Kanton ist nicht gleich Stadt
Santé zeigt detailliertere Verteilung der Covid-19-Infektionen zwischen Ende Juni und Mitte Juli
Esch/Alzette. Sie hatte in der Escher Geschäftswelt für einen Aufschrei gesorgt: die von der Direction de la Santé veröffentlichte Karte mit den nach Kantonen verteilten Neuinfektionen im Zeitraum vom 22. Juni bis zum 12. Juli. Der Kanton Esch war darauf in tiefem Dunkelrot mit der Zahl „329“eingezeichnet. Es scheint aber nicht allen sofort klar gewesen zu sein, dass damit der Kanton mit seinen rund 184 000 Einwohnern und nicht nur die Stadt Esch gemeint war. Sodass der Escher Friseur Tun De Oliveira im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“gar von „Rufmord“in Bezug auf die Karte sprach. Einige seiner Kunden hatten nach Publikation der Karte kurzfristig ihre Termine abgesagt.
Auch auf Gemeindeebene gab es Kritik. Nicht nur in Esch. So wehrte sich Emile Eicher, Präsident des Gemeindeverbands Syvicol, gegen die Veröffentlichung einer Karte mit den Infektionszahlen pro Gemeinde. Das würde einzelne Kommunen nur stigmatisieren.
Nun aber hat Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP), auf die parlamentarische Frage von Jeff Engelen (ADR) hin, genau eine solch detaillierte Karte veröffentlicht. Dies für den Zeitraum von Ende Juni bis Mitte Juli. Es sind demnach keine neuen Zahlen.
Dabei wollte auch die Kommunikationsstelle des Gesundheitsministeriums eigentlich keine Karten mit Infektionszahlen zu Gemeinden herausgeben. Dass sie trotzdem in der parlamentarischen Antwort veröffentlicht wurde, sei nicht glücklich, aber auch nicht weiter schlimm, so eine Sprecherin der Santé auf Nachfrage hin.
Eine solche Karte sei nicht besonders aussagekräftig, erklärt sie. Oft reiche es, dass es Fälle in größeren Familien gebe, um die Kommune in einen hohen Bereich schnellen zu lassen. Zudem könnten sich Personen in Gemeinden, in denen keine Neuinfektionen aufgezeichnet wurden, in einer falschen Sicherheit fühlen. Weil die Karte nur den Wohnort und nicht den Ansteckungsort preisgibt.
Differdingen vor Esch
Interessant ist die Karte dennoch, wenn man sie aus der Südperspektive betrachtet. Sie zeigt, wie die Neuinfektionen damals im Escher Kanton verteilt waren. Die meisten Fälle gab es in Differdingen, gefolgt von Esch, Petingen und Düdelingen. Die nach der Hauptstadt vier bevölkerungsreichsten Kommunen des Landes. Es habe in dieser Zeit einige Cluster im Kanton gegeben, in Familienhäusern oder Wohngemeinschaften, so die Ministerin noch in ihrer Antwort.
Mittlerweile hat die Lage sich weiterentwickelt. Immerhin liegen diese Zahlen fast einen Monat zurück. Aus dem jüngsten Wochenbericht (siehe LW vom Donnerstag) geht hervor, dass der Kanton Esch weiterhin die meisten Fälle zu verzeichnen hat. In der Woche vom 27. Juli bis zum 2. August waren es 894. Auf der neuen Karte ist der Escher Kanton jetzt aber nicht mehr dunkelrot, sondern dunkelblau eingezeichnet ...