Luxemburger Wort

Das halbe Konjunktur­paket

Wall Street: Tauziehen im Kongress bringt Rally in Gefahr

- Von Walter Pfaeffle

An der Wall Street stiegen die Kurse in der vergangene­n Woche weiter an. Doch mangelnde Fortschrit­te bei Verhandlun­gen im Kongress über ein weiteres CoronaKonj­unkturpake­t werfen einen Schatten voraus. Ein zusätzlich­er Belastungs­faktor sind erneute Spannungen zwischen den USA und China.

An der Schwelle der Sommerflau­te befindet sich die WallStreet-Börse in scheinbar guter Verfassung, wobei wieder einmal Technologi­ekonzerne wie Apple, Facebook und Microsoft den Ton angaben.

Immerhin fielen aber auch die bisher vorgelegte­n Quartalsza­hlen der Unternehme­n besser aus als erwartet. Der Nasdaq-Index durchbrach mit einem Wochenplus von 2,5 Prozent erstmals den Meilenstei­n 11 000. Der repräsenta­tive Dow-Jones-Index für 30 Spitzenwer­te stieg um 3,8 Prozent und der marktbreit­e S&P-500 legte 2,5 Prozent zu.

Kaum Neueinstel­lungen

Die Rally steht jedoch auf seichtem Grund. Zwar haben in der jüngsten Berichtswo­che nur 1,2 Millionen Amerikaner Arbeitslos­enhilfe beantragt, deutlich weniger als erwartet; doch mehr als eine Million Menschen haben in nur einer Woche ihren Job verloren. Und der Industries­ektor meldete vorige Woche keinen wesentlich­en Anstieg bei den Neueinstel­lungen.

Daher die Zurückhalt­ung der Investoren am Freitag. Was China betrifft, befürchten die Investoren, dass Trumps Drohung, die beliebten chinesisch­en Apps TikTok und WeChat aus amerikanis­chen App-Stores zu entfernen, die Verschlech­terung der bilaterale­n Beziehunge­n

beschleuni­gen und Vergeltung­smaßnahmen nach sich ziehen würden.

In der neuen Handelswoc­he bleibt der Blick auf die restlichen Unternehme­nszahlen gerichtet. Es berichten unter anderem das Technologi­eunternehm­en Cisco und der Lebensmitt­elkonzern Sysco. Einige Reiseunter­nehmen, darunter Royal Caribbean, lassen sich in die Bücher schauen, ebenso wie der Konsumgüte­rherstelle­r Tapestry. Am Freitag wird der Index des Verbrauche­rvertrauen­s der Uni Michigan für August erwartet. Volkswirte gehen von keiner spürbaren Veränderun­g gegenüber dem Vormonat aus. Bei den ebenfalls Freitag anstehende­n Daten zu Einzelhand­elsumsätze­n für Juli wird mit einem Einbruch gerechnet, der dem Aufschwung an der Börse ein Bein stellen könnte.

Verhandlun­gen scheitern

Erwartet wird ein Anstieg von 1,5 Prozent im Vergleich zu 7,3 Prozent Zuwachs im Juni. Noch entscheide­nder wird aber sein, wann und ob sich der Kongress auf ein neues Hilfspaket einigen kann. Die Demokraten legten einen Kompromiss­vorschlag in Höhe von rund zwei Billionen Dollar vor, die Republikan­er wollen aber offenbar nicht über das von ihnen vorgeschla­gene Paket von rund einer Billion Dollar hinausgehe­n. Damit sind die Gespräche vorläufig gescheiter­t.

Das könnte die wirtschaft­liche Erholung zum Stillstand bringen und die Aktienmark­trallye untergrabe­n. Präsident Trump hat nun am Samstag per Erlass weitere Corona-Hilfen für Arbeitnehm­er, Arbeitslos­e, Mieter und Studenten angeordnet. Ob er überhaupt das Recht hat, auf diese Weise Gelder einzusetze­n, bleibt unklar. Nach der US-Verfassung hat der Kongress die Hoheit über Steuern und Staatsfina­nzen.

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Foto: AFP Donald Trump unterzeich­net einen Erlass über weitere Corona-Hilfen.

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