Schnelles Geld
Paydriver – das ist so etwas wie das Gegenteil eines Kompliments. Ein Bezahlfahrer ist jemand, der sein Cockpit vor allem deshalb ergattert hat, weil er üppiges Sponsorengeld mitbringt und einem Team damit das finanzielle Auskommen sichert. Als echte sportliche Konkurrenz wurden Paydriver früher nicht wirklich angesehen. Heutzutage ist die Sache nicht mehr ganz so klar.
Denn der Trend geht zum steinreichen Sohn mit Talent und bester Rennfahrerausbildung. Der ist praktisch Pilot und Sponsor in einem und somit für Teams ohne finanzkräftige Autokonzerne im Rücken eine bequeme Lösung. Siehe Lance Stroll. Dessen Vater Lawrence, mutmaßlich Milliardär, kaufte den finanziell maroden Rennstall Force India und verschaffte dem Junior ein Cockpit in dem Unternehmen, das heute Racing Point heißt. Der vielversprechende Franzose Esteban Ocon musste im Vorjahr dafür weichen. Stroll ist trotzdem kein klassischer Paydriver. Der Kanadier holte in seiner Debütsaison 2017 einen Podiumsplatz, 2020 kommt er regelmäßig in die Punkteränge.
Am Talent von Lando Norris gibt es keine Zweifel. Seit seinem Einstieg 2019 trägt der Engländer tatkräftig zum Aufschwung des McLaren-Teams bei. Im Moment ist er sogar Vierter der WM-Gesamtwertung.
Der Trend geht zum steinreichen Sohn mit Talent und bester Rennfahrerausbildung.
Er vereint Geld und Können, denn auch sein Vater gilt als gut betucht. Der Kanadier Nicolas Latifi stammt ebenfalls aus einer Milliardärsfamilie und fährt seine erste Formel-1-Saison. Punkte hat er noch keine, aber das kann auch daran liegen, dass im technisch unterlegenen WilliamsAuto nicht mehr möglich ist.
Wird die Königsklasse des Motorsports ein exklusiver Club für reiche Söhne? Tatsache ist, dass der Weg in die Formel 1 ein ganz teures Pflaster ist. Die Schere geht schon in den Nachwuchsklassen auseinander. In der deutschen Kartmeisterschaft zum Beispiel braucht es dem Vernehmen nach ein Jahresbudget von 100 000 Euro. Danach wird eine Motorsportkarriere noch kostenintensiver. Geld der Eltern verhilft zu einer guten Ausbildung. Intensives Training am Simulator gehört dazu. Es soll auch ehrgeizige Väter geben, die ältere Formel-Autos von Teams kaufen und Rennstrecken anmieten, damit der Sohn ungestört üben kann. Dass es später auch für einen Platz ganz oben reicht, ist aber nicht garantiert. Da steht immer noch Lewis Hamilton – ohne Geld vom Vater.