehr als früher – und nahe an der Bevölkerung sein. Deswegen starten wir diese Woche mit unserer „Trifo' Apéros“-reihe. Jeden Freitag werden auf der Terrasse und im Bistro kleine Konzerte angeboten. Das Publikum soll einfach vorbeikommen können und sich entspannen. Solche Begegnungen sind für mich wichtig, denn das Trifolion soll nicht nur ausschließlich ein Konzerthaus für Kulturbürger sein, sondern ein Treffpunkt für ganz verschiedene Menschen.
Mit welchen Mitteln wollen Sie versuchen, auch die ausländischen Bewohner aus der Region Echternach zu überzeugen?
In dem wir versuchen, verschiedene Kulturen zu vermischen und damit die Integration zu fördern. Ich bin mir aber bewusst, dass diese Aufgabe sehr herausfordernd sein wird.
Sie hatten mit der sanitären Krise wohl keinen einfachen Einstieg?
Stimmt! Ganz früh mussten wir zwischen Absagen und Verschiebungen in unserem Programm die richtige Balance finden. Dabei stellten sich Fragen rund um Finanzen
und Sponsoring, es war eine Zeit voller Unsicherheiten. Da wir kein kommunaler Service sind, müssen wir dafür sorgen, dass unsere wirtschaftliche Lage gesichert ist. Sollte es zu einer zweiten Welle in der Corona-krise kommen, werden wir mit Einschnitten rechnen müssen.
Ralf Britten hat in den letzten Jahren viele deutschsprachige Programme nach Echternach gebracht. Werden Sie diese behalten?
Ich glaube nicht, dass die Frage der nationalen Angehörigkeit eines Programms relevant ist. Deutsche Zuschauer kommen zu uns, um ein französisches Theaterstück zu sehen, das in Trier nicht angeboten wird.
Und wie steht es mit den Luxemburger Künstlern?
Als Musiker weiß ich ganz genau wie schwer oder wie einfach es ist, in Luxemburg aufzutreten. Ich kann die Frage von der anderen Seite beleuchten. Natürlich will ich die nationale Szene unterstützen. Dies soll jedoch nicht zum Selbstzweck werden, um unseren Saal füllen zu können. Ich will auch einiges ausprobieren, auch wenn nur 50 Zuschauer kommen sollten. Ich werde versuchen, Kunst so breitgefächert wie nur möglich anzubieten.
Und wie steht es mit den oft politischen Vorträgen und Diskussionsrunden, die in den letzten Jahren zu einem festen Standbein des Hauses geworden sind?
Ich glaube nicht, dass es die Rolle eines Kulturhauses ist, das Sprachrohr von Politikern zu sein. Wichtiger als der Name des Redners scheinen mir die Themen zu sein.
Was sind die Stärken des Echternacher Kulturhauses?
Das Haus ist logistisch bestens aufgebaut und die Akustik des Konzertsaals ausgezeichnet. Zudem hat die Stadt mit der reichen historischen Kulisse ein gewisses Ambiente. Echternach machte in den letzten Jahren oft mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Nun soll aber eine völlig neue Dynamik entstehen, und die gewünschte Festivalstimmung soll wieder zurückkehren.
Und die Schwächen?
Leider bleibt die Distanz zur Hauptstadt in den Köpfen vieler präsent. Der Osten ist ein Stiefkind des Landes, sei es durch die Zahl der Abgeordneten oder die Subventionierungspolitik. Die Region wird oft vergessen.
Das Trifolion war bisweilen nicht nur Kulturhaus, sondern auch ein Kongressort. Wird das weiterhin so bleiben?
In Zukunft sollen beide Ausrichtungen getrennt werden.
Das Trifolion gehört dem Netzwerk der regionalen Kulturhäuser an. Jedes Mitglied versucht eine eigene Identität aufzubauen. Wie sehen Sie Ihre?
Natürlich wird Musik ein Schwerpunkt des Programms werden. Da wir weder ein reines Konzert- noch Theaterhaus sind, sollen alle Kunstsparten zum Ausdruck kommen.
Welche Zukunft hat das Echterlive-festival?
2021 werden wir das Programm von 2020 nachholen. Wir haben auch gemerkt, dass das Vermischen aller Genres an einem Wochenende den Zuschauer durcheinander bringt. Deswegen wollen wir in Zukunft ein Jazzfestival im Februar und ein Klassikfestival vorschlagen, jeweils an einem Wochenende. An sich wollten wir bereits 2021 mit dieser Idee starten. Das Echterlive-festival mit seinem populären Programm soll im Sommer seinen festen Platz finden können.
Leider bleibt die Distanz zur Hauptstadt in den Köpfen bestehen.
Wo steht das Trifolion 2030, zehn Jahre, nachdem Sie die Führung übernommen haben?
Ich hoffe, dass ich dann noch auf meinem Posten bin. Das Haus soll dann noch stärker in der Region verankert, noch mehr zugänglich und noch immer ein Ort der Entdeckung sein.
Und zum Schluss: Sie sind auch Mitglied des Gemeinderats von Waldbillig. Warum und welche politische Ziele verfolgen Sie?
Ich habe mich schon immer für die lokale Politik in unserer Ortschaft interessiert. Ich bin wahrscheinlich wie Obelix schon als kleiner Junge in den Kessel gefallen, da mein Vater 18 Jahre Bürgermeister in Waldbillig war und ich mit der Politik groß geworden bin. Sich für Mitmenschen einzusetzen, neue Ideen zu entwickeln und versuchen, etwas für die Gemeinschaft zu machen, war immer und bleibt ein großes Anliegen und eine Motivation für mich.