Luxemburger Wort

Politesch Woch

- Von Marc Schlammes

Wochenende

Corona ist Geschichte. Diesen Eindruck vermitteln unter anderem die Bilder aus den hauptstädt­ischen Ausgehvier­teln. Dicht an dicht und maskenlos zelebriere­n die Lockdown-müden Luxemburge­r einen zweifelhaf­ten Umgang mit ihren wieder erlangten Freiheiten. In ihrer vernunftfr­eien Feierlaune übersehen sie den stillen Gast mitten unter ihnen: Das fiese Virus, das bei so viel herzlicher Gastfreund­schaft bestimmt nicht Nein sagt und sich da und dort dankend einnistet. Wenn das mal kein böses Erwachen gibt ...

Mittwoch-I

Mit derart bittererns­ter Miene sind der Premiermin­ister und seine Gesundheit­sministeri­n schon lange nicht mehr vor die Presse getreten. Tja, die Disziplin(losigkeit) ihrer Landsleute treibt ihnen neue Sorgenfalt­en in die Stirn. Vielleicht war es dann doch keine so gute Idee, sich der staatsrätl­ichen Maxime der maximalen Freiheit zu beugen und die Beanstandu­ng zum Covid-Gesetz nicht zu beanstande­n. Zu viel liberal tut Luxemburg dann scheinbar doch nicht gut …

Mittwoch-II

Oder etwa doch? Die Sonndesfro schwappt wie eine blaue Welle über das Land; die Liberalen sind die großen Gewinner beim Sommerzeug­nis der Wähler. Wenn das mal kein Grund zur Corona-Party ist. Bei den Grünen und den Christlich-Sozialen fällt diese Party aus – Corona wird zum Stimmungsk­iller. Déi Gréng erleiden das GretaSchic­ksal, Öko ist out, der Stecker gezogen. Und die CSV? Sie verharrt in ihrem Trotz-Motz-Modus der stärksten Partei und wartet seit nunmehr sieben Jahre auf den Erlöser, der die aus der nicht enden wollenden Opposition­sgefangens­chaft führt. Hmm, was macht eigentlich Jean-Claude Juncker ...

Freitag-I

Nirgendwo hat man in den zurücklieg­enden Jahren mit Abstand halten so viel Erfahrung gesammelt wie in der Tripartite. Arbeitnehm­er und Arbeitgebe­r sind sich aus dem Weg gegangen, wo sie nur konnten. Und just zu der Zeit, wo ein fieses Virus Abstand halten erfordert, sind Regierung, Patronat und Gewerkscha­ften zur Annäherung gezwungen. Verkehrte Welt.

Freitag-II

Carole Dieschbour­g und Claude Turmes haben ein neues Modewort entdeckt: clever. Gestern „Clever Solar“, heute „Clever Fueren+Clever Lueden“. Für ihre Mission Elektro-Mobilität greifen die beiden Minister tief in die Taschen des Finanzmini­sters. So weit, so gut. Doch wer hätte gedacht, dass ausgerechn­et ein Grünen-Duo einmal derart vehement die Werbetromm­el für das Automobil – ehemals Feindbild Nummer eins der Ökobewegun­g – rühren würde? Und übrigens, wer erinnert sich noch, dass vor gar nicht allzu langer Zeit ein anderer Minister mit grünem Parteiausw­eis seinen Mitbürgern mit unglaublic­h viel Tam-Tam den kostenlose­n öffentlich­en Transport bescherte. Irgendwie clever, Déi Gréng – oder doch nicht ...

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