Fluch und Segen an der Mosel
Die Place Dr. Fernand Kons in Remich und die Zeugnisse zwischen Lebenslust und Bedrohung
Erst Fußballplatz direkt an der Mosel, der Esplanade und der Brücke über den Fluss, dann Parkplatz und offiziell erst seit 2004 nach der völligen Neugestaltung die „Place Dr. Fernand Kons“– einstimmig hatte der damalige Gemeinderat für die Benennung gestimmt, um die Verdienste des ehemaligen Bürgermeisters der Stadt und ChamberAbgeordneten zu würdigen. Eine „Gutt Stuff“zwischen alten Gassen und dem Moselufer für Einwohner und Besucher sollte der Platz werden, da wo Märkte oder demnächst Open-Air-Kino angeboten werden.
Fast 16 Jahre nach der Platzneuanlage erzählt er vom Strukturwandel der Stadt, vom Fluch und Segen der „Moselperle“Remich zwischen Ufervergnügen, Verkehrsknotenund Handelspunkt sowie Tourismus. Von ihm aus lassen sich die Herausforderungen lesen: Einst ein Handwerks- und
Handelspunkt am Fluss und guter Anbindung an die Hauptstadt entwickelte sich Remich im späten 19. Jahrhundert erst nach und nach zum Tourismusort.
Die 1866 geschaffene, später im Zweiten Weltkrieg zerstörte und letztlich ersetzte Brücke auf das andere Ufer vereinfachte den Verkehr und bot der Stadt neue Möglichkeiten. Als symbolische Anspielung spiegelt sich der Zeitenwandel auch im Brunnen „Wäschfraen (Les Lavandières)“von Manon Bertrand wider, die den Place
Dr. Kons deutlich sichtbar dominiert: vor den Streben des Brückengerüstbaus, der die Zukunft ankündigt, waschen die Frauen per Hand ihre Wäsche noch in der Mosel – und tratschen, was das Zeug hält.
Doch schon wird dieses muntere Gefühl getrübt: Die Mosel, die dank der Brücke ein Stück Hemmnis verliert, tritt, trotz aller Versuche sie zu bändigen, über die Ufer und lässt ihre zerstörerische Kraft wüten. Tafeln mit historischen Fotos an der Place Dr. Kons oder am „Piirtchen“, diesem niedrigen Durchgang zwischen dem Platz über den Quai de la Moselle in die historischen Gassen der Moselperle, und die Pegelstandsanzeigen an der nahe gelegenen „Al Schoul“erinnern an die Bedrohungslagen der letzten Jahrzehnte.
Davon ist an guten Tagen kaum etwas zu spüren, die Tische der am Quai de la Moselle gelegenen Cafés und Restaurants oder die Bänke zur Esplanade laden unter den 53
Platanen des Platzes zum Atemholen ein – selbst wenn der Verkehr an der Esplanade fließt und Touristen und Einheimische an heißen Tagen fieberhaft nach freien Parkplätzen suchen.
Wie Remich in Zukunft aussehen soll, wird eben auch an diesem Platz spürbar, der lange reiner Parkplatz war und nun das Zentrum mit dem neuen Busbahnhof und der Tourismusinformation an der Esplanande verbindet: Wie viel Tourismus soll und darf sein, und wie nahe am Stadtkern soll und muss Verkehr und leichtes Parken möglich sein? Welche Form der Attraktivität will die Stadt mit dem Platz bieten, die mit der Mosel und ihren Reizen wirbt, wie dem Wein, dem mit Stolz nicht nur im nahe gelegenen Bacchusbrunnen von Will Lofy, sondern auch direkter am Platz mit dem Brunnen „Vigne“von Boris Lejeune vor der „Al Schoul“Referenz gezollt wird. Doch das wird ein neues Stück Geschichte ...