Zwei Welten prallen aufeinander
Us-wahlkampf im Zeichen von Corona und landesweiten Protesten gegen Rassismus
Noch vier Monate bis zum Tag der Entscheidung. Am 3. November wählen die Amerikaner einen neuen Präsidenten. Die Kandidaten sollen noch im Juli von ihren Parteien offiziell nominiert werden. Und die zur Auswahl stehenden Kandidaten könnten kaum unterschiedlicher sein.
Auf der einen Seite, ein polternder Commander-in-chief, der jede Gelegenheit nutzt, um im Zuge der Black-lives-matter-proteste Stimmung am rechten Rand zu machen und bis zum heutigen Tag kein kohärentes Konzept zur Bekämpfung der Corona-pandemie erstellt hat – aber mit Blick auf die Wirtschaft die Us-bundesstaaten immer wieder zu einer Lockerung ihrer Maßnahmen aufgerufen hat. Die Unternehmen genießen bei ihm oberste Priorität. Mit teils verheerenden Auswirkungen in dem von Republikanern dominierten Süden der USA. Doch Trump feiert lieber die gesunkenen Arbeitslosenzahlen. Die Wirtschaft erhole sich „schneller und besser“, so Trump gestern im Weißen Haus.
Auf der anderen Seite Joe Biden, ehemaliger Vize-präsident unter Barack Obama. Der Gegenentwurf zum amtierenden Präsidenten. Ruhig, sachlich. In Zeiten von Corona bewusst auf Distanz im direkten Kontakt mit Menschen, eine Maske tragend. Biden versucht sich als moralische Instanz zu präsentieren, der das Land mit ruhiger Hand führen würde.
Gräben in Politik und Gesellschaft Die beiden Präsidentschaftskandidaten verkörpern sinnbildlich den tiefen Riss, der die amerikanische Gesellschaft derzeit spaltet – eine Polarisierung, die den Us-wahlkampf in den kommenden Monaten
maßgeblich prägen wird. Dies zeigt sich beispielhaft im Umgang der beiden Kontrahenten mit der Corona-pandemie in den USA. Während Donald Trump weiterhin strikt gegen eine nationale Maskenpflicht ist, steigen die Zahlen der Neuinfektionen insbesondere in jenen Us-bundesstaaten rapide, die auf Trumps Rat frühzeitige Lockerungen der Corona-regeln
eingeführt haben und nun wieder zurückrudern müssen.
Die Johns-hopkins-universität meldete für Mittwoch rund 50 700 neue Corona-fälle an einem Tag. Während Trump weiter an das Verschwinden des Virus glaubt, nahmen vorgestern mehrere Us-bundesstaaten kurz vor dem Nationalfeiertag am 4. Juli Lockerungen des Alltagslebens zurück. Demokraten werfen der Regierung Unfähigkeit vor. Biden fordert strengere Corona-regeln zum Schutz der Bevölkerung. Auch aus Trumps engerem Kreis kommen kritische Signale. Doch Trump bleibt hart.
Vergleichbar die Herangehensweise der beiden Präsidentschaftskandidaten mit den Black-livesmatter-protesten, die nach dem Tod von George Floyd das Thema
Rassismus und Diskriminierung ganz nach oben auf die Agenda katapultiert haben und auch im Wahlkampf eine gewichtige Rolle spielen werden.
Während Trump in gewohnt harscher Manier ein hartes Vorgehen gegen Demonstranten fordert und auf „Law and order“-politik setzt, versucht Biden die aufgebrachte Stimmung unter der afro
Die beiden Kandidaten verkörpern den tiefen Riss, der die amerikanische Gesellschaft derzeit spaltet.
amerikanischen Bevölkerung in Stimmen umzumünzen, indem er zuhört und sich als Versöhner gibt.
Streit über historische Wurzeln
Und die Rassismus-debatte hat noch ein anderes Thema wieder an die Oberfläche gespült – den Umgang mit der Vergangenheit, die auf vielen Seiten tiefe Wunden hinterlassen hat und noch heute eine Rolle spielt.
Dies zeigt sich symptomatisch am derzeit tobenden „Krieg der Denkmäler“und den Streit um die Flagge der Konföderierten. Für
Afroamerikaner ist die Fahne der Konföderierten ein Symbol der Unterdrückung, Versklavung und Diskriminierung.
Dagegen befürchten viele weiße Südstaatler, dass ein Teil ihrer Geschichte ausradiert werden soll – der Amerikanische Bürgerkrieg. Ihnen passt es nicht, dass Denkmäler einstiger Sklavenhalter wie des Oberkommandierenden der konföderierten Streitkräfte, Robert E. Lee, vom Sockel gestürzt werden sollen.
Hinzu kommt, dass rassistisches Gedankengut im Süden der