Diesen Helden kann man knicken
Nintendos Vorzeigeklempner erlebt in „Paper Mario: The Origami King“kunterbunte Abenteuer
Normalerweise tritt der bemützte Latzhosenträger Mario als pfiffiger Jump&Run-Held in Erscheinung. In der „Paper Mario“-Reihe, die erstmals im Jahr 2000 lanciert wurde, durfte das Maskottchen des japanischen Herstellers Nintendo aber auch seine Rollenspiel-Fertigkeiten unter Beweis stellen.
Dass sein neustes Abenteuer, das den Titel „Paper Mario: The Origami King“trägt, nicht nur künstlerisch, sondern auch spielerisch wertvoll ist, zeigt sich gleich in den ersten Minuten. Ein turbulenter Trip durch ein recht zweidimensionales Königreich nimmt seinen unterhaltsamen Lauf.
Das Aushängeschild der Reihe war bislang immer der interessante Papier-Look: Mario und Co. sehen in den Abenteuern immer wie kleine Abziehbildchen aus, die munter durch die Gegend wandern. Flach, lediglich zweidimensional und sich ihres Daseins als Papierschnipsel bewusst, punkteten die Figuren bislang immer mit unverwechselbarem Charme. Nur leider war die „Mario Paper“-Reihe etwas von spielerischen Design-Entscheidungen gebeutelt.
Das will nun der neueste
Teil ausmerzen – und schafft dies letztlich auch sehr gut.
Ein neuer Bösewicht
Dieses Mal hat sich ein neuer Bösewicht in Marios Pilzreich breit gemacht – der fiese Origami-König, wie er sich selbst nennt. Er macht aus allen Einwohnern – so wie es der Name vermuten lässt – kurzerhand Origamifiguren, weil er das zweidimensionale Dasein satthat. Nur Mario bleibt durch einen Zufall verschont und muss natürlich mal wieder für Ordnung sorgen. Und das tut er in guter, alter Rollenspiel-Manier mit einer gehörigen Prise Adventure.
Grundsätzlich richtet sich „Paper Mario: The Origami King“an Spieler jeden Alters. Sowohl die Steuerung, das Setting als auch die Dialoge sind so vielschichtig, dass sich hier jeder willkommen fühlt. Die zwei Hauptbestandteile von Marios Papierkrieg sind die rundenbasierten Auseinandersetzungen gegen die Origami-Figuren und das Erforschen des Königreichs – inklusive einiger kleiner Rätsel.
Neue Kämpfe
Die Kämpfe sind dabei von Grund auf neu designt. Sie bestehen wiederum aus zwei Abschnitten. Bevor der Kampf überhaupt startet, hat Mario ein kleines Zeitfenster, um seine Gegner richtig anzuordnen. Die Gegner stehen auf einem von vier Ringen, mit Mario im Zentrum. Der Spieler kann die Ringe nun so anordnen, dass die Gegner hintereinander oder nebeneinander stehen, was im späteren Kampf entscheidende Boni gibt.
Ein kleines Beispiel verdeutlicht dies: Stehen vier Origami-Recken hintereinander, darf Mario allen vier hintereinander auf den Kopf hüpfen. Stehen vier gepaart in einer Gruppe, bietet das die ideale Chance, um den Hammer auszupacken. Was sich anfangs noch kompliziert anhören mag, entpuppt sich später als wertvolle und abwechslungsreiche Idee, die das Abenteuer um eine Komponente bereichert.
Ebenfalls neu ist, dass sich Mario nun die Taschen mit so vielen Gegenständen vollpacken darf, wie er möchte – kein Limit. Das war nämlich ein herber Kritikpunkt
am direkten Vorgänger. Nun darf sich der Held alle möglichen Ausrüstungen und Objekte zunutze machen, die er im Kampf gegen den Origami-König braucht. Besonders dringend benötigt er diese im Kampf gegen die Zwischenbosse. Diese sind allesamt hervorragend präsentiert und bestehen aus den Bastelutensilien eines gepflegten Kinderzimmers. Einen Kampf muss Marie etwa gegen eine Horde Buntstifte führen, die dem Helden ans Leder, pardon, Papier wollen.
Grafisch ist „Paper Mario: The Origami King“ein echter Augenschmaus geworden, der immer wieder zum Staunen einlädt. Während seiner Reise trifft der kleine Held auf bekannte Gesichter aus dem Nintendo-Universum und wandert dabei durch viele abwechslungsreiche Gebiete. Von dichten Wäldern über japanische Dörfchen bis hin zu einem Vergnügungspark ist alles dabei.
Kritik zu Herzen genommen
Die „Paper Mario“-Reihe hat mit dem Origami-Twist eindeutig wieder zu alter Stärke gefunden. Das Spiel zeigt wieder einmal, dass sich Nintendo die Kritik seiner Fans zu Herzen nimmt. Neulinge kommen bei diesem Abenteuer aber ebenso zum Zug wie Kenner der Reihe. Der Twist mit dem herausfordernden Kampfsystem sorgt zudem für einen hohen Unterhaltungswert. Ob Mario seine Prinzessin und damit auch das Königreich am Ende retten kann, liegt nun in der Hand der Spieler – bunter kann ein Abenteuer kaum sein.