Starinvestor und Reizfigur
Multimilliardär und Philanthrop George Soros wird 90
New York. Er zwang die Bank von England in die Knie, forderte Deutschland zum Euro-Austritt auf und warnte die Welt vor Donald Trump. George Soros, der Altmeister unter den Finanzspekulanten, wird an diesem Mittwoch (12. August) 90 Jahre alt. Der Starinvestor gilt als eine der erfolgreichsten, aber auch umstrittensten Größen der Finanzwelt. Als abgezockter Anlagestratege spekulierte er im großen Stil gegen ganze Volkswirtschaften, als Philanthrop spendet er immense Summen. Und immer wieder mischt er sich in politische Diskussionen ein.
Der 1930 in Budapest geborene Hedgefonds-Manager, der 1947 zunächst nach Großbritannien und 1956 in die USA auswanderte, polarisierte etwa in der Eurokrise mit dem Vorschlag, dass Deutschland und nicht das hoch verschuldete Griechenland den Währungsraum verlassen solle. „Europa spart sich kaputt, statt auch etwas fürs Wachstum zu tun“, echauffierte sich Soros damals. Schuld seien die „Bürokraten bei der Bundesbank“mit ihrem Stabilitäts- und Ordnungsfimmel.
Amerikaner und Europäer
In den vergangenen Jahren meldete sich Soros kontinuierlich mit Warnrufen gegen nationalistische Tendenzen zu Wort. An US-Präsident Trump und auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping etwa ließ er kein gutes Haar. Die beiden versuchten, ihre Macht bis an die Grenzen und darüber hinaus auszudehnen. „Präsident Trump ist ein Betrüger und der ultimative Narzisst, der will, dass sich die Welt um ihn dreht“, sagte Soros im Januar 2020 beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Doch selbst wenn die Stimme des New Yorker Multimilliardärs in der Öffentlichkeit Gehör findet – Gewicht hat Soros' Wort selten. Denn ihm hängt auch im fortgeschrittenen Alter als Fondsmanager im Ruhestand stets sein Image als abgebrühter Spekulant nach. Nie weiß man so recht, welcher Finanzwette seine „Ratschläge“und Meinungsbeiträge gerade dienen. Angesichts der Coups, auf denen sein Ruf als Investorenlegende beruht, ist das auch kein Wunder.
1992 spekulierte Soros erfolgreich gegen das britische Pfund. Er machte ein Vermögen, weil Großbritannien unter dem Druck der Finanzmärkte nachgab und seine Währung aus dem europäischen System fester Wechselkurse löste. Soros schrieb Finanzgeschichte als „der Mann, der die Bank von England knackte“.
Als US-Amerikaner mit ungarischer Herkunft legt Soros großen
Wert auf seine europäischen Wurzeln. Über Osteuropa schüttet der Philanthrop schon seit Jahrzehnten ein Füllhorn aus – bereits Anfang der 1990er-Jahre entschied er sich, seinen Reichtum für humanitäre Zwecke im ehemaligen Ostblock einzusetzen.
Dies sorgt jedoch auch für viel Argwohn, Kritiker nehmen ihm den Wohltätigkeitsgedanken nicht ab und sehen Soros als eine Art graue Eminenz in Hintergrund, die mit enormem Finanzaufwand Einfluss kauft. Im Internet ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien um Stiftungen von Soros, die Rechtspopulisten helfen, ihn zur Zielscheibe zu machen. US-Präsident Trump etwa stellte Soros in seiner Wahlkampfwerbung 2016 als Sinnbild einer korrupten Finanzelite dar, obwohl sein Finanzminister Mnuchin und Soros als frühere Geschäftspartner eine enge Verbindung zueinander haben. dpa