Erdogan meldet Erdgasfund im Schwarzen Meer
Berlin und Paris wollen im griechisch-türkischen Gas-Streit vermitteln
Die Türkei ist im Schwarzen Meer offenbar auf ein großes Erdgasvorkommen gestoßen. Es handele sich um den größten Gas-Fund in der Geschichte des Landes, sagte Staatschef Recep Tayyip Erdogan am Freitag bei einer Pressekonferenz in Istanbul. Per Liveübertragung wurde in der vom türkischen Fernsehen gesendeten Pressekonferenz das Bohrschiff „Fatih“aus dem Schwarzen Meer zugeschaltet. Energieminister Fatih Dönmez hatte sich eigens am Freitagmorgen per Hubschrauber dorthin fliegen lassen. Das Schiff begann vor vier Wochen mit den Bohrungen, die in eine Tiefe von bis zu 4 000 Metern reichen.
Das als „Tuna 1“bezeichnete Gasfeld liegt rund 150 Kilometer vor der türkischen Schwarzmeerküste
unter dem Meeresboden. Nach Erdogans Angaben ist das von der „Fatih“entdeckte Vorkommen etwa 320 Milliarden Kubikmeter groß. „Diese Gasreserven sind nur ein Teil größerer Vorräte“, sagte Erdogan. Man werde „in naher Zukunft weitere Lagerstätten entdecken“. Er hoffe, die Gasförderung könne 2023 beginnen, sagte der Präsident. 2023 ist ein Schlüsseljahr für die Türkei. Dann feiert das Land nicht nur den 100. Jahrestag der Gründung der Republik. Spätestens 2023 muss sich Erdogan auch einer Präsidentenund Parlamentswahl stellen.
Für die Türkei ist der Gasfund von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Das Land muss fast sein gesamtes Öl und Gas importieren und gab dafür im vergangenen Jahr rund 35 Milliarden Euro aus. Wichtigste Energielieferanten sind
Russland, der Iran, der Irak und Aserbaidschan. Mit dem Beginn der Gasförderung im Schwarzen Meer würde das Land unabhängiger von Importen.
Unterdessen gibt es im Streit um die im östlichen Mittelmeer vermuteten Erdgasvorkommen zwischen der Türkei und Griechenland weiterhin keine Annäherung. Das türkische Forschungsschiff „Oruc Reis“setze am Freitag seine Forschungen südlich der griechischen Insel Kastelorizo fort. Das Seegebiet gehört nach den Regeln der UNO-Seerechtskonvention zur Wirtschaftszone Griechenlands.
Französisch-deutsche Vermittlungsinitiative
Frankreich und Deutschland wollen gemeinsam versuchen, in dem Streit zu vermitteln. Das kündigten Präsident Emmanuel Macron und Kanzlerin Angela Merkel bei ihrem Treffen in der französischen Sommerresidenz Fort de Brégançon an.
Merkel beschrieb die Situation im östlichen Mittelmeer als „sehr kritisch“und sagte: „Wir brauchen dort Stabilität und nicht Spannungen.“Deutschland und Frankreich seien sich einig, dass „Attacken auf die Souveränität von Mitgliedsstaaten der Europäischen
Union von uns nicht akzeptiert werden“.
Der Konflikt im östlichen Mittelmeer, bei dem es auch um türkische Ansprüche auf Bodenschätze der Republik Zypern geht, wird die EU-Außenminister bei ihrem nächsten Treffen in Berlin am 28. August beschäftigen. Griechische Medien berichteten am Freitag, Deutschland bemühe sich, am gleichen Tag auch Vertreter Griechenlands und der Türkei zu einem Treffen in Berlin zu bewegen. Die Aussichten auf eine Annäherung sind aber gering. Das türkische Außenministerium warf am Donnerstag der Europäischen Union vor, sie lasse sich von Griechenland und Zypern „manipulieren und erpressen“. Ankara vertritt den Standpunkt, dass die betreffenden Gewässer zum türkischen Festlandsockel gehören.
Im Erdgasstreit zwischen der Türkei und Griechenland gibt es weiterhin keine Annäherung.