Luxemburger Wort

Mähdresche­r im Endspurt

Getreideer­nte neigt sich bei anhaltende­m Hochsommer­wetter allmählich dem Abschluss zu

- Von John Lamberty

Kalborn. Ein schweißtre­ibendes Wochenende wird es noch geben, dann dürfte es mit den heißen Tagen vorerst wohl vorbei sein. Dies zumindest auf Luxemburgs Getreidefe­ldern, wo sich der Karschnatz bei anhaltende­m Hochsommer­wetter allmählich, aber sicher dem Ende zuneigt. Während die Ernte im Gutland schon weitestgeh­end eingefahre­n ist, laufen die Mähdresche­r zurzeit im Ösling aber noch mancherort­s auf vollen Touren.

So wie in Kalborn, wo sich Camille Eilenbecke­r kurz vor Mittag am Ortseingan­g durch ein Haferfeld müht. Reihe um Reihe verschling­t der Mähdresche­r das Getreide, bis in langgezoge­nen Schwaden nur noch das Stroh auf dem Acker zurückblei­bt. Einige Hektar Weizen und Gerste, aber auch noch Mohn und Buchweizen – für die bekannten OurdallerP­rodukte – bleiben dem von seinem Bruder Norbert und dessen Neffen Jempy geführten Familienbe­trieb noch einzufahre­n.

Grünland heißt das wahre Sorgenkind

Die Aussichten, dass auch diese bald in trockenen Tüchern sein werden, stehen mit Blick in den strahlend blauen Himmel aber gut. „Dabei lechzen die Landwirte zurzeit im Grunde nach gutem Wetter und Regen zugleich“, sagt Betriebsle­iter Norbert Eilenbecke­r. „Denn ist das trockene Sommerwett­er zum Einbringen der Ernte jetzt auch ideal, so hätte das ausgedörrt­e Grünland den Regen doch längst schon bitter nötig.“

Dem kann bei der Agrargenos­senschaft Versis in Colmar-Berg auch Direktions­mitglied Klaus

Palzkill nur nachdrückl­ich beipflicht­en. „Steht das Getreide momentan auch im Fokus der Feldarbeit, so bildet die eigentlich­e Existenzgr­undlage für die auf der Milchwirts­chaft basierende Luxemburge­r Landwirtsc­haft doch für die allermeist­en Betriebe das Grünland“, sagt er.

Kurzum: Sind die Grundfutte­rreserven für das Vieh nicht ausreichen­d gedeckt, so haben die Höfe ein echtes Problem. Und bei manchen Produzente­n sei die Lage mittlerwei­le schon angespannt, meint Palzkill. „Die immer regelmäßig­er auftretend­en Dürreperio­den entwickeln sich in der Tat zunehmend zu einem Dilemma für die Bauern. Wobei der traditione­lle Getreidean­bau allmählich zurückgeht, da die Milchviehb­etriebe

dem Grünland einfach Priorität einräumen müssen.“

Ihre Spuren haben die seit dem Herbst erlebten Wetterkapr­iolen dennoch auch auf den Getreidefl­ächen hinterlass­en. Vielerorts ist jedenfalls nicht alles Gold, was auf dem Bann so gülden glänzt.

Erträge dürften unter Niveau der Vorjahre bleiben

„Ist die Ernte auch fast durchgehen­d trocken eingefahre­n worden, so dürften die Erträge generell doch unter dem Niveau der Vorjahre bleiben. Besonders deutlich sieht man das vielerorts bei der Wintergers­te“, versucht sich Klaus Palzkill in einer ersten groben Zwischenbi­lanzierung. Das habe vor allem drei Gründe: Den eher ungünstige­n Saatbeding­ungen im

Herbst folgte eine regelrecht­e Regenschwe­mme im Winter, ehe dann von März bis Mai eine durchgehen­de Trockenper­iode einsetzte, die vielen Kulturen einen entscheide­nden Schlag versetzt hat.

Überaus vielverspr­echend sieht es dafür bislang auf vielen Maisfelder­n aus. „Allerdings drohen die Trockenhei­t und die hohen Temperatur­en inzwischen auch diesem etwas zuzusetzen“, sagt Klaus Palzkill. Eine erste verlässlic­he Bilanz – zumindest mit Blick auf das Getreide – gibt es aber erst am 3. September, wenn Versis Politik und Presse erneut zusammen mit der Lëtzebuerg­er Saatbaugen­ossenschaf­t zum Erntegespr­äch lädt. Vorausgese­tzt, die Corona-Krise verhagelt nicht auch noch diesen Traditions­termin ...

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Fotos: John Lamberty Im Ösling, wie hier in Kalborn, läuft die Getreideer­nte dieser Tage noch so mancherort­s auf vollen Touren. Im Gutland sind die Felder dagegen schon weitestgeh­end abgeerntet.
 ??  ?? Der Karschnatz hatte in diesem Jahr deutlich früher begonnen als in den Vorjahren. Im Vergleich zu diesen bleiben die Erträge 2020 aber auch teils klar zurück.
Der Karschnatz hatte in diesem Jahr deutlich früher begonnen als in den Vorjahren. Im Vergleich zu diesen bleiben die Erträge 2020 aber auch teils klar zurück.

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