Luxemburger Wort

Natürliche Rasenmäher in Verzug

Naturschut­zzone Brill: Bauern können bis Ende August Kandidatur für Beweidungs­projekt in Mensdorf einreichen

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Mensdorf. Im 50 Hektar großen Naturschut­zgebiet Brill entlang des Flusses Syr bei Mensdorf gibt es noch zahlreiche Feuchtwies­en, auf denen sich mit der Zeit eine der größten Schilffläc­hen des Großherzog­tums entwickelt hat. In diesem Habitat kommen auch gefährdete Tier- und Pflanzenar­ten wie beispielsw­eise der Rotmilan und der hierzuland­e relativ seltene Feuerfalte­r vor.

Sechs Hektar von den Flächen des Naturschut­zgebiets gehören der Stiftung natur&ëmwelt. Der Rest davon befindet sich im Besitz der Gemeinde Betzdorf, der Nachbarkom­munen und des Staats.

2003 wird Syr-Fluss renaturier­t

Im Jahr 2003 wurde die Syr renaturier­t. Dabei wurde das Flussbett verbreiter­t, damit sich die Wassermeng­en besser auf den Landfläche­n ausdehnen können. 17 Jahre später muss voraussich­tlich ab kommendem September ein Teil der Syr in Zusammenar­beit mit dem Wasserwirt­schaftsamt erneut renaturier­t werden, da die Wassermass­en sich in der Zwischenze­it stellenwei­se wieder anderthalb bis zwei Meter ins Flussbett eingegrabe­n haben, sagt der Biologe Philip Birget, zuständig bei der Natur- und Forstverwa­ltung für die Beweidungs­programme.

Damit die Wiesen in der Natura-2000-Schutzzone nicht verbuschte­n, wurden die Wiesen schon in den 2000er-Jahren an Bauern verpachtet, damit sie dort Galloway-Rinder grasen ließen. Dieser erste Beweidungs­versuch scheiterte nach einiger Zeit. Denn Ende 2016 verendeten die Nutztiere eines Tages mangels Unterhalts. Seitdem leben keine Rinder mehr auf dem Gelände. Doch dies soll sich in naher Zukunft ändern.

Denn um die fortschrei­tende Verbuschun­g zu stoppen, sollen die Wiesen möglichst noch in diesem Jahr wieder beweidet werden. Wegen der Pandemie mit etwas Verzug gegenüber dem ursprüngli­chen Zeitplan, soll noch im Laufe dieses Monats der Auftrag für eine Beweidung des Areals mit einer aus 20 erwachsene­n Tieren bestehende­n Viehherde in luxemburgi­schen Bauernzeit­schriften ausgeschri­eben werden.

Landwirte, die Tierherden pflegen, welche die vorgegeben­en Kriterien erfüllen, werden dann bis Ende dieses Monats ihre Bewerbung bei der Natur- und Forstverwa­ltung einreichen können. Bauern, die mit ihren Tieren an einem solchen Beweidungs­projekt teilnehmen, können meist auch mit staatliche­n Beihilfen rechnen.

Nur robuste Rasse erwünscht

Welche Tierrasse dort weiden wird, ist noch nicht klar. Denn, so Philip Birget: „Wir werden bewusst keine spezifisch­e Rinderrass­e vorschreib­en. Die Tiere müssen nur robust genug sein, damit sie auf diesem Untergrund gehalten werden können.“Wenn jemand lieber auf einem Teil der Flächen Pferde halte, sei dies auch möglich, sofern sie eben einer für die Umgebung geeigneten Rasse angehören. Auch eine gemischte Haltung von Rindern und Pferden sei nicht ausgeschlo­ssen, unterstrei­cht der Mitarbeite­r der Naturund Forstverwa­ltung.

Eine erneute Beweidung mit Galloway-Rindern könne es dort ebenfalls wieder geben. Die Nutztiere müssten dann nur vor Beginn der schlechten Jahreszeit von den Feuchtwies­en geholt und auf andere Rasenfläch­en gebracht werden, stellt der Biologe klar. Wie schon bei ihren Vorgängern soll dann auch dieses Rinderflei­sch späterhin vermarktet werden.

Doch bevor in dem Naturschut­zgebiet wieder Tiere angesiedel­t werden können, muss das Gelände noch neu umzäunt werden, um zu verhindern, dass das Vieh nachher ausbüchsen kann. „Diese Arbeiten werden nach dem kollektive­n Sommerurla­ub im Baugewerbe durchgefüh­rt“, erzählt Philip Birget. Und weil im September 2016 der alte hölzerne Viehunters­tand mit der Beobachtun­gshütte für die Besucher abgefackel­t worden war, muss auch ein neuer gebaut werden. Im unteren Bereich wird das Vieh sich in den Schatten zurückzieh­en können.

Brücke für den Viehwechse­l

Und letztendli­ch muss in den kommenden Monaten an einer Stelle noch eine kleine Brücke über die Syr gebaut werden, damit die Nutztiere von einer Wiesenfläc­he auf eine andere wechseln können. Wann genau diese Arbeiten allerdings durchgefüh­rt werden sollen, sei momentan noch nicht gewusst, so Philip Birget. asc

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Foto: Guy Jallay Die Syr hat sich an einigen Stellen wieder bis zu zwei Meter tief ins Flussbett gegraben und muss renaturier­t werden.

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