Luxemburger Wort

Fluch und Segen an der Mosel

Die Place Dr. Fernand Kons in Remich und die Zeugnisse zwischen Lebenslust und Bedrohung

- Von Daniel Conrad

Erst Fußballpla­tz direkt an der Mosel, der Esplanade und der Brücke über den Fluss, dann Parkplatz und offiziell erst seit 2004 nach der völligen Neugestalt­ung die „Place Dr. Fernand Kons“– einstimmig hatte der damalige Gemeindera­t für die Benennung gestimmt, um die Verdienste des ehemaligen Bürgermeis­ters der Stadt und ChamberAbg­eordneten zu würdigen. Eine „Gutt Stuff“zwischen alten Gassen und dem Moselufer für Einwohner und Besucher sollte der Platz werden, da wo Märkte oder demnächst Open-Air-Kino angeboten werden.

Fast 16 Jahre nach der Platzneuan­lage erzählt er vom Strukturwa­ndel der Stadt, vom Fluch und Segen der „Moselperle“Remich zwischen Ufervergnü­gen, Verkehrskn­otenund Handelspun­kt sowie Tourismus. Von ihm aus lassen sich die Herausford­erungen lesen: Einst ein Handwerks- und

Handelspun­kt am Fluss und guter Anbindung an die Hauptstadt entwickelt­e sich Remich im späten 19. Jahrhunder­t erst nach und nach zum Tourismuso­rt.

Die 1866 geschaffen­e, später im Zweiten Weltkrieg zerstörte und letztlich ersetzte Brücke auf das andere Ufer vereinfach­te den Verkehr und bot der Stadt neue Möglichkei­ten. Als symbolisch­e Anspielung spiegelt sich der Zeitenwand­el auch im Brunnen „Wäschfraen (Les Lavandière­s)“von Manon Bertrand wider, die den Place

Dr. Kons deutlich sichtbar dominiert: vor den Streben des Brückenger­üstbaus, der die Zukunft ankündigt, waschen die Frauen per Hand ihre Wäsche noch in der Mosel – und tratschen, was das Zeug hält.

Doch schon wird dieses muntere Gefühl getrübt: Die Mosel, die dank der Brücke ein Stück Hemmnis verliert, tritt, trotz aller Versuche sie zu bändigen, über die Ufer und lässt ihre zerstöreri­sche Kraft wüten. Tafeln mit historisch­en Fotos an der Place Dr. Kons oder am „Piirtchen“, diesem niedrigen Durchgang zwischen dem Platz über den Quai de la Moselle in die historisch­en Gassen der Moselperle, und die Pegelstand­sanzeigen an der nahe gelegenen „Al Schoul“erinnern an die Bedrohungs­lagen der letzten Jahrzehnte.

Davon ist an guten Tagen kaum etwas zu spüren, die Tische der am Quai de la Moselle gelegenen Cafés und Restaurant­s oder die Bänke zur Esplanade laden unter den 53

Platanen des Platzes zum Atemholen ein – selbst wenn der Verkehr an der Esplanade fließt und Touristen und Einheimisc­he an heißen Tagen fieberhaft nach freien Parkplätze­n suchen.

Wie Remich in Zukunft aussehen soll, wird eben auch an diesem Platz spürbar, der lange reiner Parkplatz war und nun das Zentrum mit dem neuen Busbahnhof und der Tourismusi­nformation an der Esplanande verbindet: Wie viel Tourismus soll und darf sein, und wie nahe am Stadtkern soll und muss Verkehr und leichtes Parken möglich sein? Welche Form der Attraktivi­tät will die Stadt mit dem Platz bieten, die mit der Mosel und ihren Reizen wirbt, wie dem Wein, dem mit Stolz nicht nur im nahe gelegenen Bacchusbru­nnen von Will Lofy, sondern auch direkter am Platz mit dem Brunnen „Vigne“von Boris Lejeune vor der „Al Schoul“Referenz gezollt wird. Doch das wird ein neues Stück Geschichte ...

 ??  ?? Die Hochwasser­marken an der „Al Schoul“, die man unter anderem von der Place Dr. Kons über das „Piirtchen“in der „Machergaas­s“erreicht, zeugen von der Bedrohung durch die Mosel. Mit den „Wäschfraen (Les Lavandière­s)“von Manon Bertrand kommt man aber wieder ins Schmunzeln.
Die Hochwasser­marken an der „Al Schoul“, die man unter anderem von der Place Dr. Kons über das „Piirtchen“in der „Machergaas­s“erreicht, zeugen von der Bedrohung durch die Mosel. Mit den „Wäschfraen (Les Lavandière­s)“von Manon Bertrand kommt man aber wieder ins Schmunzeln.
 ?? Fotos: dco/Geschichts­frënn Réimech ?? An die Zeiten vor der Moselkanal­isierung und den Fußballpla­tz erinnert heute kaum mehr etwas, dafür zeugt die neue Gare Routière und die Tourismusi­nformation des Architektu­rbüros Valentiny vom Willen zur Veränderun­g.
Fotos: dco/Geschichts­frënn Réimech An die Zeiten vor der Moselkanal­isierung und den Fußballpla­tz erinnert heute kaum mehr etwas, dafür zeugt die neue Gare Routière und die Tourismusi­nformation des Architektu­rbüros Valentiny vom Willen zur Veränderun­g.
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