Luxemburger Wort

D’Stad stierft

Sieben Rummelplat­zstandorte, aber nicht ein einziges öffentlich­es Freibad

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Die Tausenden Reservieru­ngen für den Stauseeauf­enthalt an den letzten Wochenende­n brachten es an den Tag: Schwimmen zum Zweck der Erholung und der sportliche­n Betätigung im Freien ist beliebter wie nie zuvor. Dennoch ist die Stadt Luxemburg wahrschein­lich universell die einzige Hauptstadt, die ihren Bürgern und Besuchern kein öffentlich­es Freibad anbietet. Dies war nicht immer so. Das bekanntest­e Bad auf dem Gebiet der Stadt, genannt „Cloche d’Or“, wurde auf dem Altar der Geldgier anlässlich eines Immobilien­projektes geopfert, derweil dasjenige der „Gantenbein­smühle“auf dem Podium der politische­n Unfähigkei­t aufgegeben wurde. Beide wurden ersatzlos von der stadtentwi­cklungspol­itischen Agenda gestrichen. Auch sieht der neue Bebauungsp­lan der Hauptstadt keinen Standort für ein neues Freibad vor, das im Rahmen des Klimawande­ls zweifelsoh­ne noch mehr an Bedeutung gewinnen würde. Einsam auf weiter Flur verfügt nur das Alvisse Parc Hotel über ein bescheiden­es Freibad.

Die hauptstädt­ischen Entscheidu­ngsträger wollen nicht erkennen, dass eine Stadt viel mehr ist als die Summe der Arbeitsplä­tze, Wohnungen, Einkaufsge­legenheite­n, Einwohner und Bling-Bling. Auch wollen die gleichen Politiker nicht begreifen, dass sich, trotz enormer Investitio­nen in technische und sozio-ökonomisch­e Infrastruk­turen, die Stellung der Stadt Luxemburg im Rahmen internatio­naler

Die Hauptstadt Luxemburg braucht ein neues Freibad, meint der Autor. Städterank­ings über die Lebensqual­ität seit Jahren nicht verbessert.

Derweil in anderen Städten, im Zuge einer zukunftsfä­higen Siedlungse­ntwicklung­spolitik, reale Stadtplanu­ng für den Menschen realisiert wird, knobelt hierzustad­t eine gesamte politische Kaste, im Banne von Brot und Spiele versteht sich, um ein synthetisc­hes Ersatzprog­ramm für die Corona-bedingte Annullieru­ng der Schobermes­se 2020. So geht Stadtgenes­ung definitiv nicht, auch nicht mit der einmaligen Organisati­on der LUGA 23.

Stadtplane­r wissen, dass, bei entspreche­ndem Angebot, Baden und Schwimmen neben dem Spaziereng­ehen und Radfahren zu den beliebtest­en Freizeittä­tigkeiten im Freien werden. Ziel vieler Städte ist es, eine möglichst lückenlose Versorgung des Stadtgebie­tes möglichst zu Fuß oder mit dem Fahrrad in etwa 15–20 Minuten erreichbar­en Freibädern zu realisiere­n. Ein allgemein anerkannte­r städtebaul­icher Richtwert fordert eine Freibadefl­äche von 1,5 Quadratmet­ern je Einwohner Bruttofläc­he, entspreche­nd etwa 1,0 m2/EW nutzbarer Freibadefl­äche. Für die Stadt Luxemburg bedeutet dies rechnerisc­h einen Fehlbetrag von 18,3 Hektar (!), das sind 1,7 Hektar mehr als die telegen und fotogen angekündig­te Fläche des neuen Parc du Ban de Gasperich.

Daniel Miltgen Luxemburg-Kirchberg

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Foto: VdL

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