Das halbe Konjunkturpaket
Wall Street: Tauziehen im Kongress bringt Rally in Gefahr
An der Wall Street stiegen die Kurse in der vergangenen Woche weiter an. Doch mangelnde Fortschritte bei Verhandlungen im Kongress über ein weiteres CoronaKonjunkturpaket werfen einen Schatten voraus. Ein zusätzlicher Belastungsfaktor sind erneute Spannungen zwischen den USA und China.
An der Schwelle der Sommerflaute befindet sich die WallStreet-Börse in scheinbar guter Verfassung, wobei wieder einmal Technologiekonzerne wie Apple, Facebook und Microsoft den Ton angaben.
Immerhin fielen aber auch die bisher vorgelegten Quartalszahlen der Unternehmen besser aus als erwartet. Der Nasdaq-Index durchbrach mit einem Wochenplus von 2,5 Prozent erstmals den Meilenstein 11 000. Der repräsentative Dow-Jones-Index für 30 Spitzenwerte stieg um 3,8 Prozent und der marktbreite S&P-500 legte 2,5 Prozent zu.
Kaum Neueinstellungen
Die Rally steht jedoch auf seichtem Grund. Zwar haben in der jüngsten Berichtswoche nur 1,2 Millionen Amerikaner Arbeitslosenhilfe beantragt, deutlich weniger als erwartet; doch mehr als eine Million Menschen haben in nur einer Woche ihren Job verloren. Und der Industriesektor meldete vorige Woche keinen wesentlichen Anstieg bei den Neueinstellungen.
Daher die Zurückhaltung der Investoren am Freitag. Was China betrifft, befürchten die Investoren, dass Trumps Drohung, die beliebten chinesischen Apps TikTok und WeChat aus amerikanischen App-Stores zu entfernen, die Verschlechterung der bilateralen Beziehungen
beschleunigen und Vergeltungsmaßnahmen nach sich ziehen würden.
In der neuen Handelswoche bleibt der Blick auf die restlichen Unternehmenszahlen gerichtet. Es berichten unter anderem das Technologieunternehmen Cisco und der Lebensmittelkonzern Sysco. Einige Reiseunternehmen, darunter Royal Caribbean, lassen sich in die Bücher schauen, ebenso wie der Konsumgüterhersteller Tapestry. Am Freitag wird der Index des Verbrauchervertrauens der Uni Michigan für August erwartet. Volkswirte gehen von keiner spürbaren Veränderung gegenüber dem Vormonat aus. Bei den ebenfalls Freitag anstehenden Daten zu Einzelhandelsumsätzen für Juli wird mit einem Einbruch gerechnet, der dem Aufschwung an der Börse ein Bein stellen könnte.
Verhandlungen scheitern
Erwartet wird ein Anstieg von 1,5 Prozent im Vergleich zu 7,3 Prozent Zuwachs im Juni. Noch entscheidender wird aber sein, wann und ob sich der Kongress auf ein neues Hilfspaket einigen kann. Die Demokraten legten einen Kompromissvorschlag in Höhe von rund zwei Billionen Dollar vor, die Republikaner wollen aber offenbar nicht über das von ihnen vorgeschlagene Paket von rund einer Billion Dollar hinausgehen. Damit sind die Gespräche vorläufig gescheitert.
Das könnte die wirtschaftliche Erholung zum Stillstand bringen und die Aktienmarktrallye untergraben. Präsident Trump hat nun am Samstag per Erlass weitere Corona-Hilfen für Arbeitnehmer, Arbeitslose, Mieter und Studenten angeordnet. Ob er überhaupt das Recht hat, auf diese Weise Gelder einzusetzen, bleibt unklar. Nach der US-Verfassung hat der Kongress die Hoheit über Steuern und Staatsfinanzen.