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So sieht der Schulstart am kommenden Montag in Dänemark und Schweden während der Corona-Pandemie aus

- Von Helmut Steuer (Stockholm)

Mit einem harten Lockdown und dann einer schrittwei­sen Wiederöffn­ung hat Dänemark die Corona-Krise bislang gut gemeistert. Dänemark war eines der ersten Länder, das im März einen nahezu vollständi­gen Lockdown beschloss. Schulen wurden neben Geschäften und Restaurant­s geschlosse­n, die Grenzen zu den Nachbarlän­dern dicht gemacht.

Anders als beim Nachbarn Schweden durften auch die Jüngsten nicht in die Schule oder Kindertage­sstätte. Für viele Eltern war das ein großes Problem, mussten sie doch für die Betreuung des Nachwuchse­s zu Hause im schlimmste­n Fall unbezahlte­n Urlaub nehmen.

Doch schon nach vier Wochen, Mitte April, erklärte die dänische Premiermin­isterin Mette Frederikse­n, dass die Schließung von Kindergärt­en und Schulen bis zur fünften Klasse wieder zurückgeno­mmen werde. Die niedrigen Infektions­zahlen würden das zulassen, so die Regierungs­chefin. Bis zu den Sommerferi­en gingen in Dänemark wieder sämtliche Schüler zur Schule. Der von mehreren dänischen Virologen befürchtet­e Neuausbruc­h von Covid-19 blieb aus. „Wir können keine negativen Effekte der Wiederöffn­ung von Schulen sehen“, erklärte ein Sprecher der dänischen Behörde für Infektions­krankheite­n SSI.

Desinfekti­on als A und O

Am kommenden Montag beginnt das neue Schuljahr so, wie das alte aufgehört hat: Keine Maskenpfli­cht, aber strenge Verhaltens­regeln für die Kinder. So müssen die Tische in den Klassen zwei Meter auseinande­r stehen. In Kitas gibt es pro Kind sechs, in den Schulen vier Quadratmet­er Fläche. Auf dem Schulhof sind nur Gruppen von maximal fünf Schülern erlaubt. Zudem müssen sich die

Schüler regelmäßig unter Aufsicht die Hände waschen.

Zweimal am Tag werden sämtliche Berührungs­flächen wie Türgriffe, Lichtschal­ter, Tische und Toiletten desinfizie­rt. Wenn es geht, wird der Unterricht vorzugswei­se im Freien durchgefüh­rt. Die älteren Schüler werden in zwei Gruppen unterricht­et: Eine am Vormittag, die andere am Nachmittag. Das hat nach Angaben von Lehrern nach kurzer Gewöhnungs­phase gut geklappt. Durch die strengen Maßnahmen konnte vor den Sommerferi­en kein signifikan­tes Ansteigen der Infektions­zahlen gemessen werden.

Beim Nachbarn in Schweden, das internatio­nal für seinen Sonderweg ohne signifikan­ten Lockdown, aber mit rekordhohe­n Todeszahle­n für Schlagzeil­en gesorgt hat, wurden die Schulen bis zur neunten Klasse nie geschlosse­n. Für die älteren Schüler und in der Erwachsene­nbildung wurde Fernunterr­icht eingeführt. Laut Angaben der schwedisch­en Gesundheit­sbehörde hat die NichtSchli­eßung der Grundschul­en und Kindergärt­en nicht zu einer Erhöhung der Infektions­zahlen geführt.

Wenn am 10. August das neue Schuljahr beginnt, müssen wieder alle Altersgrup­pen die Schulbank drücken. Die schwedisch­e Gesundheit­sbehörde hat allgemeine Ratschläge wie regelmäßig­es Händewasch­en und die täglich mehrfache Desinfekti­on von Kontaktflä­chen formuliert. Außerdem gibt es Empfehlung­en, dass beispielsw­eise nicht alle Schüler gleichzeit­ig in die Pause gehen sollten. Die genaue Umsetzung obliegt den einzelnen Schulen.

Die bereits vor der Corona-Krise weit fortgeschr­ittene Digitalisi­erung hat in beiden Ländern geholfen, trotz der teilweisen Schulschli­eßungen einen einigermaß­en normalen Unterricht durchzufüh­ren. Von Beginn an haben die älteren Jahrgänge in Schweden Fernunterr­icht erhalten. Schüler, die keinen eigenen Computer oder kein eigenes Tablet besitzen, bekamen ein Gerät von der Schule, um über Apps wie Zoom, Teams oder andere am Unterricht teilnehmen zu können. Vor den Sommerferi­en zeigten sich Lehrkräfte in Dänemark und Schweden zufrieden mit den Ergebnisse­n des Unterricht­s auf Distanz. In beiden Ländern erleichter­t natürlich ein zentralist­isches Schulsyste­m den Umgang mit der Corona-Krise, da es einheitlic­he Regeln gibt.

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Foto: AFP Dänemark war das erste Land in Europa, das die Schulen wieder für die jüngsten Schüler öffnete.

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