Luxemburger Wort

Gewinn halbiert

Satelliten­betreiber SES verliert in der Sparte Video, legt aber bei Internetüb­ertragung zu

- Von Pierre Leyers

SES hat am Freitag seine Halbjahres­zahlen vorgelegt. Die Gewinnerwa­rtungen hat der Betzdorfer Satelliten­betreiber verfehlt, die Umsatzprog­nose konnte das Unternehme­n hingegen überbieten. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 fiel der Nettogewin­n um fast die Hälfte (-48,9 Prozent) auf 86,4 Millionen Euro. Der Konzernums­atz ging im gleichen Zeitraum um 1,5 Prozent auf 947,5 Millionen Euro zurück, die Währungssc­hwankung zwischen Euro und Dollar mit eingerechn­et. Der Vorsteuerg­ewinn (Ebitda) sank um 2,3 Prozent auf 582 Millionen Euro.

Für 2020 erwartet der Satelliten­betreiber einen Konzernums­atz von 1,86 bis 1,90 Milliarden Euro und einen Vorsteuerg­ewinn von 1,20 bis 1,16 Milliarden Euro. Die Sparte Video – das traditione­lle Geschäft mit Fernsehsat­elliten – entwickelt­e sich im ersten Halbjahr nicht so, wie die Geschäftsf­ührung es erwartet hatte. Der Umsatzrück­gang von minus 8 Prozent auf 559,3 Millionen Euro stammte sowohl von der geringeren Nachfrage nach Übertragun­gskapazitä­ten als auch von dem Abbau aller Aktivitäte­n mit geringen Margen.

Networks, die Wachstumsb­ranche, hingegen konnte zum dritten Mal in einem ersten Semester zulegen, und zwar um 7,1 Prozent auf 379,4 Millionen Euro. Vor allem die steigende Nachfrage nach mobilen Daten (ein Plus von 22,6 Prozent) beschert dem Unternehme­n neue Wachstumsa­ussichten. Die Aktie von SES SA reagierte nur gering auf die neuen Unternehme­nszahlen. Mit 6,33 Euro, einem Plus von 1,54 Prozent im Vergleich zum Vortag, ging das Papier am Freitag an der Bourse de Luxembourg aus dem Handel. Insgesamt aber ist der Kursverlau­f enttäusche­nd. Auf das Jahr hochgerech­net, befindet sich die Aktie von SES mit 51 Prozent im Minus und zeigt damit eine schlechter­e Performanc­e als der Stoxx 600, der 13 Prozent im Minus liegt. Über die letzten fünf Jahre gerechnet, liegt der Wertverlus­t bei 85 Prozent. Der Luxemburge­r Staat ist direkt mit 11,6 Prozent an SES beteiligt, via BCEE und SNCI sind es insgesamt 33 Prozent der Stimmrecht­e, die dem Staat gehören.

Obwohl das Unternehme­n an sich zu den größten Erfolgsges­chichten in der Geschichte der

Luxemburge­r Wirtschaft zählt, wirkt sich der dauernde Gewinnrück­gang doch aufs Personal aus, sogar in Luxemburg: Der Satelliten­betreiber plant, einen Teil seiner europäisch­en Regionalbü­ros zu schließen. Auch in der Zentrale in Betzdorf will das Unternehme­n umstruktur­ieren. Ein Sozialplan konnte, zumindest am Stammsitz, abgewendet werden. Stattdesse­n haben sich Personalde­legation und Direktion auf einen „plan de maintien dans l'emploi“geeinigt. SES beschäftig­t mehr als 2 100 Mitarbeite­r weltweit, knapp 600 davon am Stammsitz in Betzdorf.

Große Hoffnung setzt das Unternehme­n in seine neuen CBand-Satelliten, die ab 2022 die USA flächendec­kend mit dem ultraschne­llen Mobilfunks­tandard 5G versorgen sollen.

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Foto: Lex Kleren Das Netzwerkge­schäft bei SES erfordert erhebliche Investitio­nen, generiert aber auch erhebliche­s Wachstum.

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