Mähdrescher im Endspurt
Getreideernte neigt sich bei anhaltendem Hochsommerwetter allmählich dem Abschluss zu
Kalborn. Ein schweißtreibendes Wochenende wird es noch geben, dann dürfte es mit den heißen Tagen vorerst wohl vorbei sein. Dies zumindest auf Luxemburgs Getreidefeldern, wo sich der Karschnatz bei anhaltendem Hochsommerwetter allmählich, aber sicher dem Ende zuneigt. Während die Ernte im Gutland schon weitestgehend eingefahren ist, laufen die Mähdrescher zurzeit im Ösling aber noch mancherorts auf vollen Touren.
So wie in Kalborn, wo sich Camille Eilenbecker kurz vor Mittag am Ortseingang durch ein Haferfeld müht. Reihe um Reihe verschlingt der Mähdrescher das Getreide, bis in langgezogenen Schwaden nur noch das Stroh auf dem Acker zurückbleibt. Einige Hektar Weizen und Gerste, aber auch noch Mohn und Buchweizen – für die bekannten OurdallerProdukte – bleiben dem von seinem Bruder Norbert und dessen Neffen Jempy geführten Familienbetrieb noch einzufahren.
Grünland heißt das wahre Sorgenkind
Die Aussichten, dass auch diese bald in trockenen Tüchern sein werden, stehen mit Blick in den strahlend blauen Himmel aber gut. „Dabei lechzen die Landwirte zurzeit im Grunde nach gutem Wetter und Regen zugleich“, sagt Betriebsleiter Norbert Eilenbecker. „Denn ist das trockene Sommerwetter zum Einbringen der Ernte jetzt auch ideal, so hätte das ausgedörrte Grünland den Regen doch längst schon bitter nötig.“
Dem kann bei der Agrargenossenschaft Versis in Colmar-Berg auch Direktionsmitglied Klaus
Palzkill nur nachdrücklich beipflichten. „Steht das Getreide momentan auch im Fokus der Feldarbeit, so bildet die eigentliche Existenzgrundlage für die auf der Milchwirtschaft basierende Luxemburger Landwirtschaft doch für die allermeisten Betriebe das Grünland“, sagt er.
Kurzum: Sind die Grundfutterreserven für das Vieh nicht ausreichend gedeckt, so haben die Höfe ein echtes Problem. Und bei manchen Produzenten sei die Lage mittlerweile schon angespannt, meint Palzkill. „Die immer regelmäßiger auftretenden Dürreperioden entwickeln sich in der Tat zunehmend zu einem Dilemma für die Bauern. Wobei der traditionelle Getreideanbau allmählich zurückgeht, da die Milchviehbetriebe
dem Grünland einfach Priorität einräumen müssen.“
Ihre Spuren haben die seit dem Herbst erlebten Wetterkapriolen dennoch auch auf den Getreideflächen hinterlassen. Vielerorts ist jedenfalls nicht alles Gold, was auf dem Bann so gülden glänzt.
Erträge dürften unter Niveau der Vorjahre bleiben
„Ist die Ernte auch fast durchgehend trocken eingefahren worden, so dürften die Erträge generell doch unter dem Niveau der Vorjahre bleiben. Besonders deutlich sieht man das vielerorts bei der Wintergerste“, versucht sich Klaus Palzkill in einer ersten groben Zwischenbilanzierung. Das habe vor allem drei Gründe: Den eher ungünstigen Saatbedingungen im
Herbst folgte eine regelrechte Regenschwemme im Winter, ehe dann von März bis Mai eine durchgehende Trockenperiode einsetzte, die vielen Kulturen einen entscheidenden Schlag versetzt hat.
Überaus vielversprechend sieht es dafür bislang auf vielen Maisfeldern aus. „Allerdings drohen die Trockenheit und die hohen Temperaturen inzwischen auch diesem etwas zuzusetzen“, sagt Klaus Palzkill. Eine erste verlässliche Bilanz – zumindest mit Blick auf das Getreide – gibt es aber erst am 3. September, wenn Versis Politik und Presse erneut zusammen mit der Lëtzebuerger Saatbaugenossenschaft zum Erntegespräch lädt. Vorausgesetzt, die Corona-Krise verhagelt nicht auch noch diesen Traditionstermin ...