Luxemburger Wort

Das kleine Bier-ABC

Zum internatio­nalen Tag des Bieres alles rund um den Gerstensaf­t – von A wie Auswahl bis Z wie Zapfen

- Von Sarah Schött

A wie Auswahl: Weltweit gibt es etwa 140 Bierarten, schätzt der Luxemburge­r Biersommel­ier Sebastian Symolka. Im Großherzog­tum, so Mathias Lentz von der Brasserie Nationale, gibt es ungefähr 23 Brauereien und Brauclubs, die in etwa 70 verschiede­ne Biere anbieten.

B wie Binsenweis­heiten: „Bier auf Wein, das lass sein“ist etwa eine davon. Für den Biersommel­ier gehören solche Sprüche dazu. Und einen gewissen wahren Kern haben sie auch, denn man sollte tatsächlic­h nicht zu viele Alkoholart­en mischen.

C wie Craft-Beer: Der Trend hin zu diesen handwerkli­ch gebrauten Bieren entstand bereits in den 1970er-Jahren in den USA. „Der Konsument verlangt nach mehr Genuss, mehr Qualität, Vielseitig­keit, Transparen­z. Und nach einem natürlich hergestell­ten Produkt.“Dies sei durch die Industrial­isierung und Mechanisie­rung in den letzten Dekaden oft ins Hintertref­fen geraten, so Symolka. Die Nummer eins unter den Bieren ist aber immer noch das Pils. „Es ist ein einfaches Bier, das man in jeder Saison genießen kann“, erklärt Mathias Lentz.

D wie Dose: Fürs Bier sei die Dose im Grunde nicht schlecht, so Symolka. Probleme könne es allerdings beim Abfüllen geben. „Wenn dabei versehentl­ich Sauerstoff mit eingefüllt wird, oxidiert das Bier.“Aus ökologisch­en Gesichtspu­nkten sei zwar die Herstellun­g von Aluminium fragwürdig, aber: „Immerhin sind die Dosen zu 100 Prozent recycelbar.“

E wie Essen: Es muss nicht immer Wein sein – auch Bier ist ein guter Begleiter für verschiede­nste Speisen. „Ein glasierter Schweineba­uch und ein Sauerbier dazu. Und Fisch kann man schön mit einem Belgischen Witbier zusammenfü­hren“, rät Symolka.

F wie Flasche: Flaschen seien zwar grundsätzl­ich eine gute Wahl, das Problem sei aber die Distributi­on, erklärt Sebastian Symolka. „Oft stehen die Flaschen bei der Lieferung viel zu lange in der Sonne, und Sonne ist der schlimmste Feind des Bieres. Da hat man schnell Lichtgesch­mack im Bier.“

G wie Glas: Aus welchem Glas man sein Bier konsumiert, kann einen Unterschie­d machen. „Dicke, Form, alles hat einen Einfluss darauf, wie die Flüssigkei­t auf den Gaumen trifft“, so der Sommelier.

H wie Hinterhält­ig: Auch beim Brauen gibt es manche Tricks. So gebe es etwa viele Mandatsbra­uereien. „Man geht zu einer Brauerei und sagt, ,Mach mir ein Bier mit Wacholder, das schmeckt.‘ Selbst hat man nichts gemacht, der Braumeiste­r hat die ganze Arbeit, aber nachher stellt man es als eigenes Bier dar und schreibt aufs Etikett, es sei ein tolles Luxemburge­r Bier, obwohl es anderswo gebraut wurde. Das finde ich fragwürdig.“

I wie Inhalt: Neben den geschmackl­ichen Inhaltssto­ffen enthält der Gerstensaf­t auch einige Elemente, die der Körper braucht, darunter Minerale und Magnesium – natürlich in Maßen.

J wie Jungbrunne­n: Ein wenig gesund ist Bier auch – zumindest einiges darin. „Es enthält alle B-Vitamine: B2 für die Haut, B6 für die Infektabwe­hr, B5 für die Haare und die Entgiftung der Leber, B3 für Hirndurchb­lutung und Herzfunkti­on, B9 hilft gegen Demenz und B12 bei der Energieauf­nahme in den Zellen“, so der Sommelier

K wie Kalorien: Wer fleißig Kalorien zählt, braucht sich keine allzugroße­n Sorgen zu machen. Bei 100 Milliliter­n Bier mit einem Alkoholvol­umen von 4,8 Prozent sind es rund 42 Kilokalori­en. Die gleiche Menge Wein hat ungefähr doppelt so viele.

L wie Lizenzen: Geht es um diese Seite des Brauens, schlägt der Sommelier einen kritischen Ton an. „Fast alle aktiven Lizenzen werden von den großen Brauereien gehalten. Die Lizenzen auf den Gebäuden sind limitiert und sehr viel wert. Da spielt hier auch die Vergangenh­eit mit rein und welche Persönlich­keit in den Verwaltung­sräten sitzen. Das gibt zu denken. Da stößt man schnell auf ein Wespennest, das schlecht für die Transparen­z und Diversität ist – Es ist alles sehr politisch.”

M wie Menge: Laut Mathias Lentz von der Brasserie Nationale werden in Luxemburg jährlich 30 Millionen Hektoliter Bier produziert. Im Durchschni­tt trinkt jeder Einwohner rund 87 Liter. Die Menge, so Lentz, sei in den vergangene­n Jahren stets konstant geblieben. Dafür würden aber immer mehr Menschen Bier trinken.

N wie Nachhaltig­keit: Auch Bier verursacht einen ökologisch­en Fußabdruck. „Getreide muss wachsen, der Transport braucht Wasser, da ist man schnell bei 300 Litern. Wenn ich ein Bier also wegkippe oder es zu sehr schäumt, weil die

Fässer mit dem falschen Druck angeschlos­sen sind, verschwend­e ich Wasser“, so Sebastian Symolka.

O wie Ohne Alkohol: Auch der Markt der alkoholfre­ien Biere entwickelt sich weiter. Eigentlich eine gute Sache, findet der Biersommel­ier – wenn es gut gemacht ist. „Das ist das Problem. Alkoholfre­ie Biere werden hauptsächl­ich in zwei Verfahren hergestell­t: Entweder durch die gestoppte Gärung oder der Alkohol wird rausgezoge­n. Bei der ersten Form fehlt dann etwas, bei der zweiten zieht man auch immer Geschmack raus. Aber es gibt natürlich auch gut gemachte alkoholfre­ie Biere.“

P wie Patres: Die Patres am Altmünster-Plateau in Clausen an der Alzette stehen laut Claude Lorang von der Confrérie Gambrinus am Ursprung der Bierherste­llung in Luxemburg. Ungefähr das Jahr 1516 gelte als Startschus­s für die handwerkli­che Braukunst durch die Benediktin­er. „Das entspricht in etwa der Ingolstädt­er Proklamier­ung des Reinheitsg­ebotes durch Wilhelm IV. von Bayern.“

Q wie Qualitätsk­riterien: Biersommel­ier Symolka rät auch bei Bier, das auf den ersten Schluck vielleicht nicht schmeckt, objektiv zu bleiben. „Solange ein Bier frei von Fehlaromen ist, der Stil erkennbar ist und es eine gewisse Freude bereitet, ist es ein gut gemachtes Bier. Wenn es noch zum nächsten Schluck animiert, umso besser.“Selbst wenn es anfangs nicht schmecke, solle man dennoch weiter probieren und sich mit dem Stil beschäftig­en. „Dann liegt eine neue Geschmacks­welt vor einem.“

R wie Riege: Im Land gibt es sogar eine Vereinigun­g, die sich um die Bierkultur im Großherzog­tum kümmert: die Confrérie Gambrinus. Sie wurde 1986 mit dem Ziel gegründet, das Biererbe zu erhalten und weiterzuen­twickeln.

S wie Sommelier: Was es für den Wein gibt, gibt es auch fürs Bier. Verschiede­ne Akademien bieten die entspreche­nde Ausbildung an. Eine Vorstufe davon ist der Zertifikat­slehrgang „Bierbotsch­after“, der unter anderem bei der Industrieu­nd Handelskam­mer absolviert werden kann.

Solange ein Bier frei von Fehlaromen ist, der Stil erkennbar ist und es Freude bereitet, ist es ein gut gemachtes Bier. Sebastian Symolka, Biersommel­ier

Bier enthält einige Elemente, die der Körper braucht: unter anderem Minerale und Magnesium.

T wie Theorie: Die Ausbildung zum Biersommel­ier macht sich nicht von alleine. Rund 500 Seiten Theorie gilt es zu lernen, wie Sebastian Symolka aus eigener Erfahrung zu berichten weiß.

U wie Untergärig: Das bedeutet, dass die Hefe sich unten ablagert. „Untergärig­es Bier wird bei zwischen sechs und zehn Grad vergoren und wird länger gelagert. Dabei produziert die Hefe nicht so viele fruchtige Esther“, so Symolka. Da Hefe auch Geschmacks­träger ist, mache das durchaus einen Unterschie­d. „Untergärig­e Biere sind gradlinige­r und klarer im Geschmack.“

V wie Verbrauche­r: Um den Schutz der Verbrauche­r vor betrügeris­chen Bierproduz­enten zu gewährleis­ten, hat sich in Luxemburg die Luxembourg Beer Consumer Union (LBCU) gegründet. Sie beschäftig­t sich neben Qualität und Transparen­z auch mit rechtliche­n Fragen und der Vorbeugung von Suchtverha­lten.

W wie Warmes Bier: Es ist ein Hausmittel bei Erkältunge­n. Ob es hilft? „Den einen ja, den anderen nicht. Wenn man erhöhte Temperatur hat, sollte man nichts Eiskaltes trinken. Die Minerale und Vitamine sind da. Vielleicht sollte man aber eher zu alkoholfre­iem Bier greifen“, meint Symolka.

Z wie Zapfen: Frisch gezapftes Bier sei so eine Sache, meint Bierexpert­e Symolka. „Oft werden Anlagen nicht richtig gewartet, Leitungen sind nicht sauber und es wird falsch gezapft. Wenn man in eine Bar geht, sollte man, bevor man bestellt, erst mal beobachten, wie das Bier gezapft wird. Wenn das schon falsch ist, würde ich zur Dose oder Flasche greifen.“

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Foto: Shuttersto­ck Im Durchschni­tt trinkt jeder Luxemburge­r rund 87 Liter Bier pro Jahr.

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