FED dreht den Geldhahn weiter auf
Notenbank kauft Anleihen aus dem Unternehmenssektor und gibt den Kreditmärkten mehr Luft
Die Zinsmärkte reagierten auf Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten. Im Wesentlichen überraschte der solide Arbeitsmarktbericht für den Monat Juni. Feiertagsbedingt vermeldete das Arbeitsministerium am Donnerstag den Zuwachs von 4,8 Millionen neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Die Märkte hatten einen Anstieg um rund drei Millionen erwartet. „Der Personalaufbau von Kleinunternehmen hat im Juni zugenommen“, sagte eine Sprecherin des ADP-Forschungsinstituts. Naturgemäß wurden die Daten mit nötiger Vorsicht aufgenommen, die US-Wirtschaft mache eine Erholung von den extrem schlechten Daten vom März/April durch. Mit einer Arbeitslosenquote von rund 11 Prozent haben die Anleihemärkte keine allzu großen Ängste. Die Federal Reserve müsse die Kreditmärkte durch eine lockere Haltung mit Liquidität versorgen, damit die Konjunktur im zweiten Halbjahr nicht einbricht. So war die Reaktion bei der richtunggebenden zehnjährigen Treasury deutlich. Das Papier verlor am Donnerstag 0,55 US-Dollar im Preis, die Marktverzinsung setzte sich auf 0,68 Prozent. Für die zweite Juliwoche rechnen die Berufshändler mit einer Kurserholung. Offenbar setzt die Mehrheit der Händler darauf, schon bald könnten weiter steigende Ansteckungszahlen das Bild trüben. Ausgerechnet in den wirtschaftlich stärksten Bundesstaaten der USA, Kalifornien und Texas, wurden teilweise die Öffnungspläne für die Wirtschaft angehalten oder zurückgefahren.
Die FED kauft weiter Anleihen aus dem Unternehmenssektor und gibt den Kreditmärkten mehr Luft.
Es wurden unter anderem Bonds von großen Öl- und Tabakkonzernen, des Einzelhändlers Walmart und des Telekomunternehmens AT&T in ihr Portfolio aufgenommen. In der breiteren Basis sollen es Papiere von 790 verschiedenen Schuldnern gewesen sein. Mit der Secondary Market Corporate Credit Facility (SMCCF) wurden schon im Mai auch Papiere aufgekauft. Das SNCCF ist als Notfallprogramm zum Aufkauf von Unternehmensanleihen einzigartig in der Geschichte der US-Finanzmärkte. Die FED stellt dabei ein Portfolio zusammen, das sich an einem breit angelegten Marktindex von US-Firmenanleihen orientiert. Sie sichert zu, es seien dedizierte Vorgaben an Rating,
Mindestvolumina und maximale Laufzeiten der Schuldpapiere gemacht worden. Bei einem zweiten nationalen Lockdown fände die aktuelle Erholung der US-Wirtschaft ein jähes Ende. Dann sind Anleihen wieder die meistgesuchte Anlageklasse.
Die Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe in Deutschland, Frankreich und der Eurozone haben deutliche Erholungen angezeigt. Die Zinsfantasie und Hoffnung auf schnelle zusätzliche Hilfen sei leicht gedämpft. Das bewirkt, dass am Euro-Rentenmarkt für die Kernländer die Anleihekurse stagnieren. Momentan gibt es keine Anzeichen, dass der Handel für die Staatsbonds aus Deutschland und den Niederlanden
neue Renditetiefststände erreichen könnte. Tendenziell herrscht das zweite Halbjahr konjunktureller Optimismus vor und dies wurde durch die soliden Stimmungsindikatoren, die teilweise auch deutlich positiv überraschten, unterstützt. Weil durch die gelockerten Corona-Beschränkungen verschiedene Servicebereiche wieder aktiv werden konnten, und auch die Reaktivierung der Produktion erstaunlich gut funktioniert, macht sich mehr Zuversicht breit. Die Kapitalmärkte zeigen sich durch die Geldschwemmen der Notenbanken gut unterstützt. Da spielt aber auch das Szenario der Vermeidung einer zweiten Pandemie-Welle die Schlüsselrolle.