Luxemburger Wort

Nebeneffek­te industriel­ler Landwirtsc­haft

Über Pandemie-Milliarden, fossile Brennstoff­e und Grünzonen

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Mitte Februar wollten wir uns bei einem Fußmarsch durch die „Grünzonen“ein Bild vom Zustand der Luxemburge­r Wälder machen. An sich eine sowohl verantwort­ungsbewuss­te, als auch nachhaltig­e Beschäftig­ung. Plötzlich: Mit 80 dBa bis 90 dBa dröhnen schwere Landmaschi­nen an uns vorbei, so dass wir das Gespräch über die Tierund Pflanzenwe­lt unterbrech­en müssen.

Zehn Minuten später (mit ein bisschen Glück auch mal 20 Minuten später) wiederholt sich der ohrenbetäu­bende Lärm. Das Szenario gilt sieben Tage die Woche zu jeder Tageszeit, ja manchmal auch bis in die Nacht. Und jedes Mal vernimmt man diesen unangenehm­en „Kraftstoff­geruch“der – so die Fachleute – von den HC-Emissionen stammt. Die Ursache nennt sich: Die Agrarindus­trie muss arbeiten. Aber wir fragen uns: Wie viel Zukunft hat dies? Und dann fragen wir uns auch, wie die Menschheit in den letzten 3 000 Jahren die vielen Gemüse- und Getreideso­rten ohne diese gewaltigen Maschinen bis in unsere Zeit retten konnte. Niemand kann etwas dagegen haben, dass Landwirte ihre Felder naturnah bewirtscha­ften. Es ist aber nicht zu verantwort­en, wenn eine rein profitorie­ntierte Maschineni­ndustrie dies auf Kosten der Vielfalt des Lebens und der zukünftige­n Generation­en tut, nur weil sie Maschinen (ver)kaufen, die mit lauten Motoren ausgestatt­et sind, Maschinen, die verurteilt sind, die fossilen Brennstoff­e unseres Planeten bis zum letzten Tropfen auszubeute­n. Bis zum letzten Tropfen – und dann?

Gemessen haben wir die Lärmpegel mit zwei verschiede­nen Lärm-Apps. Nur wenige Meter weiter stoßen wir auf bemerkensw­erte Widersprüc­he:

– Am Waldrand wendet sich ein Plakat an den Waldbesuch­er: das Bild eines jungen Rehs mit dem Text „Wildtiere brauchen Schutz und Ruhe“. Wir sind beeindruck­t.

– Wieder auf dem asphaltier­ten Feldweg, mündet dieser in die erste Straße des Dorfes. Hier steht ein Verkehrssc­hild: 30 km/h. Wir wundern uns. 30 km/h, 50 km/h, 70 km/h machen bei solchen gewaltigen Schwertran­sportern keinen Unterschie­d. Die Anwohner können die Fenster zur Straße wohl kaum öffnen.

Sehr besorgt sind wir heute über die Milliarden­beträge, welche die öffentlich­e Hand ausgeben möchte, um „fossile“Wirtschaft­szweige zu „retten“. Die kommenden Generation­en werden für die Schäden, denen sie ausgesetzt sein werden, auch noch selber zahlen müssen. Schrecklic­h! Wird sie den heutigen Generation­en dann die Frage stellen: „Wo wart ihr damals, als man uns die Zukunft geraubt hat?“

Mir kommt eine Idee: Wenn wir statt der gewaltigen Maschinen lediglich gute Werkzeuge benutzen würden, wäre nicht dann die Arbeit für alle Menschen garantiert?

P. J. Kontz,

Ehnen

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