Politesch Woch
Wochenende
Corona ist Geschichte. Diesen Eindruck vermitteln unter anderem die Bilder aus den hauptstädtischen Ausgehvierteln. Dicht an dicht und maskenlos zelebrieren die Lockdown-müden Luxemburger einen zweifelhaften Umgang mit ihren wieder erlangten Freiheiten. In ihrer vernunftfreien Feierlaune übersehen sie den stillen Gast mitten unter ihnen: Das fiese Virus, das bei so viel herzlicher Gastfreundschaft bestimmt nicht Nein sagt und sich da und dort dankend einnistet. Wenn das mal kein böses Erwachen gibt ...
Mittwoch-I
Mit derart bitterernster Miene sind der Premierminister und seine Gesundheitsministerin schon lange nicht mehr vor die Presse getreten. Tja, die Disziplin(losigkeit) ihrer Landsleute treibt ihnen neue Sorgenfalten in die Stirn. Vielleicht war es dann doch keine so gute Idee, sich der staatsrätlichen Maxime der maximalen Freiheit zu beugen und die Beanstandung zum Covid-Gesetz nicht zu beanstanden. Zu viel liberal tut Luxemburg dann scheinbar doch nicht gut …
Mittwoch-II
Oder etwa doch? Die Sonndesfro schwappt wie eine blaue Welle über das Land; die Liberalen sind die großen Gewinner beim Sommerzeugnis der Wähler. Wenn das mal kein Grund zur Corona-Party ist. Bei den Grünen und den Christlich-Sozialen fällt diese Party aus – Corona wird zum Stimmungskiller. Déi Gréng erleiden das GretaSchicksal, Öko ist out, der Stecker gezogen. Und die CSV? Sie verharrt in ihrem Trotz-Motz-Modus der stärksten Partei und wartet seit nunmehr sieben Jahre auf den Erlöser, der die aus der nicht enden wollenden Oppositionsgefangenschaft führt. Hmm, was macht eigentlich Jean-Claude Juncker ...
Freitag-I
Nirgendwo hat man in den zurückliegenden Jahren mit Abstand halten so viel Erfahrung gesammelt wie in der Tripartite. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind sich aus dem Weg gegangen, wo sie nur konnten. Und just zu der Zeit, wo ein fieses Virus Abstand halten erfordert, sind Regierung, Patronat und Gewerkschaften zur Annäherung gezwungen. Verkehrte Welt.
Freitag-II
Carole Dieschbourg und Claude Turmes haben ein neues Modewort entdeckt: clever. Gestern „Clever Solar“, heute „Clever Fueren+Clever Lueden“. Für ihre Mission Elektro-Mobilität greifen die beiden Minister tief in die Taschen des Finanzministers. So weit, so gut. Doch wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ein Grünen-Duo einmal derart vehement die Werbetrommel für das Automobil – ehemals Feindbild Nummer eins der Ökobewegung – rühren würde? Und übrigens, wer erinnert sich noch, dass vor gar nicht allzu langer Zeit ein anderer Minister mit grünem Parteiausweis seinen Mitbürgern mit unglaublich viel Tam-Tam den kostenlosen öffentlichen Transport bescherte. Irgendwie clever, Déi Gréng – oder doch nicht ...