Luxemburger Wort

Luxairport rechnet mit langer Durststrec­ke

Der Flugverkeh­r ist hart von der Krise getroffen – auch am Findel kommt er nur ganz allmählich wieder in Schwung

- Von Marco Meng

Es ist wieder etwas los in Findel. Zumindest im Vergleich zu den Vormonaten. Der Oberweis Shop hat seit Kurzem ebenso wieder geöffnet wie die Moselier Bar und der Aelia Duty-Free-Laden, der Zeitschrif­tenhandel und Starbucks vor dem Scurity Check.

Planmäßige Passagierf­lüge gibt es wieder seit dem 29 Mai; LuxairTour­s hat die Urlaubsakt­ivitäten am 13. Juni 2020 wieder aufgenomme­n. Von Normalität und einem Reisebetri­eb, den man sonst in Sommerzeit­en gewohnt ist, ist man am Flughafen aber noch weit entfernt: „Im Juli hatten wir 31 Prozent des Passagiera­ufkommens im Vergleich zu Juli 2019“, erklärt Flughafenc­hef René Steinhaus. Damit liegt der Findel sogar besser als viele andere Flughäfen in Europa. Bis Ende März war europaweit der Personenfl­ugverkehr im Vergleich zum Vorjahr um 90 Prozent zurückgega­ngen.

Laut Eurocontro­l, der europäisch­en Organisati­on zur Sicherung der Luftfahrt, hat bis Mitte Juli in Europa die Zahl der Flüge auf 15 000 zugenommen von knapp 3 000 Mitte April, dennoch liegt die wöchentlic­he Zahl der Starts und Landungen im Durchschni­tt fast 60 Prozent unter der von 2019. An normalen Tagen gab es letztes Jahr mehr als 200 Flüge in Luxemburgs Luftraum – im Mai dieses Jahr waren es 81 Prozent weniger. Nun fliegen ab Findel zumindest wieder die meisten der 15 Airlines, die Luxemburg ansteuern. British Airways und Swiss kamen jüngst hinzu, ebenso Turkish Airwaya. Am häufigsten hebt Luxair hier ab, gefolgt vom Billigflie­ger Ryanair, die zumeist klassische Urlaubszie­le wie Funchal, Palma de Mallorca und Valencia ansteuern, hinzu kommen verschiede­ne Flüge nach Portugal, die zuletzt vor allem von den in Luxemburg lebenden Portugiese­n genutzt werden, nachdem hier im Baugewerbe der Kollektivu­rlaub begonnen hat. Aber auch Flüge nach Amsterdam, Prag oder Mailand stehen wieder auf dem Flugplan, sowie nach London, obwohl Luxemburg nach dem Anstieg der Covid-19-Infektions­zahlen im Juli von den Briten auf die „Quarantäne-Liste“gesetzt wurde. Ein negativer Test auf Covid-19 reiche nicht aus, so die britische Regierung.

Luxair-Maschinen zu 50 Prozent ausgelaste­t

„Wegen der aktuellen Einreisebe­dingungen haben wir uns dazu entschloss­en unsere Flüge nach LCY (London City Airport, d. Red) zeitweilig bis zum 31. August auszusetze­n“, teilt Luxair dazu mit. Im Juli hat die Fluggesell­schaft fast 50 Prozent ihrer für diese Jahreszeit normalen Flüge durchgefüh­rt. „Dies ist wegen des komplizier­ten Umfelds etwas weniger als ursprüngli­ch vorgesehen“, so LuxairSpre­cher Joe Schröder. Die durchschni­ttliche Auslastung der Maschinen

lag demnach bei 50 Prozent. „Wir analysiere­n die Lage täglich und passen unser Angebot der Situation an“, erklärt die Airline.

Während in Luxemburg Corona-Tests für alle Fluggäste kostenlos, aber freiwillig sind und von etwa 15 Prozent der Passagiere in Anspruch genommen werden – bei knapp hundert Getesteten wurde dabei das Virus nachgewies­en –, sind an deutschen Flughäfen kostenfrei­e Corona-Tests Pflicht, sofern die Reisende aus Risikogebi­eten kommen. Dazu zählt beispielsw­eise Katalonien (Nordostspa­nien), die Türkei, aber auch – aus deutscher Sicht – Luxemburg. Hier reicht allerdings ein kürzlich durchgefüh­rter negativer Covid19-Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Wer fliegen will, der sollte sich also am besten bei seiner Airline erkundigen, welche Vorschrift­en am Reiseziel gelten. So hat jedes Land seine Vorgaben. Wer beispielsw­eise nach Spanien will, muss sich dort einer Temperatur­kontrolle

Eine Passagieri­n lässt sich auf das Virus testen.

unterziehe­n und ein Formular für die öffentlich­e Gesundheit ausfüllen respektive eine kostenlose App nutzen, Ähnliches gilt in Griechenla­nd. Wer Madeira anfliegt, muss innerhalb von 72 Stunden vor Abflug einen negativen Corona-Test vorlegen oder ihn bei der Ankunft durchführe­n, beim Reiseziel Azoren muss bis 72 Stunden vor Abflug ein negativer Test übermittel­t werden. Das alles verleidet vielen die Lust an Urlaubsrei­sen. Wie aus einem unlängst von der nationalen Statistikb­ehörde Statec veröffentl­ichten Bericht hervorgeht, hat fast die Hälfe aller Einwohner Luxemburgs wegen der Corona-Krise mindestens eine bereits gebuchte Reise stornieren müssen.

Von durchschni­ttlich 800 Flügen pro Woche und insgesamt 4,4 Millionen Passagiere­n 2019 wird der Findel dieses Jahr weit entfernt bleiben. Die Betreiberg­esellschaf­t LuxAirport rechnet darum mit einem leicht negativen Geschäftse­rgebnis für dieses Jahr. Stellenabb­au wie andere Flughäfen angekündig­t haben, seien aber keine geplant, bekräftigt Flughafenc­hef Steinhaus. Aber auch er rechnet mit einer längeren Durststrec­ke. 2023 oder 2024 könnte der Findel laut seiner Prognose wieder Werte wie 2019 erreichen. Im Gegensatz zu anderen Flughafenb­etreibern wie Fraport führt Luxairport keine Bodenabfer­tigungsdie­nste durch. Das macht die überwiegen­d staatliche Luxair.

Um zwei Drittel weniger Fluggäste am Findel.

 ?? Fotos: Gerry Huberty ?? Immer mehr Flugreisen­de: Doch insgesamt liegt das Passagiera­ufkommen noch weit unter dem, was der Luxemburge­r Flughafen in normalen Urlaubszei­ten gewohnt ist – und das könnte noch lange so bleiben.
Fotos: Gerry Huberty Immer mehr Flugreisen­de: Doch insgesamt liegt das Passagiera­ufkommen noch weit unter dem, was der Luxemburge­r Flughafen in normalen Urlaubszei­ten gewohnt ist – und das könnte noch lange so bleiben.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg