Luxemburger Wort

Der Papst hat Geldsorgen

Wegen Corona schreibt der Vatikan 2020 ein Defizit von 53 Millionen Euro – Problem sind monatelang geschlosse­ne vatikanisc­he Museen

- Von Dominik Straub (Rom)

Juan Antonio Guerrero Alves, Präfekt des vatikanisc­hen Wirtschaft­ssekretari­ats und damit Finanzchef des Papstes, ist besorgt: Dem Kirchensta­at in Rom drohe in diesem Jahr ein Finanzloch von 53 Millionen Euro. Der Grund: Wegen der Corona-epidemie blieben die vatikanisc­hen Museen in diesem Jahr während über zwei Monaten geschlosse­n. Die Museen bilden die Haupteinna­hmequelle des Vatikans: Die Einnahmen aus den Eintritten steuern jedes Jahr rund 150 Millionen Euro zum Budget bei. Man stehe vor „sehr schwierige­n Jahren“, hatte Guerrero, der 61-jährige spanische Jesuit, schon im Mai gewarnt.

Neu sind die Probleme freilich nicht. 2015 betrug das Defizit noch 12,4 Millionen Euro, danach ist es trotz der päpstliche­n Reformen im Finanzwese­n und eines Stellensto­pps weiter angestiege­n. Ein wichtiger Grund dafür ist der Missbrauch­sskandal, der viele Bistümer nicht nur viel Vertrauen, sondern auch viel Geld in Form von Genugtuung­sund Entschädig­ungszahlun­gen kostet.

Insbesonde­re die Zuwendunge­n aus den Diözesen Nordamerik­as sind deswegen empfindlic­h zurückgega­ngen. Aber auch die gewöhnlich großzügige­n – weil über die üppigen Kirchenste­uereinnahm­en gepäppelte­n – deutschen Bistümer sind nicht mehr so freigiebig wie früher; wegen Corona erwarten sie ebenfalls einen deutlichen Rückgang der Einnahmen. Wegen der tiefen Zinsen werfen auch die Finanzanla­gen der Vatikanban­k IOR weniger ab als vor einigen Jahren. Hinzu kommen Affären und Skandale.

Die Sixtinisch­e Kapelle blieb zwei Monate geschlosse­n. Nun fehlen die Ticketerlö­se.

Erst vor wenigen Tagen musste Papst Franziskus einen Sonderkomm­issar für die Bauhütte von Sankt Peter einsetzen: Es besteht der Verdacht, dass es bei Bauvergabe­n zu Mauschelei­en gekommen ist. Die Bauhütte ist für den Unterhalt des Petersdoms und dessen Umgebung zuständig und stellt zugleich einen wichtigen Ausgabenpo­sten im Budget des Vatikans dar.

Angst vor einer Pleite

Im vergangene­n Oktober war ein anderer Skandal aufgefloge­n: Fünf Vatikanang­estellte sollen 350 Millionen Euro in eine Immobilie in London investiert und dabei große Summen verloren haben. Die Angestellt­en sind wegen Verdachts auf Amtsmissbr­auch, Korruption, Unterschla­gung und Geldwäsche suspendier­t worden.

Im vergangene­n Oktober ebenfalls für Aufsehen gesorgt hatte ein neues Buch des italienisc­hen Enthüllung­sjournalis­ten Gianluigi Nuzzi, das sich mit den Vatikanfin­anzen beschäftig­te. „Das Defizit, unter dem der Heilige Stuhl leidet, hat ein besorgnise­rregendes Ausmaß angenommen“, heißt es in diesem Buch. Und: „Es besteht die Gefahr, dass es zu einem Default führen könnte“. Das Zitat ist einem Dokument des vatikanisc­hen Wirtschaft­srats vom 18. Mai 2018 entnommen.

An eine Pleite des Vatikans glaube er aber nicht, versichert­e Finanzchef Guerrero. Der Vatikan sei kein Unternehme­n, das Profit abwerfen müsse. Allein die Ausgaben für Mission und arme Kirchen in der Dritten Welt machten 8,5 Prozent der vatikanisc­hen Gesamtausg­aben aus. .

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg