Mieter unter Druck
Wohnungsbauminister möchte Gesetz ändern, damit mehr Haushalte in den Genuss einer bezahlbaren Wohnung kommen
In Luxemburg wohnen ist eine teure Angelegenheit – sowohl für Mieter als auch für Eigentümer. Wobei Eigentümer ihr Objekt zu einem späteren Zeitpunkt verkaufen und sich etwas Neues anschaffen können. Geld, das für Miete draufgeht, ist auf ewig dahin.
Es ist allgemein bekannt, dass Familien in Luxemburg durch die steigenden Immobilienpreise finanziell immer mehr unter Druck geraten. Doch bei wie vielen Haushalten ist das der Fall? Das wurde bislang nicht statistisch erfasst. Gestern präsentierte das Luxembourg Institute of Socio-economic Research (LISER) in Anwesenheit von Wohnungsbauminister Henri Kox (Déi Gréng) eine Studie, die ein genaueres Bild der Situation zeichnet.
Es sind vor allem die Haushalte der untersten Einkommensschichten, die unter den steigenden Wohnkosten leiden, weil ihre Gehälter im Vergleich kaum steigen. Die Schere geht immer weiter auseinander. Laut der Studie sind 45 Prozent der Haushalte der untersten Einkommensschicht (erstes Quintil) Mieter. Viele geben mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens fürs Wohnen aus. Dieser Prozentsatz ist zwischen 2010 und 2018 von 41,7 Prozent auf 63,9 Prozent gestiegen und entspricht 14 000 Haushalten.
Jeder dritte Haushalt betroffen
Zum Vergleich: Im zweiten Quintil, also der nächsthöheren Einkommensschicht, ist der Anteil der Mieterhaushalte, die mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens fürs Wohnen ausgeben, weitaus niedriger. Er stieg von 9,8 Prozent (2010) auf 26,8 Prozent (2018) und entspricht rund 4 000 Haushalten. Nimmt man alle privaten Mieterhaushalte aus sämtlichen Einkommensschichten zusammen, gingen 2018 bei jedem dritten Haushalt mehr als 40 Prozent des Einkommens für die Wohnkosten drauf. 2010 war es jeder fünfte Haushalt.
Laut dem LISER fehlt in dieser Zwischenkategorie noch ein Segment, das sich gezielt an Haushalte des zweiten und dritten Quintils richtet, deren Einkommen zu hoch ist, um in den Genuss einer sozialen Mietwohnung zu kommen, und zu gering, um sich auf dem privaten Markt eine adäquate Mietwohnung leisten zu können. Die Mieten in diesem Segment liegen je nach Haushaltszusammensetzung und Einkommenssituation zwischen vier und 19 Euro pro Quadratmeter, so der Vorschlag des LISER. Gleichzeitig regt das LISER an, das Angebot an Wohnungen für die untersten Einkommensschichten zu erhöhen.
Für Henri Kox ergeben sich aus der Studie drei Schlussfolgerungen. Das Mietgesetz muss überarbeitet und transparenter gestaltet werden, um sicherzustellen, dass die Mietobergrenze – fünf Prozent des investierten Kapitals – eingehalten wird und die Mieter dies überprüfen können. Die Reform des Mietgesetzes soll demnächst spruchreif sein. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Schaffung von Wohnungen durch die öffentliche Hand. In diesem Punkt setzt Kox auf den Pacte logement 2.0, der vorsieht, dass der Staat die Gemeinden bei der Schaffung von Wohnraum finanziell unterstützt und ihnen Wohnungsbauberater zur Verfügung stellt. Der dritte Punkt ist die Schaffung von erschwinglichen Wohnungen für eine breitere Bevölkerungsschicht, also Wohnungen, deren Mietpreis nach der Haushaltszusammensetzung und der Einkommenssituation berechnet wird, wie vom LISER vorgeschlagen.