Auf der Suche nach Ruhe
Fußball-Rekordmeister Jeunesse will die Skeptiker zum Auftakt der BGL Ligue Lügen strafen
Selten stand ein Club so stark unter Druck, ehe die Saison begonnen hat. Jeunesse wurde nach dem Abgang von mehreren Leistungsträgern im Sommer eine äußerst schwierige Saison in der BGL Ligue vorausgesagt. Die neuen griechischen Investoren taten sich lange Zeit schwer auf dem Transfermarkt.
Kurz vor Transferschluss wurden sieben neue Spieler unter Vertrag genommen. Der Rekordmeister verpflichtete die Verteidiger Abdoulaye Diallo (SEN) und Xavier Tomas (F), die Mittelfeldspieler Steven Crolet (F) und Georgios Xenitidis (GR) sowie die Angreifer Markus Einsiedler (D), Mégan Laurent (B) und Alexandros Voilis (GR).
Sicherheit bekommt man nicht, indem man sich hinten reinstellt. Trainer Marcus Weiss
Auf den neuen Trainer Marcus Weiss wartet eine Herkulesaufgabe: Er muss die Neuen innerhalb von kurzer Zeit integrieren. Im Idealfall soll der ein oder andere Neuzugang bereits am Samstag im Stadtderby bei Fola zu einem gelungenen Auftakt beitragen.
Der Deutsche versucht, sich nicht von den Diskussionen über die Probleme des Rekordmeisters ablenken zu lassen. „Mein Job ist es, die Trainingseinheiten gut vorzubereiten und zu leiten. Die Spieler, die ich seit Saisonbeginn zur Verfügung habe, waren mit großer Motivation bei der Sache.“
Sie waren sogar bereit, oft zwei Mal am Tag zu trainieren, obwohl sie ihr Brot nicht ausschließlich mit dem Fußball verdienen. „Wir hatten eine Menge Arbeit in den vergangenen Wochen und Tagen“, ergänzt Weiss. Fortschritte sind erkennbar. Bei der Generalprobe am Mittwoch siegte der Rekordmeister mit 6:1 gegen US Esch.
Weiss hofft, dass sein Team auch gegen Fola eine geschlossene Mannschaftsleistung zeigen wird. Der 33-Jährige macht darauf aufmerksam, dass vier der sieben kurzfristig verpflichteten Neuzugänge bereits etwas mit der Spielweise von Jeunesse vertraut sind. „Markus Einsiedler trainiert seit zwei Wochen mit der Mannschaft, die beiden Griechen Georgios Xenitidis und Alexandros Voilis seit zehn
Tagen. Auch Xavier Tomas hat schon einige Trainingseinheiten mit uns absolviert.“
Weiss muss dennoch das große Ganze im Blick haben. „Es geht darum, am Samstag die bestmögliche Mannschaft aufzustellen und nicht alle kurzfristig verpflichteten Spieler gleichzeitig zum Einsatz kommen zu lassen. Wir wollen ein Team sein, das sich durch ein gut funktionierendes System auszeichnet.“
Weiss geht auf die unterschiedlichen Profile ein, die die Neuen mitbringen: „Die beiden Griechen können richtig gut kicken. Beide sind jedoch erst 20 Jahre alt. Man kann keine Wunderdinge von ihnen erwarten. Xavier Tomas weist eine Menge Erfahrung auf. Bevor er zu uns kam, hat er jedoch längere Zeit kein Mannschaftstraining mehr gehabt.“
19-Jähriger steht im Tor
Spannend wird am Samstag nicht nur zu beobachten sein, wie sich die Neuzugänge schlagen werden. Mit Lucas Fox wird ein 19-Jähriger im Tor stehen. „Torwarttrainer Christoph Schesniak hat mir nach dem Abgang von Kevin Sommer gesagt, dass Jeunesse mit Lucas Fox einen richtig starken Torhüter in der Hinterhand hat. Er ist gut ausgebildet worden. Er ist der ideale Kandidat, um ihm Vertrauen zu schenken.“Neben Fox werden am Samstag weitere junge
Spieler wie beispielsweise Rick Brito gefordert sein. Mit Alessandro Fiorani und Emmanuel Lapierre (beide verletzt) werden zwei erfahrene Spieler nicht zur Verfügung stehen.
Jeunesse will unabhängig vom Personal im Derby mutig auftreten. Weiss geht mit gutem Beispiel voran: „Sicherheit bekommt man nicht, indem man sich hinten reinstellt. Derbys spielt man nicht, Derbys gewinnt man.“
Der Deutsche hofft auf eine Trotzreaktion: „Wir wurden teilweise so schlecht geschrieben, nun liegt es an uns, den Skeptikern das Gegenteil zu beweisen.“Ein Erfolgserlebnis würde dazu führen, dass wieder mehr Ruhe herrscht.