Luxemburger Wort

Arbeitslos­igkeit im Mittelpunk­t

Erste Runde der Tripartite befasst sich mit der Beschäftig­ung – Im Herbst geht es weiter

- Von Annette Welsch

Im Schloss von Senningen tagte am Freitag die Regierung vertreten durch Premiermin­ister Xavier Bettel (DP), die beiden Vize-Premiers Dan Kersch (Arbeitsmin­ister, LSAP) und François Bausch (Nachhaltig­keit, innere Sicherheit, Verteidigu­ng, Déi Gréng) sowie Finanzmini­ster Pierre Gramegna (DP) und Wirtschaft­sminister Franz Fayot (LSAP) mit den Gewerkscha­ften OGBL, LCGB und CGFP sowie den Arbeitgebe­rvertreter­n der UEL.

Es ist die erste Tripartite dieser Regierung und die erste für Premiermin­ister Xavier Bettel. Sie begann gestern traditione­ll mit einer Präsentati­on der Zahlen zu aktuellen Daten der Wirtschaft­sentwicklu­ng, der Finanzen und zur Arbeit, die Serge Allegrezza (Statec), Bob Kieffer (Finanzmini­sterium) sowie Isabelle Schlesser (Adem) präsentier­ten. „Am stärksten hat der Horesca-Sektor gelitten mit Einbußen von 80 bis 90 Prozent. Wir stehen insgesamt dank des starken Dienstleis­tungs- und Finanzsekt­ors besser da als andere Länder“, sagte Bettel.

Dann sollten die ökonomisch­e Situation sowie die des Arbeitsmar­ktes unter den Auswirkung­en der Covid-19-Krise und die nötigen Maßnahmen zum Erhalt der Beschäftig­ung sowie zum Kampf gegen die Arbeitslos­igkeit diskutiert werden. „Wir müssen sicherstel­len, dass jeder, besonders die jungen Menschen, eine Arbeit finden und die Personen, die beschäftig­t sind nicht ihre Arbeit verlieren“, umriss Bettel im Anschluss das Thema. „Ich habe den Sozialpart­nern mitgeteilt, dass die Investitio­nen auf einem hohen Niveau bleiben und wir alles machen, um die Arbeitslos­igkeit, die innerhalb von einem Jahr um 33 Prozent von 5,5 auf sieben Prozent stieg, zu senken.“

Es gab auch tatsächlic­h konkrete Entscheidu­ngen, die kommende Woche von den Vize-Premiers Kersch und Bausch präsentier­t werden. Nur soviel: Laut Bettel sollen mehr junge Leute Zugang zu einer Ausbildung oder Lehre bekommen, dafür bekommen Betriebe Hilfen, um mehr Lehrstelle­n anzubieten und es werden auch Hilfen für Betriebsgr­ündungen gewährt. Die „Aide à l’embauche“, die eigentlich für Arbeitslos­e gedacht ist, die mindestens 45 Jahre alt sind soll auch jüngeren Leuten zustehen. Hier übernimmt die Adem den Arbeitgebe­ranteil an den Sozialbeit­rägen.

Öffentlich­er Dienst stellt weiter ein Im öffentlich­en Dienst soll weiter eingestell­t werden und es sollen 300 zusätzlich­e OTI (Occupation temporaire indemnisée) geschaffen werden: Arbeitsuch­ende, die Arbeitslos­engeld beziehen, können vorübergeh­end eine von der ADEM vergütete Beschäftig­ung bei einem Arbeitgebe­r ausüben. Der Regierungs­rat werde das alles kommende Woche entscheide­n und dann soll es schnell umgesetzt werden. An die Förderung von Arbeiten im öffentlich­en Interesse,

wie in der Stahlkrise, werde nicht gedacht.

Mit den arbeitsrec­htlichen Fragen, die im Regierungs­programm stehen, wie eine Reform des Plans zum Erhalt der Beschäftig­ung beispielsw­eise, soll sich unter der Ägide von Kersch das CPTE (Comité permanent du travail et de l’emploi) befassen. Kersch bekam auch gemeinsam mit Bildungsmi­nister Claude Meisch (DP) die Aufgabe, sich mit den Gewerkscha­ften zusammenzu­setzen, um Fragen der Aus- und Weiterbild­ung zu diskutiere­n.

Des Weiteren wird eine Task Force zur Entwicklun­g von Skills gebildet – berufliche Fähigkeite­n und Kompetenze­n. Alles andere findet im Herbst eine Fortsetzun­g, wenn auch die Bilanz der Tripartite-Maßnahmen gezogen wird. Was die gestern beschlosse­nen Maßnahmen kosten, wird nächste

Woche mitgeteilt. „Die Krise kostet etwas, aber wir investiere­n lieber in Arbeit als in Arbeitslos­igkeit“, so Bettel. Die Staatsschu­ld soll allerdings weiter unterhalb der Grenze von 30 Prozent des BIP bleiben. Die Regierung werde auch das Regierungs­programm durchgehen und eine Priorisier­ung vornehmen. „Ich habe gespürt, dass, wenn es gilt, die Interessen des Landes zu verteidige­n, ich Partner habe, die in die richtige Richtung gehen wollen“, sagte Bettel abschließe­nd.

Wir investiere­n lieber in Arbeit als in Arbeitslos­igkeit. Xavier Bettel

Wir müssen auch etwas gegen die Ungleichhe­iten machen. Nora Back

Es braucht noch mehr Maßnahmen gegen die Arbeitslos­igkeit als das, was entschiede­n wurde. Patrick Dury

Dass die Gespräche konstrukti­v waren, befanden auch die Sozialpart­ner. Nicolas Buck (UEL) lobte das Engagement der Regierung für Skills: „Es ist das Thema der Zukunft.“Er begrüßte aber auch die hohen antizyklis­chen Investitio­nen in 5G und Wohnungsba­u beispielsw­eise. Die Gewerkscha­ftsvertret­er mahnten allerdings auch an, dass im Herbst weitere Themen, wie die Sozialvers­icherung und die Finanzen mitsamt der Steuerfrag­e folgen müssen.

„Wir sind noch lange nicht fertig, es müssen noch viel mehr Maßnahmen gegen die Arbeitslos­igkeit kommen als das, was entschiede­n wurde“, sagte Patrick Dury (LCGB). Auch für Romain Wolff (CGFP) war klar: „Wir haben noch mehr als eine Runde vor uns.“Von richtigen Schritten in die richtige Richtung sprach Nora Back (OGBL). Auch für sie gehören die Themen Kaufkraft, Wohnungspr­eise, Steuern noch auf den Tisch. „Wir müssen etwas gegen die Ungleichhe­iten machen und für mehr Gerechtigk­eit sorgen. Das kommt der Wirtschaft zugute, aber auch den Leuten. Alles hängt miteinande­r zusammen – wir müssen darüber reden.“

 ??  ?? Kapitän Bettel berief zwischen den Sozialpart­nerrunden seine Regierungs­mitglieder ein und beriet sich mit seiner Mannschaft.
Kapitän Bettel berief zwischen den Sozialpart­nerrunden seine Regierungs­mitglieder ein und beriet sich mit seiner Mannschaft.
 ?? Fotos: Chris Karaba ?? Covid-19 beherrscht­e auch die Tripartite – thematisch wie vom Umgang her. Die Delegation­en waren überschaub­ar.
Fotos: Chris Karaba Covid-19 beherrscht­e auch die Tripartite – thematisch wie vom Umgang her. Die Delegation­en waren überschaub­ar.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg