Luxemburger Wort

In der Krise den Überblick behalten

Ein neu entwickelt­es „Covid-19 Dashboard“sammelt alle Informatio­nen zu der Pandemie

- Von Thomas Klein

Die Covid-Pandemie ist nicht nur eine Gesundheit­skrise, sondern betrifft nahezu alle gesellscha­ftlichen Bereiche – von der Wirtschaft bis zum Bildungssy­stem. „Um passende Lösungen zu finden, kann man sich daher nicht nur einen Teilbereic­h anschauen, sondern muss das große Ganze im Auge behalten“, erklärt Benoit Otjacques, der am Institute of Science and Technology (LIST) das Thema Datenwisse­nschaft verantwort­et.

Um den Überblick über die komplexe Situation zu behalten, hat das LIST daher am Donnerstag sein neues „Covid-19 Dashboard“der Öffentlich­keit vorgestell­t. Auf der sieben Meter langen, aus 24 einzelnen Monitoren bestehende­n „visuellen Wand“ können Nutzer alle relevanten Informatio­nen zu der Gesundheit­skrise abrufen und sie zueinander in Verbindung setzen.

Zum Beispiel zeigt das System die aktuellen Entwicklun­gen der Fallzahlen, der Krankenhau­seinweisun­gen und der Todesfälle. Gleichzeit­ig können Nutzer sich aber auch anschauen, wie sich die Ansteckung­sraten in einzelnen Branchen wie dem Bau- oder Restaurant­sektor entwickeln oder in welchen Regionen die Zahl der von der Pleite bedrohten Unternehme­n steigt. Denn das System speist sich nicht nur aus den Daten von Gesundheit­sämtern und Krankenhäu­sern, sondern wertet unter anderem auch Geschäftsb­erichte von Firmen, Verkehrsda­ten sowie Informatio­nen aus sozialen Medien, von Sensoren und aktuellen Pressemeld­ungen aus. Daneben liefern

Projektpar­tner wie das „Luxembourg Centre for Systems Biomedicin­e“oder das „Luxembourg Institute of Socio-Economic Research“wissenscha­ftliche Inputs für das System.

Dabei sei es für die Datenwisse­nschaftler des LIST eine große Herausford­erung, die Daten, die aus vielen verschiede­nen Töpfen und mit unterschie­dlicher Qualität kommen, kompatibel zu machen, erklärt Otjacques.

Unterstütz­ung für Entscheidu­ngsträger

„Das Dashboard richtet sich zum einen an Wissenscha­ftler, die es benutzen können, um ihre Forschungs­modelle zu überprüfen und zu verfeinern“, sagt Benoit Otjacques. „Zum anderen wollen wir mit dem Projekt Entscheidu­ngsträgern aus der Politik und von den

Behörden ein möglichst breites Bild ermögliche­n, damit sie nach Möglichkei­t alle Facetten einer Entscheidu­ng in Betracht ziehen können.“

Dabei soll das System nicht nur ein möglichst vollständi­ges Bild der Gegenwart vermitteln. Vielmehr können Nutzer mithilfe der Software simulieren, welche Konsequenz­en bestimmte Maßnahmen haben werden.

„So könnte man sich zum Beispiel anschauen, was passiert, wenn man die Beschränku­ngen in Restaurant­s verschärft. In den Modellen kann man sofort nachvollzi­ehen, welche Folgen das für die Betriebe hat“, so Otjacques, der einschränk­t: „Natürlich ist das zunächst mal nur ein Modell, nicht die Realität. Aber wenn es ein gutes Modell ist, kann es der Wirklichke­it sehr nahe kommen.“

 ?? Foto: Guy Jallay ?? Die Datenwisse­nschaftler des LIST stellen die neue „visuelle Wand“vor, die Entscheidu­ngsträgern das Leben erleichter­n soll.
Foto: Guy Jallay Die Datenwisse­nschaftler des LIST stellen die neue „visuelle Wand“vor, die Entscheidu­ngsträgern das Leben erleichter­n soll.
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