Auf gefährlicher Spur
Eine neue Onlinekarte der Stadt Luxemburg mit Strecken für Radfahrer sorgt für heftige Kritik im Netz
Luxemburg. Hashtag „Fake News“oder „No Bike Lane“(Kein Radweg) lauteten im Juli unter anderem die Kommentare auf der Facebook-Seite der Stadt Luxemburg. Stein des Anstoßes war ein Beitrag der Stadtverwaltung in sozialen Netzwerken über eine neue Onlinekarte mit den eingezeichneten Radwegen in der Hauptstadt.
Doch, was eigentlich als gut gemeinter Service für Radfahrer angedacht war, entwickelte sich im Netz schnell zu einer Lawine negativer Kritiken. Denn die Karte vermittele einen falschen Eindruck, so die Meinung vieler User. Unter anderem seien viele als Radwege eingezeichnete Wege in Wahrheit nur sogenannte „Routes itinéraires“, also völlig ungesicherte Etappen. Dies sei auf der Karte jedoch nicht eindeutig erkennbar.
Karte vermittelt falsches Bild
Dabei ist die Idee praktisch. Eine Onlinekarte zeigt zusammengefasst rund 170 Kilometer vermeintlicher Radwege auf dem Gebiet der Hauptstadt, zwei kostenlose Fahrradpumpstationen sowie alle vorhandenen 149 Abstellplätze für insgesamt 1 049 Fahrräder. Hinzu kommen die 93 Vel'OH-Stationen und weitere nützliche Radtipps. Ebenso sind die bereits geplanten, aber noch nicht realisierten Radwege vermerkt. Doch von vielen Usern hagelte es wegen der Karte reichlich Beschwerden: „Ich muss sagen, dass ich diese Publikation angesichts der geringen Anstrengungen der Stadt für die Schaffung einer qualitativ hochwertigen Infrastruktur als beleidigend empfand“, empört sich etwa Twitter-Nutzer Nicolas.
Der 38-Jährige fährt täglich mit dem Rad von Strassen in die
Hauptstadt zur Arbeit. „Denn bei den meisten der von der Stadt vorgestellten Routen, wie in der Route d’Esch, handelt es sich um gefährliche und ungesicherte Radwege. Diese verlaufen, nur mit einer Farblinie getrennt, entlang verkehrsreicher Straßen. Auf denen würde niemand mit seinem Kind fahren.“
Dieser Meinung sind auch andere Nutzer. So würden viele der 170 Kilometer auf Hauptstraßen verlaufen, nur die wenigsten davon in einer Tempo-30-Zone oder auf einem abgesicherten Radweg.
Ein weiterer User kommentiert: „Die Karte empfiehlt, mit dem Rad über den Boulevard Grande-Duchesse Charlotte, über die Place
Winston Churchill zum Boulevard Joseph II zu fahren.“
Das seien gerade die Stellen mit dem höchsten Verkehrsaufkommen und daher für Radfahrer nicht empfehlenswert. Ebenso sei etwa die Radspur in der Avenue MarieThérèse öfters von Reisebussen blockiert. Den Weg mit Pollern abzusperren lehne die Stadtverwaltung jedoch ab. „Das ist schade“, erklärt Nicolas weiter, „und es zeigt den mangelnden Einsatz seitens der Gemeinde für sichere Radwege“.
Störend sei für viele zudem der falsche Eindruck, den die Karte vermittelt. „Damit entsteht nach außen hin das Bild einer radfreundlichen Stadt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall“, findet Carole aus Walferdingen. Die 37-Jährige nutzt im Alltag das Fahrrad und fährt damit zum Arbeiten in die Stadt. „Die Zahl der Radfahrer steigt, jedoch ist die Infrastruktur, gerade auf den Verbindungen zwischen den Stadtteilen, mangelhaft.“
Karte biete nur Routenvorschläge
Auf Facebook versucht die Stadtverwaltung zu beschwichtigen. So zeige die Karte lediglich Routenvorschläge, um mit dem Fahrrad von A nach B zu gelangen. Dies bedeute nicht, dass diese Strecken für Autofahrer gesperrt seien, sondern man biete lediglich einen Gesamtüberblick der Radrouten. Daher seien die „Routes itinéraires“ebenfalls miteingezeichnet.