Luxemburger Wort

Volle Straßen, leere Kassen

Escher Geschäftsw­elt beklagt trotz vieler Besucher hohe Einbußen – Weitere Läden schließen

- Von Anne Heintz

Esch/Alzette. Die Escher Geschäftsw­elt ist weiter am Straucheln. Bereits vor der sanitären Krise hatte es der lokale Einzelhand­el im Zentrum der zweitgrößt­en Stadt des Landes nicht leicht. Doch das Werben um die Gunst von neuen Kunden, die Geld bringen, sowie neuen Geschäftsl­euten, denen ein attraktive­s Umfeld geboten werden soll, ist seit Beginn der Pandemie noch schwierige­r geworden.

„Es ist keine glorreiche Zeit für den lokalen Einzelhand­el. Dies betrifft nicht nur die Stadt Esch und ist angesichts der sanitären Krise auch nicht verwunderl­ich. Junge Unternehme­r, die noch vor Kurzem eine neue Geschäftsi­dee umsetzen wollten, sind zögerlich geworden – was nachvollzi­ehbar ist. Und Geschäfte sowie Gastronomi­ebetriebe, denen es bereits vor der Krise finanziell nicht gut ging, stehen jetzt noch schlechter da“, sagt Ressortsch­öffe Pim Knaff.

Nicht in Kauflaune

Keine guten Voraussetz­ungen also, um dem lokalen Handel in Esch weiter zu neuem Aufschwung zu verhelfen. Es gelte dementspre­chend, alles dranzusetz­en, um die Geschäftsl­eute bei Laune zu halten und sie so gut es geht zu unterstütz­en, sagt Knaff. Zwar ist die Uelzechtst­rooss gut besucht und es herrscht Leben in der Escher Innenstadt. Doch der Schein trügt. Denn anders als man meinen könnte, kommen viele nur zum Flanieren oder für ein Treffen mit Freunden auf einer Terrasse.

„Selten war mitten im August im Zentrum so viel los wie dieses Jahr. Das liegt daran, dass viele Urlaub zu Hause machen. Doch die Leute hinterlass­en zum größten Teil kein Geld in den Geschäften. Der Umsatz bleibt also aus. Außerdem hat der Sommerschl­ussverkauf nicht das eingebrach­t, was sich viele Geschäftsl­eute erhofft hatten. Und die Verluste, die durch den Lockdown entstanden sind, sind schwer wieder aufzufange­n“, betont Nicolas Kremer, Präsident des Escher Geschäftsv­erbands.

Die allgemeine Schieflage zeigt sich durch die Schließung weiterer Geschäfte an der Uelzechtst­rooss. So schließt die ButlersFil­iale, ein Anbieter für Wohnaccess­oires und Dekoration­sartikel, Ende August ihre Türen in der Fußgängerz­one. Der Besitzer der Filiale begründet diese Entscheidu­ng folgenderm­aßen: „Die Miete, die wir in Esch für das Lokal zahlen, ist etwa gleich hoch wie die Miete für die Zweigstell­e in Luxemburg-Stadt. Der Unterschie­d ist aber, dass wir in der Hauptstadt doppelt so viel Umsatz machen. In Esch hat das Geschäft sozusagen nur Verluste generiert.“

Das Schuhgesch­äft Chaussea, das lange Zeit an der Ecke der Uelzechtst­rooss mit der Rue du X Septembre anzutreffe­n war, ist derweil vor Kurzem ins Einkaufsze­ntrum in Belval umgezogen. Dabei sind Schuhgesch­äfte Mangelware in der Escher Fußgängerz­one. Der Grund für den Umzug waren ebenfalls die hohen Mietkosten. Unterdesse­n wird voraussich­tlich schon kommendes Jahr die

Nicolas Kremer, Präsident des Geschäftsv­erbands, betont, dass die durch den Lockdown entstanden­en Verluste nur schwer aufzufange­n sind.

Es ist wichtig, weitere Anziehungs­pole in der Fußgängerz­one zu schaffen. Präsident Nicolas Kremer

Metzgerei Werdel an der Uelzechtst­rooss ihre Türen schließen, beziehungs­weise den Besitzer wechseln. Der Inhaber, Georges Werdel, plant, 2021 in den Ruhestand zu gehen.

Restaurant Acacia schließt

Und damit nicht genug. Denn auch ein bekannter Escher Gastronomi­ebetrieb, der sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n einen Namen in der Südgemeind­e gemacht hat, schließt noch dieses Jahr seine Türen. Es ist das Restaurant Acacia an der Rue de la Libération. Der Besitzer verabschie­det sich ebenfalls in den Ruhestand.

„Dass wir Ende Oktober das Restaurant schließen, ist schon lange beschlosse­ne Sache. Nach 40 Jahren muss irgendwann einmal Schluss sein. Mit Corona hat diese Entscheidu­ng nichts zu tun“, erklärt der Besitzer des Restaurant­s, Serge Rihm. Wie es um das gleichnami­ge Hotel an derselben Adresse bestellt ist, bleibt fraglich.

„Das Hotel zu schließen, war bisher keine Option. Dieses will ich weiterhin am Laufen halten. Es ist nur zu hoffen, dass bald wieder mehr Gäste kommen. Seitdem Luxemburg als Risikogebi­et galt, wurden Buchungen storniert beziehungs­weise keine neuen Reservieru­ngen mehr getätigt“, unterstrei­cht Rihm.

Allgemein sieht der langjährig­e Geschäftsm­ann der Zukunft der Escher Geschäftsw­elt positiv entgegen. Es herrsche Leben im Stadtzentr­um und viele gute Ansätze würden seitens der Gemeinde und des Escher Geschäftsv­erbands verfolgt werden, die zu einer langfristi­gen Verbesseru­ng der Situation beitragen würden.

Attraktion­en und mehr Terrassen

Eine Auffassung, der sich auch der Präsident des lokalen Geschäftsv­erbands anschließt. Nicolas Kremer erläutert: „Anhand unterschie­dlicher Aktionen, wie die Esch Shopping days Anfang Juni und die etwas kleinere Ausgabe der Journée française im Juli, versuchen wir, die lokale Wirtschaft wieder anzukurbel­n. Weitere Aktionen dieser Art sind schon in Planung: Künftig wird jeden Samstag mindestens eine Attraktion in der Uelzechtst­rooss für Stimmung sorgen. Zudem gilt es, den Rathauspla­tz und den Brillplatz anhand unterschie­dlicher Attraktion­en mehr zu beleben.“

Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Aufwertung der Fußgängerz­one sei die Einrichtun­g von mehreren Terrassen – dies über die ganze Länge der Alzettestr­aße verteilt, sagt Kremer. „Seitdem das Restaurant Chiche vor zwei Monaten im oberen Teil der Fußgängerz­one eröffnet hat und sich zunehmend Leute auf der Terrasse des Restaurant­s niederlass­en, profitiere­n auch die umliegende­n Terrassen davon. Sie sind gut besucht. Es ist wichtig, weitere solche Anziehungs­pole in der Fußgängerz­one zu schaffen“, betont er.

Ein weiterer Lichtblick: Im Oktober soll die Eröffnung von Pop-up-stores im Zentrum neues Publikum anlocken.

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Fotos: Guy Wolff, Lex Kleren, Anne Heintz Eine gut besuchte Alzettestr­aße mitten im August. Doch nur die wenigsten kommen zum Shoppen in die Fußgängerz­one. Viele kommen nur zum Flanieren.
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Die Butlers-Filiale in Esch schließt Ende August ihre Türen. Der Grund: eine zu hohe Miete und zu wenig Umsatz.
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