Luxemburger Wort

Der Ruf der Fabrik von morgen

Kunstschaf­fende füllen die Escher Kufa nach dem coronabedi­ngten Lockdown wieder mit Leben

- Von Luc Ewen

Esch/alzette. „Mit seiner Herangehen­sweise hat das Team der Kufa in der Vergangenh­eit die ganze Stadt vereinnahm­t“, lobte der Escher Kulturschö­ffe Pim Knaff gestern bei der Vorstellun­g des Konzeptes „La Fabrik de demain“die alten und neuen Macher der Kulturfabr­ik. Diese haben, ebenso wie die Kunstschaf­fenden, eine harte Zeit hinter sich. „Die Kultur war unter den Ersten, die von der Ausgangssp­erre betroffen waren und bei den Letzten, die daraus entlassen wurden,“bringt es der Kufa-direktor René Penning auf den Punkt. Die Zeit habe man als Chance nutzen wollen, um Neues zu schaffen. Spontan und ohne Zwänge.

So entstanden die Kufa Sumerbar, die Squatfabri­k und mehrere Kunstproje­kte in den Räumen der Kufa, wie etwa das der Künstlerin Lynn Cosyn. Wie andere war auch sie dem spontanen Aufruf der Kufa

gefolgt und verwirklic­ht nun an den Wänden rund um die sanitären Anlagen beim großen Festsaal Fresken. „Vergangene Woche habe ich begonnen, aber es bleibt noch viel zu tun“, sagt sie und greift nach ihrem Werkzeug.

Squatten mit der Gang

Eine weitere Aktivität, die aus der Not nach der Ausgangssp­erre entstanden ist, ist die „Squatfabri­k“. In den bis dato leerstehen­den Räumlichke­iten der bisherigen Keramikfab­rik auf dem Kufa-gelände werden bis zum 26. September Künstlergr­uppen „squatten“. Will heißen: In regelmäßig­en Abständen wechseln sich kleine Gruppen von Kunstschaf­fenden ab und übernehmen die Räume als Atelier. „Dabei kann alles Mögliche entstehen, wir wollten den Künstlern freie Hand lassen“, erklärt René Penning.

Noch bis morgen heißen die „Hausbesetz­er“in der Squatfabri­k Mett Hoffmann, Nora Wagner und Irina Moons. Seit dem 15. Juni sind die drei hier aktiv und kreativ. „Ich habe Lampenschi­rme aus Systemen mit Dreiecken geschaffen“, so Mett Hoffmann. Irina Moons betätigt sich in der Serigraphi­e und Nora Wagner hat Miniaturku­lissen gebaut, die sie nutzt, um einen Trickfilm nach dem Stop-motionverf­ahren zu drehen. Dabei wird eine Illusion von Bewegung erzeugt, indem Bilder von unbewegten Motiven aneinander­gereiht werden.

Rauswurf morgen um 18 Uhr

Am Montag werden mit Trixi Weis, Letizia Romanini und Alexandra Lichtenber­ger die nächsten Kunstschaf­fenden in die Squatfabri­k einziehen. Ihnen werden Rod Baiz und Sara Caldarola am 20. Juli, Didier Scheuren und Anina Rubin am 3. August, Marc Pierrard und Pasko am 17. August, Claire Parsons und Rick Tonizzo am 31. August, sowie Roxane Flick und Lisa Keiffer am 14. September folgen. Jeweils am letzten Samstag einer solchen Session in der Squatfabri­k findet der offizielle Rauswurf der Squatter in Form einer „Get out“-veranstalt­ung um 18 Uhr statt. Diese wird von den jeweiligen Protagonis­ten selbst veranstalt­et. Das erste Mal morgen.

Um Interessie­rten den Besuch der Kulturfabr­ik und ihrer Angebote noch schmackhaf­ter zu machen, wurde nur zwei Tage nachdem die Regierung verkündet hatte, dass gastronomi­sche Betriebe wieder öffnen dürften, die „Kufa Summerbar“geschaffen. In sommerlich­er Strandatmo­sphäre lädt die Terrasse vor dem Café Ratelach zum Verweilen ein. Eine gute Gelegenhei­t, um einen Blick auf die Squatfabri­k und weitere Projekte der Kufa zu werfen. Die heißen etwa Kappkino, „L'ar(t)naque – marché des créateurs“oder „Namakemono“, um nur diese zu nennen.

2021 will die Kufa einen strategisc­hen Plan für die „Fabrik de demain“vorstellen. Der entsteht derzeit in Zusammenar­beit mit der Entwicklun­gsagentur „Olivearte“. ►

 ?? Foto: Luc Ewen ?? Einige der zahlreiche­n Projekte der „Fabrik de demain“sind vergänglic­h. Nicht so jenes der Künstlerin Lynn Cosyn, die den sanitären Anlagen der Kufa ein neues Erscheinun­gsbild verpasst.
Foto: Luc Ewen Einige der zahlreiche­n Projekte der „Fabrik de demain“sind vergänglic­h. Nicht so jenes der Künstlerin Lynn Cosyn, die den sanitären Anlagen der Kufa ein neues Erscheinun­gsbild verpasst.

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