Luxemburger Wort

Genussmome­nte

Warum Laufen glücklich machen kann

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Sport trainiert nicht nur den Körper, sondern entspannt auch den Geist. Zumindest, wenn man es richtig anstellt – ein wichtiger Tipp dabei: Ruhig mal etwas Tempo rausnehmen.

Joggen ist gut für den Geist – besonders, wenn man sich dabei nicht allzu sehr verausgabt. „Die positiven mentalen Effekte kommen vor allem beim moderaten Laufen – im sogenannte­n aeroben Bereich, wo die Muskulatur noch genug Sauerstoff hat“, sagt Daniela Dihsmaier, SportMenta­l-Coach. Aerob bedeutet: ungefähr bei 60 Prozent der maximalen Leistungsf­ähigkeit laufen.

Die meisten Menschen seien aber zu schnell unterwegs, beobachtet Dihsmaier. „Mein Rat ist: Wenn es sich anstrengen­d anfühlt, nimmt man ein bisschen Tempo raus. Fast so, dass man sich etwas unterforde­rt fühlt. Das ist dann der richtige Bereich für aerobes Training.“

Was passiert dabei im Körper? „Im aeroben Bereich wissen wir, dass der Cortisolsp­iegel im Körper sinkt – die Belastung ist noch im Rahmen und angenehm, sodass die Gedanken wandern können. Das sorgt für Stressabba­u“, erklärt Dihsmaier.

Leistungsf­ähigkeit des Hirns steigern

Laufen im aeroben Bereich hat der Expertin zufolge außerdem positive Auswirkung­en auf die kognitive Leistungsf­ähigkeit. „Es bilden sich neue Nervenzell­en, was gut für die Erinnerung­sfähigkeit ist. Außerdem wird die neuronale Vernetzung gefördert, wovon unter anderem das Arbeitsged­ächtnis profitiert.“Beim Laufen in diesem Bereich kurble man auch seinen Stoffwechs­el an. So stärke man sein Immunsyste­m.

„Außerdem schüttet der Körper Glückshorm­one aus. Auf mentaler Ebene entsteht dadurch ein Genussmome­nt. Das prägt sich irgendwann ein und es fällt immer leichter, den Schweinehu­nd vor der Joggingrun­de zu überwinden“, erklärt Dihsmaier.

Körper unter Stress

Und was passiert, wenn man sich bis an die Grenzen belastet? „Im sogenannte­n anaeroben Bereich, etwa beim Intervallt­raining, hat man Adrenalin im Blut, hier steigt der Cortisolsp­iegel – man setzt seinen Körper unter Stress, um seine Leistung zu steigern“, sagt Dihsmaier.

Dieser Stress kann auch Freude bringen: „Wer wettkampfo­rientiert ist, schneller werden will und sich mit anderen vergleicht, für den können hier Trainingse­rfolge eine zusätzlich­e Belohnung und Motivation sein“, erklärt Dihsmaier und fügt zugleich an: „Dafür muss man aber eine gewisse Resilienz mitbringen, damit es einen nicht umwirft, wenn man sich mit anderen Menschen vergleicht.“

Daraus ergibt sich ihr abschließe­nder Rat: Wer laufen geht, um ein Dauertief anzuheben, sollte nicht zu früh in diesen Wettkampfs­port und das anaerobe Training eintreten. Und für jemanden in einer depressive­n Phase sei es nicht ratsam, in Drucksitua­tionen beim Sport zu kommen – wie sie Wettbewerb­e erzeugen können.

Besser ist in dem Fall: Sich ein individuel­les Ziel nur für sich setzen – eine bestimmte Laufdistan­z zu meistern, zum Beispiel. dpa

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