Die Liebe ist dahin
Formel-1-Pilot Sebastian Vettel zeigt sich von Ferrari-Aussagen enttäuscht
Das konnten die Glückwünsche von Ferrari an Geburtstagskind Sebastian Vettel ebenso wenig kaschieren wie die relativierenden Worte des Deutschen an die Adresse des Noch-Arbeitgebers. Er wolle „nicht nachtreten“, beteuerte der gekränkte Star-Pilot Vettel, „das ist nicht meine Art und nicht mein Stil“.
Zuvor ließ der viermalige Formel-1-Weltmeister mit wohlüberlegten Worten eine Bombe platzen. „Die vergangenen Monate war es eigentlich sehr klar und deutlich, dass man gemeinsam weitermachen will. Anfang Mai hatte ich dann ein Telefonat, in dem mir klar wurde, dass das Team nicht gewillt ist, weiterzumachen. Das war natürlich ein Schock und kam überraschend“, sagte Vettel am Donnerstag bei RTL.
Und nicht nur das legte Vettel, der seit Bekanntgabe der Trennung 51 Tage lang geschwiegen hatte, offen. Auch Gespräche habe es nicht gegeben, denn „es lag kein Angebot auf dem Tisch“.
Das sind bemerkenswerte Aussagen und Anschuldigungen, schließlich hatte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto im Mai noch von einer Entscheidung gesprochen, „die gemeinsam von uns und Sebastian getroffen wurde, eine Entscheidung, die beide Parteien für das Beste halten“.
Keine Rückendeckung von Ferrari
Am Freitag ruderte der 50-Jährige auf Nachfrage zurück: „Wir mussten unsere Entscheidung überdenken. Ja, er war überrascht“, sagte der Italiener und begründete diesen Schritt recht schwammig mit dem Einfluss des Corona-Virus, Veränderungen im Reglement und Anpassungen bei der Ausgabenobergrenze.
Vettel, das glauben viele im Fahrerlager, wird in der am Sonntag mit dem Grand Prix von Österreich beginnenden Saison vor allem für sich fahren. „Natürlich schaue ich als Fahrer auf meine Ergebnisse“, erklärte Vettel selbst: „Am Ende des Tages fahren wir aber alle für ein Team. Sollte sich die Situation so entwickeln, dass einer vom anderen Hilfe braucht, erwarte ich das von beiden Seiten. Da spielen Verträge keine Rolle.“Und auch die reichlich vorhandenen Defizite im Team könnte Vettel
nun in ungewohnter Deutlichkeit ansprechen. Seit seiner Ankunft 2015 war das anders. Ob Technikpanne oder Strategie-Desaster, der Deutsche ging mit jedem Fehler „seiner“Scuderia in der Öffentlichkeit nachsichtig um.
Vettel gab Rückendeckung, die er bei eigenen Fehlern zuletzt kaum noch erhielt. Bei der Vertragsverlängerung mit Youngster Charles Leclerc bis 2024 wurde endgültig klar, dass man beim „Cavallino Rampante“auf ein anderes Pferd setzt.
Der einst gefeierte Weltmeister will sich auf seine eigene Zukunft noch nicht festlegen. Den Weltmeisterrennstall Mercedes bezeichnete Vettel als „Option“. Vermutlich ist es seine letzte, um in der Formel 1 zu bleiben. Ein Sabbatical mit anschließendem Comeback zur Saison 2022 jedenfalls schloss der Deutsche nahezu aus: „Wenn man bereit ist, die Tür zu schließen, dann sollte man nicht erwarten, dass sie sich noch einmal öffnet.“Vettels Bewerbungsphase um die vage Chance auf ein Mercedes-Cockpit beginnt an diesem Wochenende. sid