In der Krise den Überblick behalten
Ein neu entwickeltes „Covid-19 Dashboard“sammelt alle Informationen zu der Pandemie
Die Covid-Pandemie ist nicht nur eine Gesundheitskrise, sondern betrifft nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche – von der Wirtschaft bis zum Bildungssystem. „Um passende Lösungen zu finden, kann man sich daher nicht nur einen Teilbereich anschauen, sondern muss das große Ganze im Auge behalten“, erklärt Benoit Otjacques, der am Institute of Science and Technology (LIST) das Thema Datenwissenschaft verantwortet.
Um den Überblick über die komplexe Situation zu behalten, hat das LIST daher am Donnerstag sein neues „Covid-19 Dashboard“der Öffentlichkeit vorgestellt. Auf der sieben Meter langen, aus 24 einzelnen Monitoren bestehenden „visuellen Wand“ können Nutzer alle relevanten Informationen zu der Gesundheitskrise abrufen und sie zueinander in Verbindung setzen.
Zum Beispiel zeigt das System die aktuellen Entwicklungen der Fallzahlen, der Krankenhauseinweisungen und der Todesfälle. Gleichzeitig können Nutzer sich aber auch anschauen, wie sich die Ansteckungsraten in einzelnen Branchen wie dem Bau- oder Restaurantsektor entwickeln oder in welchen Regionen die Zahl der von der Pleite bedrohten Unternehmen steigt. Denn das System speist sich nicht nur aus den Daten von Gesundheitsämtern und Krankenhäusern, sondern wertet unter anderem auch Geschäftsberichte von Firmen, Verkehrsdaten sowie Informationen aus sozialen Medien, von Sensoren und aktuellen Pressemeldungen aus. Daneben liefern
Projektpartner wie das „Luxembourg Centre for Systems Biomedicine“oder das „Luxembourg Institute of Socio-Economic Research“wissenschaftliche Inputs für das System.
Dabei sei es für die Datenwissenschaftler des LIST eine große Herausforderung, die Daten, die aus vielen verschiedenen Töpfen und mit unterschiedlicher Qualität kommen, kompatibel zu machen, erklärt Otjacques.
Unterstützung für Entscheidungsträger
„Das Dashboard richtet sich zum einen an Wissenschaftler, die es benutzen können, um ihre Forschungsmodelle zu überprüfen und zu verfeinern“, sagt Benoit Otjacques. „Zum anderen wollen wir mit dem Projekt Entscheidungsträgern aus der Politik und von den
Behörden ein möglichst breites Bild ermöglichen, damit sie nach Möglichkeit alle Facetten einer Entscheidung in Betracht ziehen können.“
Dabei soll das System nicht nur ein möglichst vollständiges Bild der Gegenwart vermitteln. Vielmehr können Nutzer mithilfe der Software simulieren, welche Konsequenzen bestimmte Maßnahmen haben werden.
„So könnte man sich zum Beispiel anschauen, was passiert, wenn man die Beschränkungen in Restaurants verschärft. In den Modellen kann man sofort nachvollziehen, welche Folgen das für die Betriebe hat“, so Otjacques, der einschränkt: „Natürlich ist das zunächst mal nur ein Modell, nicht die Realität. Aber wenn es ein gutes Modell ist, kann es der Wirklichkeit sehr nahe kommen.“