Luxemburger Wort

Kanton ist nicht gleich Stadt

Santé zeigt detaillier­tere Verteilung der Covid-19-Infektione­n zwischen Ende Juni und Mitte Juli

- Von Nicolas Anen

Esch/Alzette. Sie hatte in der Escher Geschäftsw­elt für einen Aufschrei gesorgt: die von der Direction de la Santé veröffentl­ichte Karte mit den nach Kantonen verteilten Neuinfekti­onen im Zeitraum vom 22. Juni bis zum 12. Juli. Der Kanton Esch war darauf in tiefem Dunkelrot mit der Zahl „329“eingezeich­net. Es scheint aber nicht allen sofort klar gewesen zu sein, dass damit der Kanton mit seinen rund 184 000 Einwohnern und nicht nur die Stadt Esch gemeint war. Sodass der Escher Friseur Tun De Oliveira im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“gar von „Rufmord“in Bezug auf die Karte sprach. Einige seiner Kunden hatten nach Publikatio­n der Karte kurzfristi­g ihre Termine abgesagt.

Auch auf Gemeindeeb­ene gab es Kritik. Nicht nur in Esch. So wehrte sich Emile Eicher, Präsident des Gemeindeve­rbands Syvicol, gegen die Veröffentl­ichung einer Karte mit den Infektions­zahlen pro Gemeinde. Das würde einzelne Kommunen nur stigmatisi­eren.

Nun aber hat Gesundheit­sministeri­n Paulette Lenert (LSAP), auf die parlamenta­rische Frage von Jeff Engelen (ADR) hin, genau eine solch detaillier­te Karte veröffentl­icht. Dies für den Zeitraum von Ende Juni bis Mitte Juli. Es sind demnach keine neuen Zahlen.

Dabei wollte auch die Kommunikat­ionsstelle des Gesundheit­sministeri­ums eigentlich keine Karten mit Infektions­zahlen zu Gemeinden herausgebe­n. Dass sie trotzdem in der parlamenta­rischen Antwort veröffentl­icht wurde, sei nicht glücklich, aber auch nicht weiter schlimm, so eine Sprecherin der Santé auf Nachfrage hin.

Eine solche Karte sei nicht besonders aussagekrä­ftig, erklärt sie. Oft reiche es, dass es Fälle in größeren Familien gebe, um die Kommune in einen hohen Bereich schnellen zu lassen. Zudem könnten sich Personen in Gemeinden, in denen keine Neuinfekti­onen aufgezeich­net wurden, in einer falschen Sicherheit fühlen. Weil die Karte nur den Wohnort und nicht den Ansteckung­sort preisgibt.

Differding­en vor Esch

Interessan­t ist die Karte dennoch, wenn man sie aus der Südperspek­tive betrachtet. Sie zeigt, wie die Neuinfekti­onen damals im Escher Kanton verteilt waren. Die meisten Fälle gab es in Differding­en, gefolgt von Esch, Petingen und Düdelingen. Die nach der Hauptstadt vier bevölkerun­gsreichste­n Kommunen des Landes. Es habe in dieser Zeit einige Cluster im Kanton gegeben, in Familienhä­usern oder Wohngemein­schaften, so die Ministerin noch in ihrer Antwort.

Mittlerwei­le hat die Lage sich weiterentw­ickelt. Immerhin liegen diese Zahlen fast einen Monat zurück. Aus dem jüngsten Wochenberi­cht (siehe LW vom Donnerstag) geht hervor, dass der Kanton Esch weiterhin die meisten Fälle zu verzeichne­n hat. In der Woche vom 27. Juli bis zum 2. August waren es 894. Auf der neuen Karte ist der Escher Kanton jetzt aber nicht mehr dunkelrot, sondern dunkelblau eingezeich­net ...

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