Luxemburger Wort

Berlin, Paris und London gegen Trump

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New York. Im Streit um das Schicksal des Atomabkomm­ens mit dem Iran stellen sich Berlin, Paris und London gegen die Trump-Regierung. US-Außenminis­ter Mike Pompeo drohte allen Ländern indirekt mit Konsequenz­en, die nicht der Lesart der USA zur Rückkehr aller UN-Sanktionen gegen den Iran folgten. Die Außenminis­ter Deutschlan­ds, Frankreich­s und Großbritan­niens hielten dagegen, sie könnten den Schritt der weitgehend isolierten USA „nicht unterstütz­en“. Das Vorgehen Washington­s gegen die Mehrheit des UN-Sicherheit­srates stürzt das mächtigste UN-Gremium dabei in eine Krise und sorgt für transatlan­tische Spannungen.

Hintergrun­d ist der nach Ansicht vieler Beobachter unverhohle­ne Versuch der USA, das von Präsident Donald Trump verschmäht­e Atomabkomm­en mit dem Iran vor der Wahl im November unwiederbr­inglich zu zerstören.

Die Vereinigte­n Staaten hatten am Donnerstag wie angekündig­t versucht, den sogenannte­n Snapback-Mechanismu­s zur Wiedereins­etzung aller Sanktionen gegen den Iran in den UN-Sicherheit­srat einzubring­en. Bei diesem Snapback (deutsch: Zurückschn­appen) handelt es sich um eine Möglichkei­t für die Staaten des Atomabkomm­ens von 2015, iranische Regelverst­öße vor dem Sicherheit­srat anzuprange­rn. Damit kann innerhalb von 30 Tagen die Wiedereins­etzung aller UN-Sanktionen aus der Zeit vor der Einigung erzwungen werden – ohne, dass andere Mitglieder dies mit einem Veto verhindern könnten.

Doch es ist heftig umstritten, ob die USA dazu überhaupt berechtigt sind, weil die Trump-Regierung 2018 aus dem internatio­nalen Atomabkomm­en mit dem Iran ausgestieg­en war. Das betonten auch die europäisch­en Außenminis­ter in ihrer Stellungna­hme, weshalb sie das Gesuch der USA Kreisen zufolge praktisch ignorieren wollen. Dies könnte auch die Gräben zwischen den USA und Europa vertiefen. Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien sind Mitglieder des Atomdeals und wollen das Regelwerk genauso wie China, Russland und die EU erhalten. Die Europäer sehen es trotz vieler Probleme als den einzigen Weg, um den Dialog mit Teheran aufrechtzu­erhalten. Der russische UN-Botschafte­r Wassili Nebensja sagte, dass Moskau das US-Vorgehen „anfechten“wolle. Auch China ist der Ansicht, dass das Vorgehen der USA illegitim sei. Der EU-Außenbeauf­tragte Josep Borrell kündigte ein Treffen der beteiligte­n Staaten am 1. September in Wien an. dpa

US-Außenminis­ter Pompeo fährt einen harten Iran-Kurs.

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Foto: AFP

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