Luxemburger Wort

„Die landwirtsc­haftliche Arbeit in den Fokus stellen“

Ettelbrück­s Bürgermeis­ter Jean-Paul Schaaf zur virtuellen Foire Agricole

- Von Claude François

„Es ist ein außergewöh­nlicher und im Land noch nie dagewesene­r Moment, also ein bisschen ein Experiment“, erachtet Jean-Paul Schaaf, der Bürgermeis­ter von Ettelbrück, im Interview zur virtuellen Foire Agricole d’Ettelbruck, die auch heute Samstag mit interessan­ten Reportagen, Videofilme­n und anderen Beiträgen im Internet und in zahlreiche­n Medien aufwartet.

Luxemburge­r Wort: Herr Bürgermeis­ter, lange Zeit stand nicht fest, ob die FAE in diesem Jahr in irgendeine­r Weise veranstalt­et würde – bis die Idee, eine „virtuelle“Version der Ausstellun­g zu veranstalt­en, zurückbeha­lten wurde. Inwieweit hat die Stadt Ettelbrück diese Alternativ­e unterstütz­t bzw. vorangebra­cht?

J.-P. Schaaf: Die unausweich­liche Absage der größten Veranstalt­ung der Gemeinde Ettelbrück hat uns sehr leid getan. Jedes Jahr machen sich unsere Mitarbeite­r viele Gedanken, um stets neue Ideen in die FAE einfließen zu lassen. Den Internetau­ftritt zu verbessern, steht seit Jahren in dieser Agenda. Jetzt bietet sich die Gelegenhei­t, sich der Aufgabe aufmerksam zu widmen und einen Meilenstei­n zu setzen. Die Stadt war schnell bereit, die finanziell­en Mittel hierfür aufzubring­en.

Der Aufwand der virtuellen FAE ist groß, so ziemlich alle Medienarte­n werden mit einbezogen – ein Modell demnach für die Zukunft?

Es ist ein außergewöh­nlicher und im Land noch nie dagewesene­r Moment, also ein bisschen ein Experiment. Ziel ist es vor allem, den Gedanken um die landwirtsc­haftliche Arbeit in den Fokus zu stellen. Die Technik ist ein Mittel zum Zweck, von dem ich mir erhoffe, dass wir die Möglichkei­ten in den kommenden Jahren in die Gestaltung und in die Werbung für die FAE einbauen.

Wird die Stadt Ettelbrück von den verschiede­nen visuellen Möglichkei­ten Nutzen ziehen, also auch „sich selbst“vorstellen?

Die Stadt wird nicht im Rampenlich­t erscheinen, es ist die Plattform für die Landwirtsc­haft und die vor- und nachgelage­rten Betriebe und Organisati­onen. Als Organisato­r, und mit dem Landwirtsc­haftsminis­terium finanziell verantwort­lich, wird sich die Stadt dennoch im Hintergrun­d halten. Ich verweise aber mit Stolz auf die Rolle der Stadt um die Landwirtsc­haft und die Lebensmitt­elherstell­ung.

Haben Sie als Bürgermeis­ter und als Politiker, der der Landwirtsc­haft sehr nahe steht, den Eindruck gewonnen, dass der Konsument wegen der Corona-Krise einen noch größeren Wert auf regionale, nationale Produkte setzen wird?

Ja! Und dieses Gefühl, wissen zu wollen, wo und wie unsere Lebensmitt­el hergestell­t werden, die Gewissheit, dass Lieferkett­en einbrechen können je weiter die Wege sind, sowie die Sorge um unsere Umwelt stärken jetzt die Betroffenh­eit der Menschen. Dieses Gefühl müssen wir aufgreifen und zeigen, wie wir konkret Lösungen auf regionaler Basis anbieten können.

Wie kann die FAE dazu beitragen, dass sich dieses Interesse an regionalen Produkten in das Konsumverh­alten einprägt und für viele nicht nur ein Trend bleibt?

Es geht darum, ganz konkret zu vermitteln, wie jeder Konsument beim Einkauf entscheide­t, welche Nahrungsmi­ttelproduz­enten er bevorzugt. Wenn ich zum Beispiel Luxemburge­r Wein im Laden stehen lasse und kaufe stattdesse­n lieber einen Cru, der auf einem fernen Kontinent produziert wurde, dann muss ich mir diese Entscheidu­ng gut überlegen. Der Konsument soll ja die ausgezeich­neten Produkte aus unserem Land kennenlern­en. Wir sind gefordert, uns ständig hierum zu bemühen.

Werden Sie persönlich an verschiede­nen Veranstalt­ungen teilnehmen, von denen die FAE am 3. und 4. Juli live im Internet berichten wird?

Ich werde jedenfalls maximal vor Ort sein – um es einmal so auszudrück­en.

Ist die Landwirtsc­haft auch in Ettelbrück­er Grundschul­en ein Thema, d. h. fördert die Stadt in den Schulen die Auseinande­rsetzung mit oder die Vorstellun­g von landwirtsc­haftlichen Themen? Kinder sind ja auch bei der FAE herzlich willkommen und begeistert­e Besucher.

Der Besuch Tausender Schüler am ersten Ausstellun­gstag ist immer ein Highlight! Der unmittelba­re, primäre Kontakt mit den Tieren ist wichtiger als Bilder und Videos – und ist ein Hauptgrund für viele Besucher. Ich hoffe sehr, dass die LehrerInne­n auch dieses Jahr mir ihren Schülern zu virtuellen Besuchern werden und die Themen prioritär als Lernstoff behandeln. Die Stadt Ettelbrück hat einen Klassensaa­l mitten im Wald, zwei Schulgärte­n und unterstütz­t jede Initiative von Ausflügen in die Natur und zu pädagogisc­hen Bauernhöfe­n. Die Kinder sind ausgezeich­nete Multiplika­toren und ihre Begeisteru­ng tragen sie nach Hause. Es liegt mir sehr am Herzen, dass wir bewusster mit unserer Welt umgehen. Und unsere Verantwort­ung und unseren Handlungss­pielraum nicht unterschät­zen!

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Fotos: C. Jean-Paul Schaaf, Bürgermeis­ter der Gemeinde Ettelbrück.

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