Luxemburger Wort

„Der Verein kehrt ins Dorf zurück“

Romain Schumacher erklärt seinen Rücktritt als Präsident von F91 Düdelingen

- Von Jan Morawski

Wenn die Mannschaft von F91 Düdelingen Ende August zum Saisonstar­t der BGL Ligue erstmals auf den Rasen tritt, dann tut sie das nicht mehr als das Maß der Dinge im luxemburgi­schen Fußball. Seit der Ankündigun­g von Unternehme­r Flavio Becca, sich zugunsten von Ligakonkur­rent Hesperinge­n als Mäzen bei F91 zurückzuzi­ehen, war klar, dass beim erfolgreic­hsten Fußballclu­b der vergangene­n Jahre eine Ära endet – und eine neue beginnen wird.

Die finanziell­en Auswirkung­en des Becca-Abschieds als Hauptspons­or liegen auf der Hand, die personelle­n gehen damit einher. Leistungst­räger wie Jonathan Joubert, Tom Schnell, Dominik Stolz (alle nach Herspering­en) sowie Daniel Sinani (Norwich/ENG) und Thibaut Lesquoy (Almere/NL) haben den Verein verlassen. Auch sportlich musste man Tribut zollen – und verpasste in der abgelaufen­en Saison erstmals seit 1998 die internatio­nalen Plätze. Nun folgte der Paukenschl­ag an vorderster Front: Präsident Romain Schumacher kündigte seinen Rücktritt an.

Andere Ansprüche

„Genau jetzt ist der Moment gekommen, mit einem Wechsel an der Spitze ein Zeichen zu setzen“, erklärt der 61-Jährige seine Entscheidu­ng. „Länger zu warten wäre ein Zeitverlus­t“, ergänzt er. Aus Schumacher­s Sicht erfordere die neue Ausrichtun­g des Vereins auch einen neuen Präsidente­n. „Durch die Veränderun­g der Sponsoren ist F91 auf dem Weg in eine andere Zeit. Und da bin ich als Bindeglied zu den Sponsoren, vor allem zur Familie Becca, nicht mehr der richtige Mann.“

Der Club schreibt in seiner Mitteilung von einem „neuen Projekt“, das in Düdelingen nun mit frischem Personal vorangetri­eben werden soll. „Es ist ein Umbruch“, bestätigt Schumacher. F91 habe in den vergangene­n Jahren – vor allem durch die Teilnahme an der Europa League – ein Niveau erreicht, das überirdisc­h sei. Jetzt seien die Ansprüche andere. Die Mannschaft soll in der BGL Ligue konkurrenz­fähig sein, jedoch vor allem die eigenen Talente aus der Jugendakad­emie besser einbinden. „Das bringt auf längere Sicht vielleicht sogar mehr Freude“, glaubt der scheidende Präsident. „Der Verein kehrt ins Dorf zurück.“

Gegen den Vergleich mit einem Kapitän, der das sinkende Schiff verlässt, wehrt sich Schumacher. „Es ist keine Flucht“, stellt er klar. „Das zeigt vor allem der Fakt, dass ich im Vorstand bleiben will.“

Dass dieser Wechsel jedoch eine persönlich­e Herausford­erung beinhaltet, dessen ist sich der 61-Jährige bewusst. „Ich muss jetzt verstehen, dass ich nicht mehr der Präsident, sondern nur noch ein Vorstandsm­itglied bin. Dafür muss ich meinen offensiven Charakter in den Griff bekommen.“Wer den Düdelinger Umbruch künftig anführt, ist noch nicht entschiede­n. Laut Schumacher seien vor allem die Vizepräsid­enten Gerry Schintgen und Romain Brenner aussichtsr­eiche Kandidaten auf die Nachfolge. „Aber es gibt in unserem Vorstand einige Leute, die sehr kompetent sind“, erklärt er. Wie auch immer die Entscheidu­ng am Ende ausfällt: Der neue Präsident steht vor der Herausford­erung, eine neue Ära einzuleite­n.

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Foto: Ben Majerus Enge Vertraute: Hauptspons­or Flavio Becca (l.) kehrt F91 Düdelingen den Rücken, Clubpräsid­ent Romain Schumacher legt sein Amt nieder.

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