In den Rotondes geht es wieder rund
Vorstellung der neuen Spielzeit – diesmal der Corona-krise angepasst im Drive-in
Drive-in lautet die Zauberformel. Kino, Konzert, Covid-19-test und nun auch eine Pressekonferenz. Die Rotondes, das multidisziplinäre Kulturzentrum am Bahnhof Luxemburg, das speziell auf Kunst und Kultur für Kinder- und Jugendliche zugeschnitten ist, hat die aktuelle Krise zum Anlass genommen, um das Programm seiner neuen Spielzeit etwas anders zu präsentieren – in einem Drive-in. Humor muss sein, gerade jetzt in schwierigen Zeiten!
Die Journalisten fahren deshalb mit Auto, Fahrrad und Roller in einen kurzerhand improvisierten Verkehrsverteiler auf dem Parvis der beiden Rotondes hinein, wo sie von den Verantwortlichen des Programms – alle in gelben Sicherheitswesten gekleidet – empfangen werden. Die rotieren dann von einem zum andern – das passt ja auch zu den Rotondes. Ein Tablet wird ins Auto gereicht, darauf das Programm und die neue Webseite. Wer aber etwas Gespräch will, zusätzliche Fragen hat, mehr Details erfahren will oder auch nur Bier und Popcorn wünscht, der muss hupen, dann kommen die Programmverantwortlichen.
Ob diese besondere Form der Pressekonferenz auch Robert Garcia gefällt? Er war der erste Direktor
dieses Kulturhauses, war aber auch ein Umweltpolitiker und ist bestimmt der sanften Mobilität mehr zugeneigt als dem Auto. Aber die Zeiten ändern sich und so muss manches auch mal kurzfristig angepasst werden – auch das Programm der Rotondes, das nun den neuen Gesundheitsvorschriften Rechnung tragen will.
Freie Fahrt für Musik, Bühne
und Kunst
„Die gute Nachricht ist, dass unser Sommerfestival beginnen kann; wenn auch nur im Freien und vor weniger Zuschauern“, sagt Marc Hauser, der für die Rotondes die Musikveranstaltungen plant. Die „Congés Annulés“werden nicht annulliert, die Konzertbühne muss nur auf das Parvis ausweichen. Jeder Besucher bekommt einen festen Sitzplatz und muss Maske tragen, bei Regen schützt ein Zelt.
Ab 1. August sind 30 Gratiskonzerte programmiert, 26 Acts werden auf der Bühne stehen, davon 21 aus Luxemburg. Dazu sind 30 DJS eingeplant, drei Dokumentarfilme passend zur Musik werden gezeigt und auch ein Schallplatten-flohmarkt findet statt. Marc Hauser sieht man die Erleichterung an: „Das Angebot ist da – von Bartleby Delicate über Napoleon Gold bis Edsun; und das Publikum ist hungrig auf gute Musik.“
Laura Graser programmiert bei den Rotondes die Bühnenkunst. Auch sie muss nun einige Vorschriften berücksichtigen: „Zuschauer ab sechs Jahren müssen bis auf Weiteres Maske tragen, aber die Vorführungen dauern nicht so lange, als dass man das nicht aushalten könnte.“170 Vorstellungen sind diesmal programmiert. Einiges vom Vorjahr wurde in die neue Saison übertragen. Den Auftakt macht am 26. September zeitgenössischer Zirkus – das Stück „Cirque Piètre“geht der Frage nach, was Kunst ist.
Weitere Highlights sind das Schattentheater „Natchav“und die Luxemburger Kreation „Mega béis“, beides anlässlich des „Fabula Rasa“-festivals, sowie die mit Tanz und digitaler Kunst vermischte Aufführung „Aqua Alta“.
„Well Being“ist in dieser Spielzeit ein Leitthema, da 2021 das statistische Amt Statec seine Bestandsaufnahme über das Wohlergehen der Jugendlichen vorlegen wird. „Wir wollen dies künstlerisch begleiten und zwar mit dokumentarischem Theater über den Sprachgebrauch, mit dem junge Menschen ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit beschreiben.“
Wichtig für die Programmierung der Bühnenkunst sind die Schulvorführungen, die ab dem 7. Juli bereits reserviert werden können „Es hat uns gefreut, dass schon einige Schulen nachgefragt haben; wir sind zuversichtlich“, so Laura Graser. Damit scheint auch die Perspektivlosigkeit, die gleichermaßen Künstler wie Kulturveranstalter anfangs der Krise empfunden haben, definitiv vorbei zu sein.
Im Bereich der bildenden Kunst steht alles im Zeichen der Jugendtriennale, die wegen Covid-19 um ein Jahr verschoben werden musste und nun im Sommer 2021 stattfinden wird. Sie steht unter dem Thema „Brave New World Order“– besser hätte sie nicht zur aktuellen Situation passen können.
„Wir bieten diesmal dem gesamten Nachwuchs in der Kunst eine Ausstellungsmöglichkeit“, sagt Marc Scozzai, zuständig für die Ausstellungen. Neben der Triennale für junge, aber selbstständige Künstler gibt es dieses Jahr auch den Leap-preis für Kunstschaffende, die den Weg hin zur Professionalisierung erst noch suchen müssen, und es wird auch eine Ausstellung von Werken der Schüler der Kunstsektionen aus acht Lyzeen stattfinden.
Bei den Verkaufsmärkten sind in der neue Saison zwei Neuheiten im Programm: Bei „Game On“geht es um Gesellschaftsspiele, bei der „Geek Foire“um Videospiele und sonstige Souvenirs aus alter Zeit. ► www.rotondes.lu