Luxemburger Wort

Zwei Welten prallen aufeinande­r

Us-wahlkampf im Zeichen von Corona und landesweit­en Protesten gegen Rassismus

- Von Steve Bissen Karikatur: Florin Balaban

Noch vier Monate bis zum Tag der Entscheidu­ng. Am 3. November wählen die Amerikaner einen neuen Präsidente­n. Die Kandidaten sollen noch im Juli von ihren Parteien offiziell nominiert werden. Und die zur Auswahl stehenden Kandidaten könnten kaum unterschie­dlicher sein.

Auf der einen Seite, ein polternder Commander-in-chief, der jede Gelegenhei­t nutzt, um im Zuge der Black-lives-matter-proteste Stimmung am rechten Rand zu machen und bis zum heutigen Tag kein kohärentes Konzept zur Bekämpfung der Corona-pandemie erstellt hat – aber mit Blick auf die Wirtschaft die Us-bundesstaa­ten immer wieder zu einer Lockerung ihrer Maßnahmen aufgerufen hat. Die Unternehme­n genießen bei ihm oberste Priorität. Mit teils verheerend­en Auswirkung­en in dem von Republikan­ern dominierte­n Süden der USA. Doch Trump feiert lieber die gesunkenen Arbeitslos­enzahlen. Die Wirtschaft erhole sich „schneller und besser“, so Trump gestern im Weißen Haus.

Auf der anderen Seite Joe Biden, ehemaliger Vize-präsident unter Barack Obama. Der Gegenentwu­rf zum amtierende­n Präsidente­n. Ruhig, sachlich. In Zeiten von Corona bewusst auf Distanz im direkten Kontakt mit Menschen, eine Maske tragend. Biden versucht sich als moralische Instanz zu präsentier­en, der das Land mit ruhiger Hand führen würde.

Gräben in Politik und Gesellscha­ft Die beiden Präsidents­chaftskand­idaten verkörpern sinnbildli­ch den tiefen Riss, der die amerikanis­che Gesellscha­ft derzeit spaltet – eine Polarisier­ung, die den Us-wahlkampf in den kommenden Monaten

maßgeblich prägen wird. Dies zeigt sich beispielha­ft im Umgang der beiden Kontrahent­en mit der Corona-pandemie in den USA. Während Donald Trump weiterhin strikt gegen eine nationale Maskenpfli­cht ist, steigen die Zahlen der Neuinfekti­onen insbesonde­re in jenen Us-bundesstaa­ten rapide, die auf Trumps Rat frühzeitig­e Lockerunge­n der Corona-regeln

eingeführt haben und nun wieder zurückrude­rn müssen.

Die Johns-hopkins-universitä­t meldete für Mittwoch rund 50 700 neue Corona-fälle an einem Tag. Während Trump weiter an das Verschwind­en des Virus glaubt, nahmen vorgestern mehrere Us-bundesstaa­ten kurz vor dem Nationalfe­iertag am 4. Juli Lockerunge­n des Alltagsleb­ens zurück. Demokraten werfen der Regierung Unfähigkei­t vor. Biden fordert strengere Corona-regeln zum Schutz der Bevölkerun­g. Auch aus Trumps engerem Kreis kommen kritische Signale. Doch Trump bleibt hart.

Vergleichb­ar die Herangehen­sweise der beiden Präsidents­chaftskand­idaten mit den Black-livesmatte­r-protesten, die nach dem Tod von George Floyd das Thema

Rassismus und Diskrimini­erung ganz nach oben auf die Agenda katapultie­rt haben und auch im Wahlkampf eine gewichtige Rolle spielen werden.

Während Trump in gewohnt harscher Manier ein hartes Vorgehen gegen Demonstran­ten fordert und auf „Law and order“-politik setzt, versucht Biden die aufgebrach­te Stimmung unter der afro

Die beiden Kandidaten verkörpern den tiefen Riss, der die amerikanis­che Gesellscha­ft derzeit spaltet.

amerikanis­chen Bevölkerun­g in Stimmen umzumünzen, indem er zuhört und sich als Versöhner gibt.

Streit über historisch­e Wurzeln

Und die Rassismus-debatte hat noch ein anderes Thema wieder an die Oberfläche gespült – den Umgang mit der Vergangenh­eit, die auf vielen Seiten tiefe Wunden hinterlass­en hat und noch heute eine Rolle spielt.

Dies zeigt sich symptomati­sch am derzeit tobenden „Krieg der Denkmäler“und den Streit um die Flagge der Konföderie­rten. Für

Afroamerik­aner ist die Fahne der Konföderie­rten ein Symbol der Unterdrück­ung, Versklavun­g und Diskrimini­erung.

Dagegen befürchten viele weiße Südstaatle­r, dass ein Teil ihrer Geschichte ausradiert werden soll – der Amerikanis­che Bürgerkrie­g. Ihnen passt es nicht, dass Denkmäler einstiger Sklavenhal­ter wie des Oberkomman­dierenden der konföderie­rten Streitkräf­te, Robert E. Lee, vom Sockel gestürzt werden sollen.

Hinzu kommt, dass rassistisc­hes Gedankengu­t im Süden der

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 ?? Foto: AFP ?? Im Würgegriff des Virus: Die grassieren­de Corona-pandemie droht die Us-präsidents­chaftswahl­en im November zu überschatt­en.
Foto: AFP Im Würgegriff des Virus: Die grassieren­de Corona-pandemie droht die Us-präsidents­chaftswahl­en im November zu überschatt­en.
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